c. Instruktion für den täglichen Gebetsgottesdienst 1588
Ob nun woll im alten testament solclie aUgemeine
gebet oder lobgesäng nicht teglich, sonder allein zu
underschiedlichen zeiten, als zur zeit der not oder
erzaigten hilf, angestelt worden, jedoch, dieweil zu
clisen letzten zeiten unserer täghchen schweren
sunden halben von Gott dem Herrn schier teglicli
allerley schwere, gleichsam unerhörte, schröckliche
straffen und plagen uberhand nemen, ist es von
christlicher hoher obrigkeit kein unzeitiges, sonder
nochnotwendiges, hochrümhches bedenken, wie sol-
chen täghchs einfallenden grausamen straffen Gottes
auch mit allgemeinem täghchem demütigem gebet
taglich begegnet werden möchte, wie dan auch, da
wir in disen letzten zeiten von Gott dem Herrn auß
not und gefehrhgkeit erettet, von christhcher hoher
obrigkeit ein täglichs gratias woll und löblich ange-
ordnet wurd.
Dan also vermanet der haylig apostel Paulus
Ephes. 5 cap. [16-20]: Schicket euch in die zeit, den
es seind böse zeit. Darumb werdet nicht unversten-
dig, sonder verstendig, was des Herrn wih sey. Und
saufet euch nicht vol weins, darauß ein onordig
wesen volget, sonder werdet vol Geistes und redet
undereinander von psalmen und lobsängen und
gaistlichen liedern, singet uncl spilet dem Herrn in
eurem hertzen und saget dank alle zeit Gott fiir alles
etc., uncl Ephes. 6 [18]: Betet stets in ahem anligen
mit biten und flehen im Geist und wachet dazue mit
allem anhalten und fiehen etc. 4.
Und ist die welt heutigs tags sovil destomehr not-
wendiglich, zu taghcher andacht ufzumundern,
cheweil sie zu clisen letzten zeiten je lenger je siche-
rer und rochloser, der letzte tag aber des ernsthchen,
algemeinen jüngsten gerichts täglich je lenger je
neher: ob also vermittelst göttlicher gnaden vil, so
bißhero im schlaff der sunden sicher geruet, einmal
aufgeweckt und also am tag cles Herrn sambt andern
außerwelten wurdig und wolgerüst ergriffen werden
4 Beide Bibelzitate auch in Assums Bedenken.
5 Röm 12, 1.
6 Mt 6, 6.
7 = Dienstboten, Gesinde.
8 Assum hatte in seinem Bedenken diese Zeit vorge-
schlagen. Die Zeit morgens früh vor der Feldarbeit
möchten. Und ist solche tagliche ceremonia nicht
so gar new und unbekant, seitemal dise anstat der
taglichen frue- und abentgebet, so an vifen wolbe-
stelten kirchen noch von alters her im schwang
gehen, ja fur das recht juge sacrißcium oder taglich
opfer (Nu. 28 [3 u.ö.]) als unser taglicher vernunfti-
ger und Gott wolgefelhger gottesclienst 5 woll und
christhch angericht wurd. Und obwoll wahr, das
jeder fur sich selbst daheim in seinem kämmerfein
sein andechtig gebet und danksagung verrichten
kan 6, weiß man doch woll, das daheim allerley fur-
fallende sachen unser erwunschte andacht wider
unsern wihen oftermaln abfuegen, da hergegen in
allgemeiner versamblung je einer durch den andem
in seinem geist, als ein liecht durch das ander, ange-
zundet wurd, wie dan auch das ahgemeine gebet in
zweier, dreier (oder mehrer) versamblung (Matth. 18
[19f.]) der erhörung halber sonderliche verheissung
hat.
In gottseeliger betrachtung nun chses alles ist un-
sere gnedige herrschaft auß clnristhchem eyfer gne-
dig bedacht, ordnen und wöllen, das Irer Gnaden
undertonen hinfuro täghch durch die grosse glocken
in che kirch zum allgemeinen gebet versamblet wer-
clen, die undertonen auch sambt iren kindern und
ehelialten 7 nach gelegenheit, sofern immer möglich,
täghch mit allem ernst und eyfer dabey erscheinen
solfen. Uncl damit sich niemand ungelegenheit der
zeit halber billich zu beschweren, ist ein solche zeit
clazu ernennet, zu welcher clie feldarbeiter sowol als
andere jungs und alts sich, da inen anderst zum ge-
bet von hertzen ernst, woll und füeglich einstellen
kunden, nemblich ein viertel stuncl ongefehrlich
nach zwolf uhr am mittentag 8.
Uncl das nicht jemancl gedechte, man wurcle clie
leut hiemit von der feldarbeit zu lang aufhalten, ist
unser gnedigen herrschaft genechge verordnung, das
bey disem actu weiters nicht, dan ein einiger psahn
sei den Alten, der Jugend und den Kindern ungele-
gen. Mittags kommen die Feldarbeiter meistens
heim, ihren Mittagsimbiss einzunehmen, und kön-
nen auch Junge und Alte nach dem Essen kommen.
Anschließend könne jeder sofort wieder seinen Ge-
schäften nachgehen.
