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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2014 — 2015

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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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II. Das WIN-Kolleg
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Sechster Forschungsschwerpunkt „Messen und Verstehen der Welt durch die Wissenschaft“
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5. Geld, Gunst und Gnade. Die Monetarisierung der Politik im 12. und 13. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.55654#0256
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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

Betrachtungsweise verspricht sowohl Einblicke in längerfristige Entwicklungen
als auch ein besseres Verständnis des Einzelfalls. Es geht folglich um den Versuch,
durch eine stärkere Einbeziehung und Gewichtung der konkreten Zahlungen, die
eher qualitativ arbeitende Forschung um einen stärker quantifizierenden Zugang
zu erweitern. Gleichzeitig soll die jeweilige Kontextgebundenheit und die Gren-
zen einer solchen Bemessung der Gnade herausgearbeitet werden.
Zentrales Anliegen des Projektes ist es daher, die Zahlenangaben, die im be-
handelten Zeitraum in den Quellen verstärkt auftauchen, auf ihre Glaubwürdigkeit
zu prüfen und in den größeren Kontext einzuordnen. Die Geschichtswissenschaft
hat für diese Zeit zwar die Rolle des Geldes allgemein erkannt, eine Bewertung
der konkreten Beträge steht jedoch noch aus. Um nicht bei wenig aussagekräftigen
Klassifizierungen wie „sehr hoch“, „ganz besonders hoch“ etc. stehen zu bleiben,
soll ein Koordinatensystem erstellt werden, durch das die einzelnen Angaben mit
weiteren Belegen in Verbindung gebracht und Relationen aufgezeigt werden kön-
nen. Daneben soll die Bewertung des Geldes bzw. des Bemessens der Gnade des
Herrschers - dem Anspruch nach eigentlich weder zählbar noch käuflich - in den
Blick genommen werden.
Das Projekt will die monetäre Quantifizierung von Gunst und Gnade im
12. und 13. Jahrhundert mit ihren Auswirkungen auf politische Ordnungsvor-
stellungen und Praxis erforschen. Es gilt, die zentrale Bedeutung des Geldes in
vergleichender Betrachtung herauszuarbeiten. Die monetären Austauschprozesse
sollen dabei nicht als rein ökonomisches Phänomen, sondern als Abbild sozialer
Beziehungen verstanden und gedeutet werden. Die klassischen ökonomischen
Funktionen des Geldes - Zahlungsmittel, Maßstab zur Wertbestimmung, Instru-
ment zur Wertspeicherung - dehnten sich auch auf die Herrschaftskonzeption aus.
Der hierdurch hervorgerufene Wandel soll für die Zeit der staufischen Herrscher
untersucht werden. Hierbei sind die unterschiedlichen Regionen des Imperiums
- das Reich nördlich der Alpen, Norditalien, Sizilien - gesondert wie vergleichend
zu behandeln, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten, Phasenverschiebungen,
konvergierende Entwicklungen und Austauschprozesse zu erkennen.
Zentrale Fragestellungen des Projekts:
- Welche Folgen hatte die zunehmende Verfügbarkeit des Geldes auf die politi-
sche Ordnung, und welche Veränderungen ereigneten sich hier im Verlauf des
12. und 13. Jahrhunderts?
- Wie lassen sich die in den Quellen nun vermehrt auftauchenden Summen be-
werten und vergleichen?
- Gab es ein Tarifsystem der politischen Ordnung (Strafe, Buße, Entschädigungs-
zahlungen, Tribut etc.), welche Aspekte waren für die Festsetzung der Beträge
ausschlaggebend?

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