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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0599
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43. Polizei- und Rügordming 1588

ten, verbotten und die straff in dein keyserlichen
halßgericht daruf geordnet * 2, so gebietten wir allen
unsern undertanen: wo sich ein todtschlag, eß were
in den stetten, zu dorf oder zue feld, in unserer
obrigkeit zuetragen würd, das ein jeder bey seinen
pflichten und aydten, sovil an ihme, zugreifen, nach-
eilen und den tätter b gefangklich annemmen, in die
zent, daliin eß gehört 3, oder uns zue unsern handen
überantworten wölle 4.

Und, damit solcher unrat sovil miiglich vermitten
pleibe, so soll hiemit alleß hadern, zanken c, schen-
den und schmehen und was zur schlagerey ursach
geben möcht 5, abgeschafft und verbotten sein, und
sich ein jeder, so er mit dem andern zue schaffen,
guetlichen oder rechtlichen außtrags d vor seinem
ordenlichen gericht und obrigkait benugen und
settigen laßen. Würd aber einer den andern mit
worten anfahren, fluechen, betroen oder sich stellen,
alß ob er ihne schlahen wolt, der soll ein halben
gulden 6 zur straff verfallen sein. Würd er aber ihne
schmehen, schlachen, rayfen 7, stooßen oder werfen,
doch das nicht uf die zent gehört, soll er uns zehen
pfund 8 zur straff geben und dem belaidigten nach
erkantnus eines gerichts umb sein ehr oder schmer-
zen gebührenden abtrag 9 tun.

Und damit solche freveliche liandlungen desto
mehr vermitten und ein gut, fridlich regiment bey
unsern undertanen ohn bluetvergießen erhalten
werde, so soli ein jeder, so zugegen were, wann sich
unwillen zwischen parteyen zutrüge, schuldig sein,

b B und C: töder.

c In B eingefügt. C: zanken, hadern.
d Fehlt B.
e B: machen.
r B: verbräche.

s~ s Pehlt B (im angehängten Yerzeichnis der Strafen
aber enthalten).

2 CCC Art. 137.

3 Fischer, Cieschichte 2, 1, 27. — Hansjörg Heinrich, Die
Tätigkeit der Zentgerichte in Hohenlohe seit dem
späten Mittelalter. Diss. Tübingen 1965 (1966). Tn
der Bearbeitung der RegistratorenO. 1575 (Nr. 20)
sind für die Herrschaft Weikersheim nur die Jagst-
berger und Ballenberger oder Krautheimer Zent-
obrigkeiten genannt. Für Orte, die nicht zentbar
waren, trat die herrschaftliche Malefiz- oder Blut-
gerichtsbarkeit ein.

4 Da die Untertanen bei Schlägerei und Mordgeschrei

zwar zulaufen, aber die Untertanenpflichten versäu-

fried zu nehmmen el°, bey straff zwaier gulden, cloch
hierinnen unverbunden sein, sich selbst in gefahr,
leibsschaden zue empfahen, zue begeben, sonder,
so er mit worten den frieden gebeut, soll ein jecler
denselbigen zue halten verpflichtet sein, alles bey
nachgesezter straff'.

Welcher also wider einen gebottenen frieden, wie
obstehet, allain mit worten und geberden handelt,
der soll der herrschaft fur den friedbruch zwen
gulden, da er aber zuckt, schlägt, stost oder wirft,
fünf gulden verfallen sein. Hat er aber den frieden
mit handgebenden trewen gelobt und verbrochen f
clenselbigen allain mit worten und geberden, soll
vier gulden, und da er darieber schlägt, wie ob-
gemelt, zehen gulden zu geben schuldig sein. Und
soll dannocht dem beschedigten uf der zent oder
sonsten in rechten umb sein schaden zu clagen, deß-
glaichen der herrschaft die verwürkte frevel und
bußen vorbehalten sein 11.

Eß befinden sich auch etliche böse buben und
häderische leut, die ein zanken miteinander an-
fahen, biß sie den dritten, der fried machen soll,
dartzu bringen und alßdan denselbigen schlagen
oder sich sonst rotten uber ainen oder zwen. Wo
dann solches beschehen oder sich sonsten jemands
rotten würd und doch Sniemand schlagen, soll jede
person zwen gulden zu straff geben. Würden sie aber
alsos jemand schlahen und beschädigen, soll ein
jede person vier gulden 12 geben und dannocht, wie
bey dem friedbruech gemelt, der herrschaft und dem

men, indem sie nicht Fried rnachen oder die Balger
verhaften wollen, erfolgte 1598 ein erneuter Befehl.
Mayer, Zur Sittengeschichte des 16. Jh. WF 7
(1865-67), 494.

5 Mayer (a. a. O. 489) hat aus den Polizeiakten ein um-
fangreiches Schimpf- und Scheltwörterverzeichnis
gesammelt. Bericlite von verschiedenen Rauf- und
anderen Pländeln a.a. O. 491.

6 Statt „halben gulden“ in Castell: kleine buß.

7 Raifen, räufen = raufen, zerren, hesonders bei tät-
lichen Händeln (Grimm 8, 632; Fischer 5, 179).

8 1 Pfund (Pfennige) = 240 Pfennige. Castell: ein hal-
ben gulden.

9 = Genugtuung, Sühne durch Geldzahlung (DRW 1,
307).

i# — Friedmachen,gebieten(BelegeGriTOTO4, 1,1,183f.).

11 Die Herrschaft behält sich vor, neben der Strafe für
den Friedbruch auch clen angerichteten Schaden zu
bestrafen.

12 Statt ,,vier gulden“ in Castell: ein hohe buß.

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