Nachruf auf Dieter Mertens
Darstellungen und einzelnen Personalartikeln zur Frühgeschichte der Dynastie
vertreten (1997). „»Landesbewusstsein« am Oberrhein zur Zeit des Humanismus“
(2000) beschäftigte ihn ebenso wie „Zur Spätphase des Herzogtums Schwaben“
(2009), „Spätmittelalterliches Landesbewusstsein des alten Schwaben“ (2005) oder
„Die Anfänge der Landstände in Württemberg“ (2010). Auch die gehaltvolle Un-
tersuchung der „mittelalterlichen Wirklichkeiten und Ideen“ des Fürsten (1998)
erfolgte im Wesentlichen am Beispiel der Württemberger als Aufsteiger in einen
Herrschaftsstand, dessen Herausbildung zur eigenen Verfassungsinstitution Mer-
tens in diesem Zusammenhang analysierte.
Mehrere Studien widmete Dieter Mertens der Hofforschung. Dabei ging es
ihm nicht so sehr um die institutionell-organisatorischen Strukturen des Hofes in
Spätmittelalter und Früher Neuzeit als vielmehr um den Herrn als „die lebendi-
ge Mitte des Hofes“. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang vor allem „Die
Württembergischen Höfe in den Krisen von Dynastie und Land im 15. und frü-
hen 16. Jahrhundert“ (2004), „Der Preis der Patronage. Humanismus und Hö-
fe“ (2006) und „Hofkultur in Heidelberg und Stuttgart um 1600“ (2000) - eine
komparatistisch angelegte Arbeit, die die unterschiedlichen politischen Binnen-
strukturen (monistisches politisches System der Kurpfalz, dualistisches System
Württembergs) kontrastierte und die Festkultur als konvergierendes Element bei-
der Höfe herausarbeitete; insbesondere wurde auch der Beitrag der gelehrten Räte
zur Gestaltung dieser Festkultur gewürdigt.
Zentrales Arbeitsgebiet von Herrn Mertens war der Humanismus, insbeson-
dere der Humanismus am Oberrhein. Mertens wurde rasch zum führenden Hu-
manismusexperten des deutschen Sprachraums, dessen Forschungen sich sowohl
auf politische als auch auf intellektuelle und soziale Ausprägungen des großen
Themas erstreckten, ebenso Strukturproblemen wie biographischen Untersu-
chungen gewidmet waren. „Die regionale Prägung des deutschen Humanismus,
seine Bindung an Höfe, Landesuniversitäten und Städte eröffneten immer wieder
Fragestellungen, die die verschiedenen Interessengebiete miteinander verbinden“
- so Dieter Mertens in seiner Antrittsrede 1999. Glanzvoller Höhepunkt, nach lan-
ger und entsagungsvoller Kärrnerarbeit erreicht, wurde die von ihm und seinem
Lehrer Herding 1990 vorgelegte zweibändige Edition des Briefwechsels von Jakob
Wimpfeling, die in Textgestaltung und Kommentierung mustergültig war. Da der
elsässische Humanist Wimpfeling mit vielen Persönlichkeiten des deutschen Süd-
westens aus Politik, Literatur, Kirche und Universität in Beziehung stand, erhielt
die Edition zugleich nahezu den Charakter eines biographischen Kompendiums
jener Zeit. Gern ging Herr Mertens in seinen Arbeiten von einer Persönlichkeit
aus, um, an sie anknüpfend, größere Fragestellungen in den Blick zu nehmen.
Genannt seien als Beispiele „Sebastian Brant, Kaiser Maximilian, das Reich und
der Türkenkrieg“ (2010) und „Beatus Rhenanus. Der Blick in die Bücher und
der Blick in die Welt“ (2009). Für das Verfasserlexikon „Deutscher Humanismus
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Darstellungen und einzelnen Personalartikeln zur Frühgeschichte der Dynastie
vertreten (1997). „»Landesbewusstsein« am Oberrhein zur Zeit des Humanismus“
(2000) beschäftigte ihn ebenso wie „Zur Spätphase des Herzogtums Schwaben“
(2009), „Spätmittelalterliches Landesbewusstsein des alten Schwaben“ (2005) oder
„Die Anfänge der Landstände in Württemberg“ (2010). Auch die gehaltvolle Un-
tersuchung der „mittelalterlichen Wirklichkeiten und Ideen“ des Fürsten (1998)
erfolgte im Wesentlichen am Beispiel der Württemberger als Aufsteiger in einen
Herrschaftsstand, dessen Herausbildung zur eigenen Verfassungsinstitution Mer-
tens in diesem Zusammenhang analysierte.
Mehrere Studien widmete Dieter Mertens der Hofforschung. Dabei ging es
ihm nicht so sehr um die institutionell-organisatorischen Strukturen des Hofes in
Spätmittelalter und Früher Neuzeit als vielmehr um den Herrn als „die lebendi-
ge Mitte des Hofes“. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang vor allem „Die
Württembergischen Höfe in den Krisen von Dynastie und Land im 15. und frü-
hen 16. Jahrhundert“ (2004), „Der Preis der Patronage. Humanismus und Hö-
fe“ (2006) und „Hofkultur in Heidelberg und Stuttgart um 1600“ (2000) - eine
komparatistisch angelegte Arbeit, die die unterschiedlichen politischen Binnen-
strukturen (monistisches politisches System der Kurpfalz, dualistisches System
Württembergs) kontrastierte und die Festkultur als konvergierendes Element bei-
der Höfe herausarbeitete; insbesondere wurde auch der Beitrag der gelehrten Räte
zur Gestaltung dieser Festkultur gewürdigt.
Zentrales Arbeitsgebiet von Herrn Mertens war der Humanismus, insbeson-
dere der Humanismus am Oberrhein. Mertens wurde rasch zum führenden Hu-
manismusexperten des deutschen Sprachraums, dessen Forschungen sich sowohl
auf politische als auch auf intellektuelle und soziale Ausprägungen des großen
Themas erstreckten, ebenso Strukturproblemen wie biographischen Untersu-
chungen gewidmet waren. „Die regionale Prägung des deutschen Humanismus,
seine Bindung an Höfe, Landesuniversitäten und Städte eröffneten immer wieder
Fragestellungen, die die verschiedenen Interessengebiete miteinander verbinden“
- so Dieter Mertens in seiner Antrittsrede 1999. Glanzvoller Höhepunkt, nach lan-
ger und entsagungsvoller Kärrnerarbeit erreicht, wurde die von ihm und seinem
Lehrer Herding 1990 vorgelegte zweibändige Edition des Briefwechsels von Jakob
Wimpfeling, die in Textgestaltung und Kommentierung mustergültig war. Da der
elsässische Humanist Wimpfeling mit vielen Persönlichkeiten des deutschen Süd-
westens aus Politik, Literatur, Kirche und Universität in Beziehung stand, erhielt
die Edition zugleich nahezu den Charakter eines biographischen Kompendiums
jener Zeit. Gern ging Herr Mertens in seinen Arbeiten von einer Persönlichkeit
aus, um, an sie anknüpfend, größere Fragestellungen in den Blick zu nehmen.
Genannt seien als Beispiele „Sebastian Brant, Kaiser Maximilian, das Reich und
der Türkenkrieg“ (2010) und „Beatus Rhenanus. Der Blick in die Bücher und
der Blick in die Welt“ (2009). Für das Verfasserlexikon „Deutscher Humanismus
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