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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

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A. Das akademische Jahr 2017
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III. Veranstaltungen
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Visbeck, Martin: Wie viel Ozean braucht der Mensch – wie viel Mensch verträgt der Ozean?
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https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0170
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III. Veranstaltungen

werden. Viele Möglichkeiten sind noch wenig erforscht und ihr ökonomisches
Potenzial könnte mit dem Verlust der Artenvielfalt unerkannt und ungenutzt für
immer verschwinden.
Weitere für unsere täglichen Aktivitäten wichtige Schätze des Ozeans sind die
endlichen Ressourcen Erdgas und Erdöl, die wir zur Energiegewinnung nutzen.
Ungefähr ein Drittel der weltweiten Förderung kommt bereits heute aus dem
Ozean - mit steigender Tendenz. Denn der technische Fortschritt erlaubt die För-
derungen in immer größeren Wassertiefen. Damit verbunden ist allerdings ein
wachsendes Gefahrenpotenzial für die Umwelt. Unfälle wie 2010 im Golf von
Mexiko (Deepwater Horizon) führen dies drastisch vor Augen.
Daneben wird die industrielle Förderung einer weiteren Energiequelle in-
tensiv erforscht: die der Methanhydrate. Hiermit würde ein Energiereservoir
erschlossen, dessen Risiken bei der Förderung und die damit verbundenen Um-
weltbelastungen für den Ozean allerdings noch nicht verstanden sind. Von großer
Bedeutung könnten auch der Abbau von Massivsulfiden und die Gewinnung von
Metallen aus mineralischen untermeerischen Rohstofflagern wie Manganknol-
len und Kobaltkrusten sein. Beim Meeresbergbau sind erhebliche Störungen der
Meeresumwelt durch die Baggerarbeiten selbst und die eingesetzten Chemikali-
en zu erwarten. Es existieren Bestrebungen den Meeresbergbau auszubauen. Die
Realisierung solcher ocean mining-Projekte ist abhängig von der wirtschaftlichen
und technischen Entwicklung, von der Nachfrage, aber auch der Gewichtung des
ökologischen Schadens und der rechtlichen Regulierung. Industrienationen haben
dabei einen Wettbewerbsvorteil, denn Entwicklungsländer können einen Tiefsee-
bergbau nicht finanzieren und technisch umsetzen. Integrative Forschung ist hier
gefragt für die Abschätzung der Möglichkeiten und Risiken im Dialog mit der
Gesellschaft. Weitere Dimensionen sind der Abbau von Sand, Phosphaten und
anderen Substanzen.
Der Ozean als Abfallbecken
Menschen gewinnen Schätze aus dem Ozean, aber sie entsorgen in ihn auch riesi-
ge Mengen an Abfall. Dabei erfolgt ca. 80 Prozent der Verschmutzung des Meeres
von Land. Vor allem über Flüsse gelangen flüssige und fester Abfall- und Schad-
stoffe in die Küstenmeere und letztendlich in den Ozean. In der Öffentlichkeit
wurde in den letzten Jahren zunehmend auf Plastik im Meer aufmerksam gemacht:
Viele hunderttausend Müllteile findet man entlang der dicht besiedelten Küsten-
abschnitte; mitten im Ozean haben sich in Absinkregionen riesige Müllwirbel ge-
bildet. Insbesondere der langlebige Plastikabfall wird zur tödlichen Falle für marine
Säugetiere, Vögel, Schildkröten und Fische. Viel gefährlicher sind möglicheiweise
die nicht sichtbaren, mikroskopisch kleinen Zerfallsprodukte der Kunststoffe sowie
giftige Zusätze wie Weichmacher und Lösungsmittel. Sie lagern sich in den Meeres-

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