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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2014 — 2015

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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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II. Das WIN-Kolleg
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Fünfter Forschungsschwerpunkt „Neue Wege der Verflechtung von Natur‑ und Geisteswissenschaften“
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1. Zeiten des Umbruchs? Gesellschaftlicher und naturräumlicher Wandel am Beginn der Bronzezeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.55654#0238
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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

tiert. Die Tallandschaft südlich des heutigen Augsburg war also dicht mit kleinen
Hofstätten aufgesiedelt, die sicherlich die angrenzende Lössterrasse intensiv be-
wirtschafteten. Da die Befunde allesamt erst in den beiden letzten Jahrzehnten er-
graben wurden, sind sie durchweg gut dokumentiert. Hinzu kommen die optima-
len Arbeitsbedingungen in der Region dank der hervorragenden Zusammenarbeit
mit dem Landesamt für Denkmalpflege, der Stadtarchäologie Augsburg und dem
Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte, Gruppe Augsburg Süd. Bislang haben
wir 140 menschliche Skelette beprobt, und Bernd Kromer und Susanne Lindauer
haben sie mit Hilfe der Radiokarbonmethode absolutchronologisch datiert. Dies
ist eine der größten Datenserien, die je in Europa erhoben wurden. Für 83 In-
dividuen liegen die Ergebnisse der von Alissa Mittnik vorgenommenen paläoge-
netischen Analysen (bislang mit einem Fokus auf die mitochondriale DNA) und
für 85 Individuen die von Gorina Knipper durchgeführten Isotopenanalysen vor,
wobei die stabilen Isotope von Stickstoff und Kohlenstoff sowie Strontium und
Sauerstoff gemessen wurden. Auf diese Weise können wir Fragen nach Mobilität
und Ernährung klären sowie mögliche Verwandtschaftsverhältnisse zwischen ein-
zelnen Individuen beleuchten und diese Ergebnisse miteinander in Verbindung
setzen. Darüber hinaus haben Ernst Pernicka und Steffen Kraus 168 Metallobjekte
zerstörungsfrei mit Hilfe eines tragbaren Röntgenfluoreszenzanalysators hinsicht-
lich ihrer Legierungszusammensetzung (Kupfer, Zinn, Blei, Silber, Nickel etc.)
untersucht. Bisher wurden insgesamt 12 Metallobjekte aus dem Lechtal und dem
zeitgleichen Gräberfeld von Singen mittels Bleiisotopie und Spurenelementanaly-
sen weiter untersucht, um die genaue Herkunft des Kupfers zu ermitteln.
Ergänzt wurden die Augsburger Probenserien um die Neubeprobung von
zehn Skeletten aus dem Gräberfeld von Singen im Hegau. Die entsprechenden
Individuen waren bereits in den 1980er Jahren in Heidelberg von Bernd Kromer
mittels radiometrischer Verfahren datiert worden, doch weckten die umfangrei-
chen Datenserien aus dem Augsburger Raum Zweifel an der Haltbarkeit der alten
Datensätze. Wir haben dieselben Skelette neu beprobt, und Kromer und Lindauer
haben sie mit Hilfe der sehr viel präziseren AMS-Analysen neu datiert.
Dank der fortschreitenden archäologischen Analysen und der nun vorliegen-
den Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Untersuchungen aus den ersten bei-
den Probenserien ist es uns bereits jetzt möglich, Antwort auf viele der zu Beginn
unseres Projekts formulierten Fragen zu geben, die die chronologische Abfolge,
menschliche Mobilität, Veiwandtschaftsbeziehungen, Ernährungsweisen und die
Metallversorgung der lokalen Gemeinschaften betreffen (vgl. Abbildung).
Chronologische Abfolge
Auf Basis von bislang 150 radiokarbondatierten Bestattungen können wir mit
größter Wahrscheinlichkeit sagen, dass das Endneolithikum und die Frühbronze-

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