i. Bestallung des ersten evangelisclien Predigers
Caspar Huberinns
am 25. April und 12. Mai 1544
Literatur:
Die Akten zur Berufung von Huberinus nach Öhringen sind PA 93, 3, 6 erhalten. Sie wurden Acta in Sachen
1630, 150-169 und Wibel 3, CD 306-331 gedruckt. Wibel 1, 344-356 (hesonders 352-355 die Bestallungsverhand-
lung) referiert und giht Anmerkungen. Die Akten sind Bossert, Beiträge 201-205 kürzer dargestellt. Vgl. Fischer,
Geschichte 1, 154f. - K.E.Bäzner, Das Öhringer Kollegiatstift St. Peter und Paul. Jur. Diss. Masch. Tübingen
1958, 93f. - Franz, WF 1974, 131-133. - Literatur zu Huberinus in Auswahl: BE 8, 415-417 (Theodor Kolde).
- Friedrich Roth, Augsburgs Reformationsgeschichte 1 (2. Aufl.) — 4. München 1901—1911 (Register). — Hans
Wiedemann, Augsburger Pfarrerbuch. Nürnberg 1962. — Neue Deutsche Biographie 9 (1972), 701 (G.Franz). -
Gunther Franz, Huberinus - Rhegius - Holbein. Bibliographische u. druckgeschichtliche Untersuchung d. ver-
breitetsten Trost- und Erbauungsschriften d. 16. Jahrhunderts. Nieuwkoop 1973 (Bibliotheca humanistica &
reformatorica 7). - Gunther Franz, Kaspar Huberinus. Der Öhringer Reformator als international bekannter
Erfolgsautor. WF 59 (1975), 26-51, bes. 27-29.
Vorgeschichte
Nachdem die 1506 errichtete Predigerstelle (Stiftsprädikatur) in Öhringen nnbesetzt war und
keine Seelsorge geübt wurde, richteten am 8. 1. 1544 Schultheiß, Bürgermeister und Rat eine Bitt-
schrift an die beiden Grafen Albrecht und Georg wegen eines evangelischen Predigers und der Er-
laubnis, daß das Abendmahl nach evangelischer Weise gereicht werden dürfe. Auf Grund der Be-
mühungen des hohenlohischen Rates D. Ägidius Stemler (Stembler) und unter Vermittlung von
Johannes Brenz in Schwäbisch Hall wurcle der Augsburgische Prediger M. Caspar Huberinus be-
rufen.
Huberinus, eigentlich Huber, * 21. 12. 1500 in Stotzard bei Augsburg, f 6. 10. 1553 in Öhringen,
wurde 1522 in Wittenberg immatrikuliert. 1525 bis 1535 lebte er ohne Amt in Augsburg, wo er eine
reiche schriftstellerische Wirksamkeit entfaltete. Er kämpfte gegenWiedertäufer und Schwenck-
felder und stand im heftig geführten Abendmahlsstreit gegenüber den Zwinglianern fest auf Lu-
thers Seite. 1535 wurde er in Augsburg Diakon an Heilig Kreuz, 1537 am Dom, 1542 Pfarrer an
St.Stephan, zuletzt zu St.Georg. Seine Berufung nach Öhringen war deswegen schwierig, weil die
Grafen altgläubig und noch nicht zu einer Reformation bereit waren. In Schreiben an Stemler vom
12.1. und 3. 4. 1544 gab Huberinus seiner Freucle Ausdruck, daß die Grafen auch die zwinglianische,
schwenckfeldische und andere aufrührerische Lehre verabscheuen 1. Den Altgläubigen in Hohen-
lohe wollte Huberinus dem gegenüber mit Milde begegnen: ,,Ich wolle den handel Gottes mit sol-
cher bescheidenheit verrichten, daß auch die widersacher im grund nicht zu klagen hetten, dann
ich weiß mit Gottes hülf die schwachen zu dulten, tragen und führen...“ 2. Zum 23. 4. 1544 (St.
Georg) kam Huberinus für neun Tage nach Öhringen, „selbdritt“ mit Erau und Tochter. Er erhielt
7 und seine Tochter 1 Taler geschenkt ,,als er bestelt worden“ 3.
1 Z.B. Wibel 3, CD 318.
2 12.1.1544, Wibel 3, CD 309.
