Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0653
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
52. Öhringer Spitalordnung 1594

[4.] Von auspendung der almusen

Befinden wir gleichwoln, das wochentlich all frei-
tag in gemein und dan auch sonsten, sovil die fremb-
de und durchziehende anlangt, das almusen bißher
gegeben worden 15, hergegen auch hinwiderumb, das
ein unordnung vorgefallen, indem etliche in solchem
schein und allein aus wollust 16 sich mit underge-
mischt und das prot abholen laßen. Dieweiln aber
das almusen vornemblich zu den dürftigen und ar-
men gemeint und wir also solche bißhero gehaltene
unordnung nit paßirn laßen können, so ist unser be-
felch und meinung, das unser spittallmeister in all-
weg bey außteilung des gemeinen almusens zu frei-
tag selbsten sein und die personen, so solches emp-
fangen, aufschreiben und darpey observirn solle, ob
diselben alle deßen notwendig, und, da er etliche
darunder befinden wurde, die deßen nit würdig, mit
bescheidenheit abweisen und umb weniger verdachts
willen, soll er je zu zeiten die gemachte verzeichnus
der stadt Oringaw one das 17 verordneten außspen-
dern des almusens ubergeben und sich berichts er-
holen, welche darunder außzuschließen seyen oder
nit, und nichtsdestoweniger ein weg wie den andern
berürte verzeichnus wochenlich mit den rechnungen
ubergeben, auf das man sich notwendig zu ersehen
hab.

Auf das dan auch das prot, so insonderheit
wochentlich uf die frembde durchreißende personen
get, wie bißhero beschehen, in achtung genommen,
ist gleichwol unser meinung, das dißfals ein solches
nit abgestrickt, sonder nochmals also erhalten, son-
der allein darpey in achtung genommen werde, ob
diselbig deßen fähig 18 oder nit m.

Und damit deßhalben kein verdacht vorlaufe und
man jederzeit wißens haben möge, was sowol in
gemein uf den freitag als auch besonder uf die
frembden wochenlich an almusen aufgehen möge,
so soll unser spittallmeister jederzeit mit einem

m B: + und nit vielmehr gesundte, starke land-
bettler, die mit arbeit ihr brodt verdienen könten.

16 Zum Almosen siehe Nr. 14 und 46.

16 Freude, Vergnügen (am Essen) (Grimm 14, 2,
1385-87).

17 Ohnedies, ohnehin. Von der Stadt Öhringen waren

pfründner, dem deßhalben befelch gegeben worden,
in beywesen des becken 19, sovil leib prot allwegen
aufgehen würde, uf ein kerbenholtz schneiden und
alsdan der wochenrechnung beylegen. Solche kerb-
hölzer aber soll gedachter pfründner und beck des
spittals gegenschreiber wochenlich uberantworten
und nach beschehener abzelung der gepiir verur-
kunden laßen.

Und damit sich niemand ob der ungleicheit zu be-
schwern, auch in verrechnung solches almusens man
ein gewißheit zu haben, so befellen wir, das unser
spittallmeister sowol uf die freitag als auch sonsten
wochentlich das besonder prot verordnen und ein
gewiße anzal stuck aus denn leiben, wie bißhero
preuchlich und ime bevollen, machen, außteilen und
der wochenrechnung urkundlich einverieiben solle.

[... § 5-18 nicht abgedruckt.]

[19.] Von den pfründnern und wie es mit dem
außspeißen derselbigen solle gehalten wer-
den

Haben wir uns miteinander dahin entlich ver-
glichen, das hinfuro in unserm spittall mer nicht als
in die obern pfründ 24 personen und in die under 16
sollen aufgenommen werden. Und dieweil anjetzo
in der obern pfrund 29 und in der undern 18 vor-
handen, sollen so lang keine pfründner ferner ein-
genommen werden, bis sie uf die nechstgemelte zaal
widerumb gelangen, alsdan und furterhin, da etliche
stell erledigt, mit ersetzung derselben alternatis
vicibus 20 oder wie wir uns deßen verner vergleichen
möchten gehalten werden.

Es soll aber unser spittallmeister vleißig annotirn
und vermerken, auch bey seinen pflichten schuldig,
wan ein pfründner aus der obern und undern pfrund
abget, daßelbig dannechsten 21 dem herrn, an wel-
chem die ordnung der einnam sein wurd, zu ver-

zwei Pfleger mit der Aufsicht über die Ausspendung

des Almosens beauftragt.

18 = berechtigt zum Erhalt.

19 Beck noch heute = Bäcker.

20 (Unter den Grafen) miteinander abwechselnd.

21 = unverzüglich.

635
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften