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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0697
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c. Waldenburger Regirnentsordnungsrezeß 1615

darzue unsere nachkommen iederzeit anzueweisen
und niemanden einige andere lelir und exercitium,
welche ietzangedeuten glaubensarticuln im gering-
sten zuewider laufen oder ein anders, alß darin be-
griffen, mit sich bringen möchten, heimhch oder
offentlich einzueführen zue gestatten,

wie es dan auch bey deren in der graveschaft bis-
hero angeordneten kirchenordnung 9, gebräuchen
und ceremonien e, alß die der christlichen lehr und
religion gemes, verbleiben und ungeendert gelaßen,
auch ohne sonderliche, erhebliche, hochwichtige ur-
sachen und algemeinen consens darinnen kein mu-
tation vorgenommen, sondern iederzeit, da etwas in
ceremonialibus zue verbeßern oder zu erleutern, der
evangelischer reiner theologorum, sowohl in- alß
außerhalb der graveschaft, eingeholten sambthchen
bedenken und guttachten, mit algemeiner unser
oder unserer posteritet beliebung gehandelt und ge-
schloßen, auch alle künftige tractationes daruf ge-
stelt werden sollen.

Bestellung qualificirter personen zue kir-
chen und schulen, auch visitation
derselben

Uf das auch solches desto beßer zue practicirn, so
tun wir auß einhelhger vergleichung hiemit setzen,
ordnen und statuiren 10: Obwoln ein ieder under uns
den gebrüdern in seinem anteil der graveschaft
macht hat und haben solle, seines gefallens qualifi-
cirte und tügliche personen zue pfarhern,
predigern und schueldienern zue verordnen, con-
firmirn und bestettigen zue laßen, das doch keiner
uf- und anzuenehmen, zue confirmirn und zue be-

e Am Rande in anderer Schrift: Approbation der graf-
schaft kirchenordnung und ceremonien.
f Am Rande in anderer Schrift: Examen der kirchen-
und schueldiener.

g Ebenso: Jährliche visitation kirchen und schuelen.

formel von 1577 und Luthers Schmalkaldische Ar-
tikel von 1537 (sieheBSLK). Man hatte in der Wal-
denburger Herrschaft einen strenger lutherischen
Bekenntnisstand als in Neuenstein. Zur Einführung
der Konkordienformel siehe Nr. 30.

9 Die KO 1578, unsere Nr. 25.

stettigen, so sich nicht offentlich zur obangezogener
confession bekennen tuet, auch zuvor außgestan-
denem examine in seiner bekantnus rayn und an
geschickhgkeit genugsam qualificirt befunden wor-
den und sonsten seines lebens und wandels ein un-
verruft, ehrliches testimonium haben und vorlegen
tue.

Damit man auch deßen iederzeit desto gewißere
nachrichtung haben möge und einer under uns der-
gleichen examini f in der person beyzuewohnen ver-
hindert, so solle er neben dem hoffprediger zwen
vertrawete und hierzue insonderheit verpflichte rät,
die in der religion rein und eyferig, darzue ordnen,
welchen in allem ihre getreue relation zu erstatten
mit ernst anzuebefehlen 11.

Und nachdeme auch einer christlichen obrigkeit
ampt und beruff erfordert, vleißige inspection zue
haben, daß ihren ordnungen getreues vleißes nach-
gesetzt werde, welches dan sonderlich im geystli-
chen regiment hoch vonnötten sein will, so solle
jahrlichen ein ieder under uns den gebrüdern in
seiner zuegehörigen graveschaft und amptern durch
seinen hoffprediger und zuegeordnete weltliche rät
die visitations nach außweisung der gebräuchlichen
visitationordnung 12 halten und vorgehen laßen,
alßdan nach verrichter visitation die allerseits
hierunder gebrauchte diener uf einen gewißen tag
und ort, so allezeit der administrirende herr 13 under
uns zue benennen und man sich deßen zue verglei-
chen, zuesamen kommen und beywesend der ge-
meinen rat die befundene feel und mängel zue be-
denken, wie alle eingerißene unordnungen und was
sonsten widerigs vorgangen, abzuestellen und das
unrecht zue bestraffen, daruf alsdan aller orten die
gehorige gebühr verfüegt werden solle, damit also

10 Das Folgende aus dem Neuensteiner Informations-
libell 1610 (Nr. b).

11 Auch in der Waldenburger Linie wnrde das Examen
der Öhringer Kirchendiener durch Examina an den
Höfen ersetzt.

12 Die VisitationsO. 1581 sollte 1597 mit geringfügigen
Änderungen in der ganzen Waldenburger Herr-
schaft verwendet werden (siehe S. 413).

13 In jährlichem Wechsel sollte einer der Waldenhurger
Gfrafen die Linienadministration, die vor allem den
Waldenbmger Teil der gemeinsamen Stadt Öhringen
betraf, ausüben.

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