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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2014 — 2015

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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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II. Das WIN-Kolleg
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Sechster Forschungsschwerpunkt „Messen und Verstehen der Welt durch die Wissenschaft“
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7. Quantifizierung und Operationalisierung der Verhältnismäßigkeit von internationalen und interlokalen Sanktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.55654#0264
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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

knapper Ressourcen (z. B. Marktstände, Mobilfunk-Lizenzen) und bei der Verga-
be öffentlicher Aufträge sowie Kosten-Nutzen-Berechnungen bei der Verkehrs-
wegeplanung und der Förderung von deren Bau.1 Schließlich bieten numerische
Methoden auch Ansätze, Prognoseunsicherheiten über Risiken transparenter in
die Abwägung einzustellen, z. B. über entsprechende Wahrscheinlichkeitsfaktoren.
Zeitliche Effekte lassen sich durch Diskontierungen abbilden.
Quantifizierungen haben sich als politisch einflussreich eiwiesen, obgleich
ein genauerer Blick Zweifel an der Aussagekraft mancher Zahl aufwirft. Dies soll
an der Studie von Hufbauer/Schott/Elliot2 beispielhaft illustriert werden. Mit der
Aussage, dass 34 % aller Sanktionen erfolgreich sind,3 hat sie die Außenpolitik der
Vereinigten Staaten von Amerika zu Beginn der 1990er Jahre beeinflusst und zu
einer Renaissance von Sanktionen geführt.4 Betrachtet man die Studie näher, stellt
sich heraus, dass diese Zahl auf der Einschätzung des Erfolgs auf einer Skala von
1-4 (Fehlschlag/unklar/Teilerfolg/Erfolg) und des Beitrags der Sanktionen dazu
auf einer Skala von 1-4 (negativ/klein/wesentlich/entscheidend) beruht, wobei ein
Wert höher als 9 als Erfolg gilt.5 Diese eingeschränkte Quantifizierung unterstützt
einerseits die Rationalisierung des Vergleichs von nicht direkt messbaren Größen,
ähnlich den Schulnoten. Die Erfolgseinschätzung lässt sich andererseits in vielen
Fällen anzweifeln, wo nicht klar zwischen dem Erfolg der Sanktionen und dem Er-
folg anderer (u. a. militärischer) Maßnahmen unterschieden werden kann.6 Folgt
man diesen Zweifeln, lässt sich eine weit geringere Erfolgsquote von nur 6 - 9 %
vertreten.7 Die einzelne Prozentangabe vermittelt daher unter Umständen nur
eine Scheingenauigkeit, die nicht die Bandbreite der vertretbaren Bewertungen
widerspiegelt. Dies gilt es bei der Arbeit mit Quantifizierungen zu beachten.
Eine beschränkte Quantifizierung arbeitet die Gewichtsformel Robert Alexys
aus. Alexy bildet das Ergebnis der Abwägung mit „bedingten Vorrangrelationen“
ab, der Abwägungsvorgang selbst wird über eine Gewichtsformel beschrieben, die
auf eine triadische bzw. doppeltriadische Skalierung beschränkt ist (Eingriffsin-
tensität „schwer, mittel, leicht“, abstraktes Gewicht „hoch, mittel, gering“, hinzu
Erkenntnissicherheit.)8 Die Gewichtsformel enthält numerische Ansätze, indem

1 Siehe Hofmann, Abwägung im Recht - Chancen und Grenzen numerischer Verfahren im öf-
fentlichen Recht, 2007.
2 Aktuelle Auflage: Hufbauer/Schott/Elliot/Oegg, Economic Sanctions Reconsidered, 3. Auflage
2007.
3 Ebd. S. 158 f.
4 Vgl. Pape, Why Economic Sanctions do not work, International Security 22 (1997), S. 91 (92).
5 Hufbauer/Schott/Elliot/Oegg, Economic Sanctions Reconsidered, 3. Auflage 2007, S. 49 f.
6 Pape, Why Economic Sanctions do not work, International Security 22 (1997), S. 91 (99ff).
7 Pape, ebd. S. 106, Fn. 34.
8 Siehe Alexy, Die Gewichtsformel in Gedächtnisschrift Sonnenschein, 2003, S. 771 ff; siehe
dazu auch Riehm, Abwägungsentscheidungen in der praktischen Rechtsanwendung, 2006;
Klatt/Schmidt, Spielräume im Öffentlichen Recht, 2010.

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