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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2002 — 2003

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I. Das Geschäftsjahr 2002
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Hauptmann, Harald: Karl Jettmar (8.8.1918 - 28.3.2002)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66351#0145
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156 | NACHRUFE

Institut ein Gesicht zu geben und nach außen auchWirkung zu verleihen. Als Direk-
tor des Südasien-Instituts, der ganz unterschiedliche Fachbereiche zu vertreten hatte,
baute er 1966/67 eine Außenstelle in Kabul auf. Sie sollte auch archäologische For-
schungen anstoßen und vor allem den Kontakt seines Instituts zu einheimischen
Wissenschaftlern fordern. Sie mußte aber nach wenigen Jahren wegen des ersten
großen Afghanistan-Konflikts nach Islamabad verlegt werden, wo sie aufgrund einer
unzureichenden wissenschaftlichen Aufgabenstellung nicht überleben konnte. Einer
größeren Wirkung für eine Zusammenarbeit deutscher und einheimischer Wissen-
schaftler war jedoch der von ihm geforderten Außenstelle in Delhi beschieden. Seine
auch in den Jahren 1964, 1971 und 1973 fortgeführten Feldarbeiten in Nordpaki-
stan, in die auch seine Schüler einbezogen waren, sollte in em groß angelegtes Pro-
jekt münden. Nachdem er bei seiner letzten Reise im oberen Industal eine im eura-
sischen Tierstil eingeritzte Felszeichnung entdeckt hatte, faßte er den Entschluß den
reichen Bestand der seit langem bekannten Felsbilder und Inschriften systematisch
zu sammeln und wie auch „meine ethnologischen Feldaufnamen“ als eine „Quelle
für die Sozial- und Geistesgeschichte Asiens“ zu nutzen. Diese Absicht konnte aber
erst 1979 mit der gemeinsam mit A. H. Dani von der Universität Islamabad gegrün-
deten Pak-German Study Group for Anthropological Research in the Northern
Areas verwirklicht werden, nachdem der 1974 begonnene Ausbau des Karakorum-
Highway vollendet war. Das 1980 vom Deutschen Archäologischen Institut, 1981 bis
1983 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geforderte Unternehmen wurde
danach von der Heidelberger Akademie übernommen. Die Forschungsstelle führt
seither in Zusammenarbeit mit Gelehrten aus Pakistan, England und Frankreich die
systematische Aufnahme und Publikation der Petroglyphen und Inschriften in den
einzelnen Stationen am oberen Indus fort, die eine der größten Felsbildgalerien in
der Welt bilden. In zahlreichen Arbeiten hat er dazu beigetragen, die historische und
kulturelle Entwicklung der Bergregion zwischen den sie umgebenden großen Rei-
chen zu erschließen und die trotz des Buddhismus und der darauf folgenden Islami-
sierung bis heute in den einzelnen Tälern um den Oberlauf des Indus erhaltenen
religiösen Traditionen aufzuzeigen. Es war aber immer em besonderes Anliegen, die
Beziehungen zwischen den Kulturen des eurasischen Steppenraums mit der Berg-
region im Süden in den einzelnen Epochen seit der Frühzeit darzustellen. Durch
Ausstellungen seines Felsbildprojekts, die mit dem Titel „Zwischen Gandhara und
den Seitenstraßen“ erstmals 1985 in Köln und danach in anderen europäischen Städ-
ten sowie in Karachi und Islamabad präsentiert wurden, sind seine Arbeitsergebnisse
auch einer breiten Öffentlichkeit nahegebracht worden. Daneben war er aber auch
bemüht, das künstlerische Erbe seines als Vertreter der Wiener Secession berühmten
Vaters Rudolph Jettmar zu wahren, wozu die Herausgabe einer 1984 erschienenen
Monographie beitrug. In dem über 200 Titel umfassenden CEvre sind noch zwei
Werke hervorzuheben, die nach seiner 1985 erfolgten Emeritierung und trotz
schwerer Krankheit im letzten Lebensjahr abgeschlossen und deren Herausgabe ihm
besonders am Herzen lagen. Der 2002 in Karachi unter dem Titel „Beyond the
Gorges of the Indus“ erschienene Sammelband verschiedener Schriften sollte seine
Arbeiten vor allem seinem Gastland Pakistan nahebringen. Sein besonderes Interesse
 
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