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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0516
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32. Kirchen- und Schulordnungen 1582

und jerlichs erneuren, auch idesmals an bede höve
darvon gleichlautende copias uherschicken, bso sie alle
mit aigenen handen subsigniren b.

Wan wir nun ein anzall gelds hestimmen, so sollen
ermelte kirchendiener und rector scholae miteinander
nach nützlichen und erbaulichen, guten, reinen autori-
hus nicht allein in theologia, sonder auch der andern
faculteten, item hewerten historischen und philo-
sophischen hüchern mit vleis et communicato consilio
trachten, so von einer franckfurter meß zur andern
gekauft und erzeugt c werden sollen, darvon sie doch
alweg zuvor din unsere hede cancelleyen d under-
schiedliche gleichlautende verzeichnus ubersenden
sollen.

Was wir alsdan daruber hescheiden und in der vol-
genden franckfurter meß erkauft wurd, alßbalden in
bede cantzleyen aigentlich herichten, einbinden lassen,
ordenlich registrirn und in die ire gebürliche stell sezen
und ordnen, eer aber unser syndicus e2 fur die er-
kauften hucher und derselben binderlohns halben seine
ördenhche verurkundte rechnung f tun und in seiner
rechnung derenthalben eine sonderliche ruhric halten
und die hücher specifice darein und, was ein jedes an-
kaufs und einzuhinden costet, mithringen.

Damit wir aber aigentlichs wissens, was anitzo fur
bücher im vorrhadt verhanden, so sollen die zwen dia-
coni und rector scholae alle und jede bucher, wie die
itzo in der bihhothec vorhanden f, zuegleich wie die
newen mit vleiß inventirn und solche an besonder ort
vermög obgemelter disposition, ordnung und classes
stehen e und uns von solchen inventariis in bede cancel-
leyen gleichlautende copias mit iren aigenen handen
underschrieben ubersenden s.

Und zue erkaufung und erzeugung solcher gemeinen
liberey sollen jerlichs zweintzig gulden mehr oder weni-
ger, wie es die gelegenheit der bücher, so man einzu-
kaufen bedacht, geben mag, verwendet und jerlich von

b-b Fehlt Prot. 1581.

c ,,und erzeugt“ fehlt Prot. 1581.
d-d prot. 1581: an beede hoff.
e-e Prot. 1581: sie sollen auch.

£-f Prot. 1581: an beede höff gleiches inhalts uber-
schicken. Es ist auch zum 5ten den schuldienern
bevelch beschehen, das sie alle und jede alte bu-
cher, so vorher droben in der bibliotheck gewesen.
e-B Fehlt Prot. 1581.
h-h Prot. 1581: soll dem syndico.

1 Statt ,,wie er dan darüber“ in Prot. 1581: Die wol-
geborne beeden unsere gnedige herschaften zu
Newenstein und Waldenburg tun hiemit Dero
Gnaden stifts zu Oringew syndico Johan Zobeln

bevelhen, das derselbig die bibliothecam zu Orin-
gew in verwahrung nemen, auch die beschließung
allein daruber haben.

der predicatur gefallen 3 durch den rat zue Öringaw,
sovil als der uberschueß uber die 100 fl. des jars raichen
mag, dargegeben und das ubrig vom stift vollig genom-
men werden.

Sovil aber die beschliessung und verwharung 11 be-
langt, wöllen wir hiemit berurts unsers stifts syndico
allein h bevohlen haben, welcher das bibliothecgemach
den kirchen- und schuldienern und wer das in der
graveschaft begert, jedesmals eröfnen, doch das er die-
selbige und einen jeden insonderheit zue handgelubd
nach laut volgenden articuls annheme, wie er dan dar-
über * 1 und darumb jederzeit antwort und rechenschaft
gebensolle. Insonderheit aber, dasvon denselben nichts
verlohren, verzogen oder entwendet, sonder jederzeit
dieselbige nach laut des inventarii vorhanden oder zum
wenigsten wissens empfangen möge, wohin dieselbige
kommen. Darumb soll ermelter syndicus niemand, er
sey wer er wölle, in das gemach, darinnen solche bibho-
theca geordnet, zue lesen einlassen, er habe ime dan zu-
vor seine handtrew an aydstat gegeben, nichtzit darvon
zu verwenden oder daran zu verwusten, sonder in dem
gemach ze lassen und an sein gehörig ort, da er die be-
findet, wider zu stehen, auch die kästen und volgends
die tür widerumb recht zuzeschlissen, damit durch
fahrlessigkeit und ubersehen kein nachteil daraus ent-
stehe.

Diejenige aber, so ausser gemelter bibliotheca ein
oder mehi’ buch entlehenen und zue sich in ire heuser
nhemen wöllen, die sollen vorderst dem syndico ire
aigene handschrift geben, darinnen ußtruckenlich ver-
meldet sein, was sie fur bucher nhemen, solche auch
specificiren und sich darmit verbinden, ohne einiche
verwüstung und schaden innerhalb den nechsten 14
tagen dem syndico oder in die bibliothecam widerum
zu antworten, alsdan sol demselbigen seine bekantnus
widerumb zuegestelt werden, derohalben auch der
syndicus solche jederzeit woll ufheben solle.

Der größte Teil der Bibliothek kam an die Württ.
Landesbibliothek in Stuttgart. In der Dekanats-
bibliothek Öhringen (Gotischer Schi’ank in der
Sakristei) sind 9 Handschriften aus dem 15. Jh.,
10 Inkunabeln und 5 Werke aus dem 16. Jh. erhalten.
Verzeichnis im Landeskirchl. Archiv Stuttgart. Zur
allg. Einordnung siehe Heinrich Kramm, Deutsche
Bibliothek unter dem Einfluß von Humanismus und
Reformation. Leipzig 1938 (Zentralblatt f. Biblio-
thekswesen Beih. 70).

2 Der Stiftssvndicus hatte die Verwaltung des gemein-
samen Stiftsvermögens.

3 1506 wurde die Öhringer Predigerpfründe unab-
hängig vom Stift geschaffen. Die Einkünfte flossen
zum Teil aus Mitteln der Pfarrei, teils aus Stifts-
mitteln. Die Besoldung des Predigers betrug schon
1544 100 Gulden. Der Überschuß aus den Gefällen
(= Einkünften) der Prädikatur unterstand nach
vorhegender Stelle der Verwaltung des Rats.

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