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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2017
DOI Kapitel:
III. Veranstaltungen
DOI Artikel:
Visbeck, Martin: Wie viel Ozean braucht der Mensch – wie viel Mensch verträgt der Ozean?
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https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0169
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Akademievorlesung: „Wie viel Ozean braucht der Mensch?'

Meeresspiegels. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird ein regional unterschiedlich
ausgeprägter Meeresspiegelanstieg von bis zu 1 m erwartet. Selbst eine radikale
Reduzierung des industriellen Kohlendioxid-Ausstoßes wird einen weiteren An-
stieg von 0,5 m nicht mehr verhindern können. Der Meeresspiegelanstieg sowie
die damit verbundenen Landverluste durch Küstenerosion und Überflutungen
stellen die Küstenbewohner in den kommenden 20 bis 50 Jahren vor enorme
Herausforderungen.

Schatzkammer Ozean

Der Ozean ist reich an Arten, Lebensgemeinschaften, Lebensräumen und geneti-
schen Ressourcen. Die Meerestiere sind nachwachsende Ressourcen, die für viele
Menschen Grundlage ihrer Ernährung u. a. als Hauptquelle der Versorgung mit
tierischem Eiweiß sind. Jedes Jahr werden weltweit ca. 90 Millionen Tonnen Fisch
industriell gefangen und möglicheiweise 50 Prozent mehr durch nicht erfasste
Kleinfischerei.

Allerdings gelten heute rund 25 Prozent der Speisefische wie Kabeljau, Thun-
fisch oder Rotbarsch insbesondere durch industrielle Fischerei als überfischt oder
von Überfischung bedroht und weitere 50 Prozent werden ohne Sicherheitsreser-
ven vollständig befischt. Die Menschheit entzieht sich einer prinzipiell unendlich
nachwachsenden Ressource für die Ernährungssicherheit, insbesondere von ar-
men Küstenregionen. Wie eine nachhaltige Sicherung der Welternährung aus dem
Meer durch entsprechende ökonomische, politische und rechtliche Maßnahmen
ermöglicht werden kann erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
verschiedener Disziplinen gemeinsam mit Politikerinnen und Politikern, Vertre-
terinnen und Vertretern der Fischindustrie und Fischerei im Rahmen integrativer
Forschung.

Auch für die Medizin und die
chemische Industrie haben mari-
ne Arten einen hohen Wert: Über die
Funktionsweisen ursprünglicher Mee-
resorganismen können wichtige Rück-
schlüsse auf die biogeochemischen
Vorgänge im Menschen, wie zum Bei-
spiel die Evolution und Regulierung
des Immunsystems oder Krankheiten,
gezogen werden. Zunehmend wer-
den medizinisch nutzbare Wirkstoffe
aus dem Meer gewonnen und können
in der Krebstherapie oder bei der Be-
handlung viraler Infektionen eingesetzt

Fischmarkt Mindelo, Kapverden, GEOMAR
Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel,
(Foto: Jan Steffen)


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