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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2002 — 2003

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I. Das Geschäftsjahr 2002
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Bubner, Rüdiger: Hans-Georg Gadamer (11.2.1900 - 13.3.2002)
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Hans-Georg Gadamer | 151


HANS-GEORG GADAMER
(11.2.1900-13.3.2002)

Hans-Georg Gadamer hat wie in historischen Zeiten wohl nur Fontenelle ein ganzes
Jahrhundert und mehr kennengelernt. Ähnlich wie Kant hat er nach langer Vorbe-
reitungszeit erst sein philosophisches Hauptwerk geschrieben. Wahrheit und Methode
erschien im Jahre 1960 und fand alsbald über mehrere Auflagen ein nachhaltiges
Echo weit über die Zunftgenossen hinaus. Mit der späten internationalen Karriere
des Autors ist das Buch dann in vielsprachigen Übersetzungen zu einem Klassiker
der Kultur des ausgehenden 20. Jahrhunderts geworden.Vergleichbar nur Heidegger,
dem entscheidenden Lehrer, dem Gadamer durch alle Krisen hindurch treu geblieben
ist, hat der Verstorbene der deutschen Philosophie eine weltweit gehörte Stimme
verliehen.
Gadamer entstammte einem naturwissenwissenschaftlich geprägten Professo-
renhaus. Er studierte Philosophie im neukantianischen Klima seiner Zeit in Breslau
und Marburg. Die Begegnung mit dem genialen Denker Heidegger veränderte
vieles und brachte den jungen Akademiker sogar zum Studium der Klassischen Philo-
logie. Daraus erwuchs seine Habilitation über „Platos dialektische Ethik“ (publiziert
1931).
Gadamer ging 1938 nach Leipzig, wo er nach dem Kriege Rektor wurde.
Über Frankfurt kam er als Nachfolger von Jaspers an die Universität Heidelberg, der
er über Jahrzehnte bis zum Tode verbunden blieb. Die Akademie der Wissenschaften
wählte ihn 1950 zu ihrem Mitglied.
Platos Philosophieren im Dialog blieb für Gadamer ein lebenslanger Bezugs-
punkt. Aber es war der Terminus der Hermeneutik, den Heidegger von der Metho-
denlehre der Textinterpretation zum Kennzeichen des menschlichen Lebensvollzugs
im geschichtlichen Zusammenhang ausgeweitet hatte, welcher dann mit Gadamers
Werk auf Dauer verbunden bleiben sollte.
 
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