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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2014 — 2015

DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2014
DOI Kapitel:
I. Jahresfeier am 24. Mai 2014
DOI Artikel:
Debus, Jürgen: Festvortrag von Jürgen Debus „Strahlenheilkunde: eine multidisziplinäre Herausforderung“
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55654#0029
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Festvortrag von Jürgen Debus

Was ist die Aufgabe des Strahlentherapeuten?
Wir haben ein unsichtbares Instrument, den Strahl, und auch der Tumor im Pati-
enten ist in der Regel unsichtbar. Die Aufgabe besteht also darin, zwei unsichtbare
Dinge zusammenzubringen. Bei dieser Aufgabe hat uns in den jüngsten Jahren
die Kooperationen mit Mathematikern und Informatikern extrem geholfen, und
natürlich auch die Weiterentwicklung in der Physik. Physik ist nicht nur geeig-
net, Vorgänge genau zu beschreiben, wie z. B. eine schwingende Saite, wie soeben
bei dem Violinkonzert gehört, sondern ist auch sehr ästhetisch. Es ist wunderbar,
wenn die Ästhetik zusätzlich mit einem eindeutigen praktischen Nutzen verbun-
den ist, und diese Erkenntnis möchte ich heute mit Ihnen teilen.
Was haben wir in den letzten Jahren dazu beigetragen?
Wir haben uns in der Darstellung der Tumore verbessert. Um das Unsichtbare
sichtbar zu machen, benutzen wir heute Computertomographie und Magne-
tresonanztomographie zusammen mit Radiodiagnostikern und auch Nuklear-
medizinern. Radiochemikern stellen uns funktionelle Bilder zur Verfügung, die
mit Hilfe molekularer Markierungen den Stoffwechsel der Tumorzellen dar-
stellen.
Wenn Sie sich z. B. Patienten mit Schädelbasistumoren anschauen, kann es
sehr schwierig sein, die Grenzen des Tumors zu erkennen. Der Tumor hat al-
lerdings molekulare Strukturen an der Oberfläche, d. h. der Tumor zeigt an der
Oberfläche einen bestimmten Rezeptor. Diesen können wir heute mit einem ganz
speziellen Verfahren, der Positronen-Emissionstomographie, markieren. Wir kön-
nen dann sehr spezifisch darstellen, was behandelt werden muss und welches Ge-
webe geschont werden kann. Die Kooperation mit den Kollegen der bildgebenden
Verfahren ist damit ein ganz wesentlicher Punkt für uns, das Unsichtbare noch
genauer sichtbar zu machen und damit die Patienten sicher zu behandeln. Dieser
Ansatz gelingt nicht nur im Hirn, sondern auch bei Patienten mit Prostatatumoren
können wir heute den Tumor präziser erfassen. Auf einer Magnetresonanztomo-
graphie der Prostata ist es häufig relativ schwierig zu erkennen, wo dieser Tumor
sitzt. Dies ist besonders schwierig, wenn an der Prostata schon einmal operiert
wurde. Neuerdings kann man mit einem sehr spezifischen Marker, das ist das pro-
stataspezifische Membran-Antigen, den Tumor mit hoher Spezifität und Sensiti-
vität darstellen und dann dementsprechend die gewünschte Dosis individuell an
diesen Patienten anpassen.
Wir erzeugen aus diesen Daten dreidimensionale Modelle des Patienten, die
eine gewisse Ästhetik für den Behandler ausstrahlen. Diese Informationen nutzen
wir, um die Patienten präzise zu positionieren.

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