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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

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B. Die Forschungsvorhaben
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II. Tätigkeitsberichte (chronologisch)
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17. Kommentierung und Gesamtedition der Werke von Karl Jaspers sowieEdition der Briefe und des Nachlasses in Auswahl
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https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0258
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B. Die Forschungsvorhaben

Mitglieder der Interakademischen Kommission:
die ordentlichen Mitglieder der Heidelberger Akademie Otfried Höffe (Vorsitzen-
der), Gerd Theißen (stellv. Vorsitzender), Anton Friedrich Koch, Lothar Leddero-
se, Marcella Rietschel und das korrespondierende Mitglied Christoph Horn; die
ordentlichen Mitglieder der Göttinger Akademie Joachim Ringleben und Holmer
Steinfath sowie Prof. Dr. Gunilla Budde, Oldenburg; Prof. Dr. Annemarie Pieper,
Basel; Prof. Dr. Edgar Wolfrum, Heidelberg
Forschungsstellenleiter (Heidelberg): das ordentliche Mitglied der Heidelberger
Akademie Jens Halfwassen sowie Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs
Mitarbeiter (Heidelberg): Dr. Dirk Fonfara, Dr. Dominic Kaegi, Dr. Bernd Weid-
mann
Kein einfaches Verhältnis: Jaspers und Heidelberg. Jaspers verließ die „wundersa-
me“ Stadt im Unfrieden, zu nachhaltig wirkten persönliche Erfahrungen aus der
NS-Zeit. 1948 folgte er einem Ruf nach Basel. In Heidelberg bewahrte man ihm
seitdem das ambivalente Andenken einer universitätsgeschichtlichen Größe, deren
Konturen sich, professioneller Aufbereitung zum Trotz, zunehmend ins Assozia-
tive, ja Anekdotische verloren. „Jaspers?! Ich dachte immer, das ist eine Station.“
Die Station Jaspers gibt es tatsächlich, an der Voßstraße 2 im Campus Bergheim,
eine Etage über der Station Wilmanns. Jaspers hat dort eine eigene Gedenktafel,
auf der es heißt, er sei während des nationalsozialistischen Regimes emigriert: Man
kann sich den Autor der Schuldfrage, das nachmalige „Gewissen Deutschlands“
(L. Curtius), offensichtlich schwer als Bürger des Dritten Reichs vorstellen. Jas-
pers selbst ging es nicht anders, nur musste er, ohne die Gewissheit, den NS-Staat
zu überleben, mit der Situation zu Rande kommen. Einen Eindruck davon vermit-
teln gleich mehrere Bände der Gesamtausgabe aus dem Berichtszeitraum 2017.
Jaspers war bereits ein „Name“, als die Nationalsozialisten an die Macht ka-
men. Und es dauerte lange, bis er die Gefahr realisierte, die ihm, die vor allem sei-
nerjüdischen Frau Gertrud Mayer, drohte. Er vertraute darauf, sie stünden beide
halbwegs auf der sicheren Seite, solange er öffentlich präsent blieb und publizieren
durfte. Bewusst beschränkte er sich auf das, „was man gefahrlos sagen konnte: nur
Philosophie“. Auch das Buch über Nietzsche,2 1936 bei de Gruyter erschienen,
vermeidet jede politische Festlegung. Nicht nur Löwith und Horkheimer haben
diese Zurückhaltung scharf kritisiert. Wortreich weichgespült sei Jaspers, Nietz-
sche, als Gegner bereits des zweiten deutschen Reichs von 1871 nicht mehr er-
kennbar. Als piece de resistance jedenfalls ist das Buch der einschlägigen Presse,
bis hin zum Völkischen Beobachter, nicht aufgefallen. Eine Anbiederung an die neu-

2 KJG 1/18: Nietzsche (D. Kaegi, A. U. Sommer; Einleitung und Stellenkommentar in Bearbei-
tung, geplante Publikation: 2018)

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