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Ob nun woll im alten testament solclie aUgemeine
gebet oder lobgesäng nicht teglich, sonder allein zu
underschiedlichen zeiten, als zur zeit der not oder
erzaigten hilf, angestelt worden, jedoch, dieweil zu
clisen letzten zeiten unserer täghchen schweren
sunden halben von Gott dem Herrn schier teglicli
allerley schwere, gleichsam unerhörte, schröckliche
straffen und plagen uberhand nemen, ist es von
christlicher hoher obrigkeit kein unzeitiges, sonder
nochnotwendiges, hochrümhches bedenken, wie sol-
chen täghchs einfallenden grausamen straffen Gottes
auch mit allgemeinem täghchem demütigem gebet
taglich begegnet werden möchte, wie dan auch, da
wir in disen letzten zeiten von Gott dem Herrn auß
not und gefehrhgkeit erettet, von christhcher hoher
obrigkeit ein täglichs gratias woll und löblich ange-
ordnet wurd.
Dan also vermanet der haylig apostel Paulus
Ephes. 5 cap. [16-20]: Schicket euch in die zeit, den
es seind böse zeit. Darumb werdet nicht unversten-
dig, sonder verstendig, was des Herrn wih sey. Und
saufet euch nicht vol weins, darauß ein onordig
wesen volget, sonder werdet vol Geistes und redet
undereinander von psalmen und lobsängen und
gaistlichen liedern, singet uncl spilet dem Herrn in
eurem hertzen und saget dank alle zeit Gott fiir alles
etc., uncl Ephes. 6 [18]: Betet stets in ahem anligen
mit biten und flehen im Geist und wachet dazue mit
allem anhalten und fiehen etc. 4.
Und ist die welt heutigs tags sovil destomehr not-
wendiglich, zu taghcher andacht ufzumundern,
cheweil sie zu clisen letzten zeiten je lenger je siche-
rer und rochloser, der letzte tag aber des ernsthchen,
algemeinen jüngsten gerichts täglich je lenger je
neher: ob also vermittelst göttlicher gnaden vil, so
bißhero im schlaff der sunden sicher geruet, einmal
aufgeweckt und also am tag cles Herrn sambt andern
außerwelten wurdig und wolgerüst ergriffen werden
4 Beide Bibelzitate auch in Assums Bedenken.
5 Röm 12, 1.
6 Mt 6, 6.
7 = Dienstboten, Gesinde.
8 Assum hatte in seinem Bedenken diese Zeit vorge-
schlagen. Die Zeit morgens früh vor der Feldarbeit
möchten. Und ist solche tagliche ceremonia nicht
so gar new und unbekant, seitemal dise anstat der
taglichen frue- und abentgebet, so an vifen wolbe-
stelten kirchen noch von alters her im schwang
gehen, ja fur das recht juge sacrißcium oder taglich
opfer (Nu. 28 [3 u.ö.]) als unser taglicher vernunfti-
ger und Gott wolgefelhger gottesclienst 5 woll und
christhch angericht wurd. Und obwoll wahr, das
jeder fur sich selbst daheim in seinem kämmerfein
sein andechtig gebet und danksagung verrichten
kan 6, weiß man doch woll, das daheim allerley fur-
fallende sachen unser erwunschte andacht wider
unsern wihen oftermaln abfuegen, da hergegen in
allgemeiner versamblung je einer durch den andem
in seinem geist, als ein liecht durch das ander, ange-
zundet wurd, wie dan auch das ahgemeine gebet in
zweier, dreier (oder mehrer) versamblung (Matth. 18
[19f.]) der erhörung halber sonderliche verheissung
hat.
In gottseeliger betrachtung nun chses alles ist un-
sere gnedige herrschaft auß clnristhchem eyfer gne-
dig bedacht, ordnen und wöllen, das Irer Gnaden
undertonen hinfuro täghch durch die grosse glocken
in che kirch zum allgemeinen gebet versamblet wer-
clen, die undertonen auch sambt iren kindern und
ehelialten 7 nach gelegenheit, sofern immer möglich,
täghch mit allem ernst und eyfer dabey erscheinen
solfen. Uncl damit sich niemand ungelegenheit der
zeit halber billich zu beschweren, ist ein solche zeit
clazu ernennet, zu welcher clie feldarbeiter sowol als
andere jungs und alts sich, da inen anderst zum ge-
bet von hertzen ernst, woll und füeglich einstellen
kunden, nemblich ein viertel stuncl ongefehrlich
nach zwolf uhr am mittentag 8.
Uncl das nicht jemancl gedechte, man wurcle clie
leut hiemit von der feldarbeit zu lang aufhalten, ist
unser gnedigen herrschaft genechge verordnung, das
bey disem actu weiters nicht, dan ein einiger psahn
sei den Alten, der Jugend und den Kindern ungele-
gen. Mittags kommen die Feldarbeiter meistens
heim, ihren Mittagsimbiss einzunehmen, und kön-
nen auch Junge und Alte nach dem Essen kommen.
Anschließend könne jeder sofort wieder seinen Ge-
schäften nachgehen.
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