3 Rechnung Caspar Ulis, PA 93, 3, 6.
23
Caspar Huberinns
am 25. April und 12. Mai 1544
Literatur:
Die Akten zur Berufung von Huberinus nach Öhringen sind PA 93, 3, 6 erhalten. Sie wurden Acta in Sachen
1630, 150-169 und Wibel 3, CD 306-331 gedruckt. Wibel 1, 344-356 (hesonders 352-355 die Bestallungsverhand-
lung) referiert und giht Anmerkungen. Die Akten sind Bossert, Beiträge 201-205 kürzer dargestellt. Vgl. Fischer,
Geschichte 1, 154f. - K.E.Bäzner, Das Öhringer Kollegiatstift St. Peter und Paul. Jur. Diss. Masch. Tübingen
1958, 93f. - Franz, WF 1974, 131-133. - Literatur zu Huberinus in Auswahl: BE 8, 415-417 (Theodor Kolde).
- Friedrich Roth, Augsburgs Reformationsgeschichte 1 (2. Aufl.) — 4. München 1901—1911 (Register). — Hans
Wiedemann, Augsburger Pfarrerbuch. Nürnberg 1962. — Neue Deutsche Biographie 9 (1972), 701 (G.Franz). -
Gunther Franz, Huberinus - Rhegius - Holbein. Bibliographische u. druckgeschichtliche Untersuchung d. ver-
breitetsten Trost- und Erbauungsschriften d. 16. Jahrhunderts. Nieuwkoop 1973 (Bibliotheca humanistica &
reformatorica 7). - Gunther Franz, Kaspar Huberinus. Der Öhringer Reformator als international bekannter
Erfolgsautor. WF 59 (1975), 26-51, bes. 27-29.
Vorgeschichte
Nachdem die 1506 errichtete Predigerstelle (Stiftsprädikatur) in Öhringen nnbesetzt war und
keine Seelsorge geübt wurde, richteten am 8. 1. 1544 Schultheiß, Bürgermeister und Rat eine Bitt-
schrift an die beiden Grafen Albrecht und Georg wegen eines evangelischen Predigers und der Er-
laubnis, daß das Abendmahl nach evangelischer Weise gereicht werden dürfe. Auf Grund der Be-
mühungen des hohenlohischen Rates D. Ägidius Stemler (Stembler) und unter Vermittlung von
Johannes Brenz in Schwäbisch Hall wurcle der Augsburgische Prediger M. Caspar Huberinus be-
rufen.
Huberinus, eigentlich Huber, * 21. 12. 1500 in Stotzard bei Augsburg, f 6. 10. 1553 in Öhringen,
wurde 1522 in Wittenberg immatrikuliert. 1525 bis 1535 lebte er ohne Amt in Augsburg, wo er eine
reiche schriftstellerische Wirksamkeit entfaltete. Er kämpfte gegenWiedertäufer und Schwenck-
felder und stand im heftig geführten Abendmahlsstreit gegenüber den Zwinglianern fest auf Lu-
thers Seite. 1535 wurde er in Augsburg Diakon an Heilig Kreuz, 1537 am Dom, 1542 Pfarrer an
St.Stephan, zuletzt zu St.Georg. Seine Berufung nach Öhringen war deswegen schwierig, weil die
Grafen altgläubig und noch nicht zu einer Reformation bereit waren. In Schreiben an Stemler vom
12.1. und 3. 4. 1544 gab Huberinus seiner Freucle Ausdruck, daß die Grafen auch die zwinglianische,
schwenckfeldische und andere aufrührerische Lehre verabscheuen 1. Den Altgläubigen in Hohen-
lohe wollte Huberinus dem gegenüber mit Milde begegnen: ,,Ich wolle den handel Gottes mit sol-
cher bescheidenheit verrichten, daß auch die widersacher im grund nicht zu klagen hetten, dann
ich weiß mit Gottes hülf die schwachen zu dulten, tragen und führen...“ 2. Zum 23. 4. 1544 (St.
Georg) kam Huberinus für neun Tage nach Öhringen, „selbdritt“ mit Erau und Tochter. Er erhielt
7 und seine Tochter 1 Taler geschenkt ,,als er bestelt worden“ 3.
1 Z.B. Wibel 3, CD 318.
2 12.1.1544, Wibel 3, CD 309.
3 Rechnung Caspar Ulis, PA 93, 3, 6.
23