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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0650
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52. Öhringer Spitalordnung 1594

[Vorrede]

Wir Anna, grevin von Idohenloe, geborne grefin
von Solms etc., witwe, als geordnete administratorin
des wolgepornen unsers freundlichen, lieben sons,
herrn Phillipsen, grafen von Hohenloe und herrn zu
Langenpurg etc., und wir Wolfgang und Georg
Friderich, grafen von Hohenloe und herrn zu Lan-
genpurg etc., gevettern.

Obwol weyland die wolgeporne unsere freund-
liche, liebe voreltern unserm gemeinen spittall zu
Oringaw eine ordnung, wie es zu deßelben besten
zustand und aufkommen solle gehalten werden, in
anno etc. 1474 ubergeben und wir aber bißher be-
funden, das nicht allein deßelbigen der gebühr a
nicht nachgesetzt, sonder auch sich sonsten aller-
hand unordnungen und mengel ereignet, dahero und
zu furkomung * 1 vernern des spittals unheils und ab-
nemmens wir verursacht worden, nachvolgender
ordnung uns freundlichen zu vergleichen, wie es in-
kunftig mit dem spittal, deßen einkommen, gefell 2
und ailem anderm solle gehalten werden. Daruf
gnedig bevellende, das durch unsern gemeinen 3

a ,,der gebühr“ in A eingefügt.
b Ab hier B erhalten (Beginn fehlt).
c Ab hier vergleiche die Spitalzucht 1576:

Spitaaltzucht,

wie die aus der wolgebornen herrn, herrn Ludwig
Casimirs und herrn Eberharden, grafen von Ho-
henloe und herrn zue Lanngenburgh etc., auf-
gerichter spitalordnung getzogen und von menig-
lich im spital furter soll gehalten, auch die be-
tretter [ = Übertreter] inhalt dießer ordnung ge-
straft werden.

1. Welcher oder welche die predig des worts
Gottes und hochwurdige sacramenta verach-
ten oder lesterlich davon reden wirt, der solle
sein pfrund verwurkt, darbey ernstlicher straf
nach gelegenheit der ubertrettung gewertig
sein.

2. Welcher oder welche die praedigten göttlichs
worts auf die sonntag und feyrtag nit besucht
und seines nit besuchens nit ansehliche, red-
liche ursachen hetten anzuzeigen, dem soll
desßelbigen tags der wein, oder da er kein wein
hat, das fleisch abgesprochen werden.

3. Welcher oder welche sich des bettens vor und

nach dem esßen, da die ordnung an in kem.

spittallmeister, pfrunder und allen ehehalten 4 und
gesind derselben mit allem vleis nachgegangen und
gelept werde, inmaßen underschiedtlich hernach
volgt.

[1.] Von besuchung der predigten und Got-
tes worts, auch erbarn wandel und wesens

Anfenglichen und nachdem einem jeden men-
schen an seiner seelen heil und seligkeit höchlich ge-
legen, und dan gemeiner unser spittall onedas mit b
einer notwendigen kirchen versehen 5, also das die
pfründer und ander darin habendes gesind solche in
der nähe haben, so ist unser ernstlicher bevelch, das
zuvorderst unser spitallmeister sampt den seinigen
mit besuchung der predigten und hörung götliches
worts den pfrlindnern und gesind mit guten exem-
peln vorgehe, auch ober inen mit allem ernst seye,
das sie gleichfals die predigten zu verordneten zei-
ten 6 fleißig besuchen; sich der heiligen sacramenten
auf das wenigste des jars zweymal geprauchen und
sich in solchem als fromme, gotselige cristen erzei-
gen und verhalten c. Im fall aber unser spittall-

verweigern wirt, dem oder denen soll alß lang
und viel, biß sie solchs andern zugleich tun
wurden, weder zu eßen noch zu trinken ge-
geben werden.

4. Welcher oder welche sich uber tisch untzüchtig
oder schantpare wort geprauchen oder einer
den andern an ehren unbillicher weiß antasten

1 = Zuvorkommen, Verhüten.

2 Gefälle = Einkünfte.

3 = gemeinsam (allen Grafen unterstehend), vgl. un-
ten: „gemeiner spittall“.

4 = Dienstboten, Gesinde.

5 Die Spitalkirche wurde 1376/77 den Heiligen Anna
und Elisabeth geweiht, 1499 dem Hl. Geist zuge-
schrieben und ist heute kath. Pfarrkirche (Der Land-
kreis Öhringen 2, 27f.).

6 Ab 1578 wurde Sonntags- und Donnerstagspredigt
im Spital gehalten (Öhringen DekA Nr. 4b). Die
sonntägliche Abendpredigt, die seit der Reformation
in der Stiftskirche gehalten wurde, war unter Meder
(Prediger ab 1577) ins Spital verlegt worden. 1595
bat man um Zurückverlegung in die Stiftskirche
(GA 14, 12). In Exemplar B ist von Predigten in der
Stifts- wie Spitalkirche die Rede.

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