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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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II. Das WIN-Kolleg
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Sechster Forschungsschwerpunkt„Messen und Verstehen der Welt durch die Wissenschaft“
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7. Quantifizierung in Politik und Recht am Beispiel von Wirtschaftssanktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0309
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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

subjektive Wertungen ab und vermitteln eine „Scheingenauigkeit“.3 Zudem be-
steht ein Konflikt unterschiedlicher Formalisierungen.4 Die Quantifizierung for-
malisiert und reduziert einen Ausschnitt aus der Lebenswirklichkeit auf einen
Zahlenwert. In strukturell paralleler Weise formalisiert und reduziert das Recht
die Lebenswirklichkeit, indem sie nur bestimmte Tatbestandsmerkmale abfragt
und dadurch die Komplexität der Informationsgewinnung und -Verarbeitung re-
duziert.5 Aus dieser unterschiedlichen Formalisierung folgt eine grundsätzliche
Inkompatibilität von Quantifizierung und rechtlicher Wertung und Abwägung.
Diese wissenschaftstheoretischen Überlegungen wurden in einem Beitrag für den
gemeinsamen Sammelband „Messen und Verstehen in der Wissenschaft: Interdis-
ziplinäre Ansätze“ ausgearbeitet.6
II. Verlängerungsantrag: Quantifizierung in Politik und Recht am Beispiel von
Wi rtsch aftssa nktionen
Auf das Vorprojekt aufbauend verfolgt der erfolgreiche Verlängerungsantrag die
wissenschaftstheoretischen Fragen in enger Zusammenarbeit mit dem Projekt
„»Working Numbers«: Science and Contemporary Politics“ unter Federführung
von Markus Prutsch weiter. Die bisherigen Erkenntnisse zur eingeschränkten
Aussagekraft von Quantifizierungen und zu Problemen in der Sanktionspraxis, die
verhältnismäßige Anwendung der Sanktionsregime im Hinblick auf humanitäre
Bedürfnisse sicherzustellen, bilden den Ausgangspunkt.
Trotz der eingeschränkten Aussagekraft der Quantifizierungen haben diese
großen Einfluss auf die Sanktionspolitik der USA und der Europäischen Union
gehabt. Hinsichtlich der bekannten Studie von Hufbauer et al.7 wurde sogar von
einer durch diese ausgelöste Renaissance von Sanktionen gesprochen.8 Ein Ziel

3 Führ, M.: Ökonomische Effizienz und juristische Rationalität: Ein Beitrag zu den Grundla-
gen interdisziplinärer Verständigung, in: E. Gawel (Hrsg.), Effizienz im Umweltrecht, 2001,
S. 157 ff, S. 166 f; Meßerschmidt, K.: Ökonomische Effizienz und juristische Verhältnismäßig-
keit, in E. Gawel (Hrsg.), Effizienz im Umweltrecht, Baden-Baden: Nomos, 2001, S. 230 f;
Petersen, N., Verhältnismäßigkeit als Rationalitätskontrolle: Eine rechtsempirische Studie ver-
fassungsgerichtlicher Rechtsprechung zu den Freiheitsgrundrechten, 2015, S. 60.
4 Sonstein, C.R.: The limits of quantification. California Law Review, 2014, 102, S. 1369 ff,
S. 1373 ff, S. 1376 ff.
5 Zum Modellcharakter des Tatbestandes aus mathematisch-informationstechnischer Sicht Fer-
rara, M.& Gaglioti, A.: A Mathematical Model for the Quantitive Analysis of Law: Putting Le-
gal Values into Numbers, in: M. K. Jha, M. Lazard, A. Zaharim, & S. Kamaruzzaman (Hrsg.),
Applied Mathematics in electrical and Computer Engineering, 2012, S. 201 ff, 202.
6 Valta, M.: Quantifizierung und Operationalisierung der Verhältnismäßigkeit von internatio-
nalen Wirtschaftssanktionen, in Schweiker/Hass/Novokhatko/Halblcib (Hrsg.), Messen und
Verstehen der Welt durch Wissenschaft, 2017, S. 107-118.
7 Hufibauer, G. C. et al.: Economic sanctions reconsidered, 2009.
8 Pape, R.A.: Why Economic Sanctions Do NotWork. International Security, 1997, 22(2), S. 90,
S. 91 f.

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