III. Veranstaltungen
anderen Aspekt Franklin’scher Erfinderfreude: Bei seinem Aufenthalt in London
1757-1762 war er von dem Klang der „Musical Glasses“ - mit Wasser ungleich
hoch gefüllten Trinkgläsern - so beeindruckt, dass er sich eine bessere Methode,
unterschiedliche gestimmte Gläser zu spielen, ausdachte und die Glasharmonika
erfand. Mit ihrem ätherisch zarten, aber durchdringenden und unendlich vielfar-
bigen Timbre wurde die Glasharmonika bald zu einem Modeinstrument, für das
kein Geringerer als Mozart einige Stücke komponierte. Kurfürst Karl Theodor
interessierte sich in Mannheim sehr für das neue Instrument und ließ eigene Ex-
emplare entwickeln; in Karlsruhe betrieb der Hofkapellmeister Schmittbaur eine
florierende Glasharmonika-Manufaktur. Beim Klang des Instruments, so wusste
man aber auch zu berichten, fielen Damen reihenweise in Ohnmacht, und Do-
nizetti illustrierte den Wahnsinn seiner Lucia di Lammermoor durch die Glas-
harmonika als Begleitinstrument ihrer großen Arie; erst später, als das Instrument
aus der Mode gekommen war, wurde der Part durch eine Querflöte ersetzt. Für
Christian Friedrich Daniel Schubart vermittelte das Spiel der aus Bruchsal stam-
menden Glasharmonika-Virtuosin Marianne Kirchgässner „Ahnungen einer höheren
Harmonie, wie sie die guten Seelen in einer schönen Sommermondnacht durchzittern. Unter
ihren Fingern reift der Glaston zu seiner vollen schönen Zeitigung und stirbt so lieblich dahin
wie Nachtigallenton, der mitternachts in einer schönen Gegend verhallt“.
Heute gibt nur noch wenige spielbare Instrumente der Franklinschen Bau-
art. Deshalb war es eine besondere Gelegenheit, eines davon während des Aka-
demiesalons hören zu können. Sascha Reckert, professioneller Glasmusiker und
Glasharmonika-Bauer, spielte gemeinsam mit Philipp Alexander Marguerre Kom-
positionen aus der Zeit Franklins, wobei sowohl eine Glasharmonika ursprüngli-
cher Bauart zum Einsatz kam als auch eine von Reckert weiterentwickelte Form
namens Verrophon; dass sich die Glasharmonika auch, etwa anstelle des Klaviers,
als Begleitinstrument für Liedgesang eignet, brachte Ruth Baaten als Sängerin
zu Gehör. Das lebhafte Interesse des Publikums an den Instrumenten und ihrer
Spielweise machte deutlich, dass die Faszination des gläsernen Klangs ungebro-
chen ist.
Zur Einstimmung auf den Akademiesalon fand am Vorabend, dem 12. Juli
2014 ein öffentliches Serenadenkonzert mit Harmoniemusik aus dem 18. Jahr-
hundert im Hofgarten der Akademie statt. Wie in den Jahren zuvor spielte das
Carl-Theodor-Ensemble. Und wie in den Jahren zuvor konnten die Gäste des Sa-
lons nach dem Ende der Veranstaltung an einem Buffet probieren, wie die Speisen
aus der Neuen Welt im 18. Jahrhundert wohl geschmeckt haben könnten. Kann
man also schon von einer Tradition des Akademiesalons sprechen? Bisher scheint
es so. Ein weiterer Akademiesalon 2015 ist geplant.
Silke Leopold
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anderen Aspekt Franklin’scher Erfinderfreude: Bei seinem Aufenthalt in London
1757-1762 war er von dem Klang der „Musical Glasses“ - mit Wasser ungleich
hoch gefüllten Trinkgläsern - so beeindruckt, dass er sich eine bessere Methode,
unterschiedliche gestimmte Gläser zu spielen, ausdachte und die Glasharmonika
erfand. Mit ihrem ätherisch zarten, aber durchdringenden und unendlich vielfar-
bigen Timbre wurde die Glasharmonika bald zu einem Modeinstrument, für das
kein Geringerer als Mozart einige Stücke komponierte. Kurfürst Karl Theodor
interessierte sich in Mannheim sehr für das neue Instrument und ließ eigene Ex-
emplare entwickeln; in Karlsruhe betrieb der Hofkapellmeister Schmittbaur eine
florierende Glasharmonika-Manufaktur. Beim Klang des Instruments, so wusste
man aber auch zu berichten, fielen Damen reihenweise in Ohnmacht, und Do-
nizetti illustrierte den Wahnsinn seiner Lucia di Lammermoor durch die Glas-
harmonika als Begleitinstrument ihrer großen Arie; erst später, als das Instrument
aus der Mode gekommen war, wurde der Part durch eine Querflöte ersetzt. Für
Christian Friedrich Daniel Schubart vermittelte das Spiel der aus Bruchsal stam-
menden Glasharmonika-Virtuosin Marianne Kirchgässner „Ahnungen einer höheren
Harmonie, wie sie die guten Seelen in einer schönen Sommermondnacht durchzittern. Unter
ihren Fingern reift der Glaston zu seiner vollen schönen Zeitigung und stirbt so lieblich dahin
wie Nachtigallenton, der mitternachts in einer schönen Gegend verhallt“.
Heute gibt nur noch wenige spielbare Instrumente der Franklinschen Bau-
art. Deshalb war es eine besondere Gelegenheit, eines davon während des Aka-
demiesalons hören zu können. Sascha Reckert, professioneller Glasmusiker und
Glasharmonika-Bauer, spielte gemeinsam mit Philipp Alexander Marguerre Kom-
positionen aus der Zeit Franklins, wobei sowohl eine Glasharmonika ursprüngli-
cher Bauart zum Einsatz kam als auch eine von Reckert weiterentwickelte Form
namens Verrophon; dass sich die Glasharmonika auch, etwa anstelle des Klaviers,
als Begleitinstrument für Liedgesang eignet, brachte Ruth Baaten als Sängerin
zu Gehör. Das lebhafte Interesse des Publikums an den Instrumenten und ihrer
Spielweise machte deutlich, dass die Faszination des gläsernen Klangs ungebro-
chen ist.
Zur Einstimmung auf den Akademiesalon fand am Vorabend, dem 12. Juli
2014 ein öffentliches Serenadenkonzert mit Harmoniemusik aus dem 18. Jahr-
hundert im Hofgarten der Akademie statt. Wie in den Jahren zuvor spielte das
Carl-Theodor-Ensemble. Und wie in den Jahren zuvor konnten die Gäste des Sa-
lons nach dem Ende der Veranstaltung an einem Buffet probieren, wie die Speisen
aus der Neuen Welt im 18. Jahrhundert wohl geschmeckt haben könnten. Kann
man also schon von einer Tradition des Akademiesalons sprechen? Bisher scheint
es so. Ein weiterer Akademiesalon 2015 ist geplant.
Silke Leopold
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