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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2014 — 2015

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D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder
DOI Kapitel:
I. Antrittsreden
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Mair, Christian: Christian Mair: Antrittsrede vom 19. Juli 2014
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55654#0326
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D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder

guisten und Sprachhistoriker, erfolgreich um eine Stelle als wissenschaftlicher
Assistent. Selber aus der philologischen Schule Karl-Heinz Göllers kommend,
akzeptierte Manfred Markus den Spagat zwischen Literaturwissenschaft und Lin-
guistik mit großem Wohlwollen, und so konnte die Dissertation mit dem etwas
ungelenken Titel Geschichtsverständnis und Textstruktur im sozialkritischen amerikani-
schen Roman der dreißigerJahre: John Dos Rassos, James T. Farrell, Josephine Herbst - Eine
literaturwissenschaftlich-linguistische Studie 1985 erfolgreich abgeschlossen werden.
Der Gegenstand der Arbeit beschäftigt mich heute nicht mehr. Wohl aber
hilft sie mir bis auf den heutigen Tag, die Brücke aus der Sprachwissenschaft in
die Literatur- und Kulturwissenschaften zu schlagen - sei es in interdisziplinären
Lehrveranstaltungen, als (Mit)herausgeber von einschlägigen Publikationen oder
als Ausrichter von Konferenzen.
Nach den interdisziplinären Höhen und Tiefen der Dissertation strebte ich
in der Habilitation nach fachlicher Disziplin. Sprachliche Vielfalt und der Sprach-
vergleich hatten mich, wie schon angedeutet, schon seit jeher fasziniert, und diese
Faszination kanalisierte ich in die kontrastive Linguistik (sowohl ihren angewand-
ten als auch ihren theoretischen, sprachvergleichend-typologischen Zweig). Die
nichtfiniten Nebensätze des Englischen (infinitives, gerunds, participles') und ihre
deutschen Entsprechungen schienen ein habilitationswürdiges Themenfeld zu
bieten, und ich machte mich an die Arbeit.
Fünf Jahre später (1990) erschien bei Cambridge University Press Infinitival
clauses in English: A study of syntax in discourse. Wie man sieht, war bereits die Be-
schreibung der einzelsprachlichen Fakten des englischen Infinitivs allein auf die
Länge einer Habilitationsschrift angeschwollen, und zugerunds, participles und dem
Sprachvergleich bin ich seitdem bei Gelegenheit immer wieder in kleineren Arbei-
ten zurückgekehrt.
Was das Habilitationsprojekt an inhaltlicher Breite verlor, gewann es an theore-
tischem und methodischem Tiefgang, denn es führte mich auf ein Forschungsfeld,
das sich in diesen Jahren etablierte und in der Folgezeit sprachwissenschaftliches
Arbeiten von Grund auf verändern sollte, nämlich die computergestützte Kor-
puslinguistik, die ich insbesondere während eines Gastaufenthaltes am Survey of
English Usage des University College London 1986/87 in einer ihrer reichsten
Ausprägungen kennenlernen konnte. Der Gründer und spiritus rector des Survey,
Randolph Quirk - heute Lord Quirk of Bloomsbury - war in diesen Jahren bereits
als Vice Chancellor der University of London tätig und deshalb eher ideell als phy-
sisch präsent, doch machte der rege fachliche Austausch mit seinem Nachfolger
Sidney Greenbaum, zahlreichen weiteren britischen Kolleginnen und Kollegen,
mit denen ich zum Teil heute noch wissenschaftlich zusammenarbeite, und nicht
zuletzt mit einem nicht enden wollenden Strom von academic visitors aus der ganzen
Welt diese Zeit zur intensivsten und anregendsten Forschungsperiode in meinem
Leben. Was Lehre, Verwaltung, Hochschul- und Wissenschaftspolitik betrifft, soll-

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