Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2002 — 2003

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2002
DOI Kapitel:
Nachrufe
DOI Artikel:
Raible, Wolfgang: Eugenio Coseriu (27.7.1921 - 7.9.2002)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66351#0149
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
160 | NACHRUFE


EUGENIO COSERIU
(27.7. 1921-7.9.2002)

Eugenio Coseriu, Professor für romanische und allgemeine Sprachwissenschaft, starb
am 7. September 2002 in Tübingen. Als er 1977 Mitglied der Heidelberger Akade-
mie wurde, lehnte er es ab, in der Antrittsrede etwas über seine Person zu sagen:
Wichtig sei allein der Wissenschaftler — und dass er als Wissenschaftler nicht gerade
unwichtig war, zeigen allein über 40 Ehrendoktorate aus aller Welt.
Trotz der damals geäußerten Abneigung ist einiges zur Person zu sagen. Gebo-
ren wurde Coseriu am 27.7.1921 als Eugemu Coseriu in Mihäileni, einem Dorf im
heutigen Moldawien, als Sohn eines Sanitäters. Von einem herausragenden Grund-
schullehrer, Roman Mindicanu, und anschließend von einem guten Lyzeum in der
Bezirksstadt Bälti hat er mit jener Wissensbegierde profitiert, die häufig dort anzu-
treffen ist, wo Bildung als Chance für den Aufstieg wahrgenommen wird. Der Beste
in Französisch war am Jahresende eben, wie er später erzählt hat, „der kleine Bauer
Coseriu“, nicht der Sohn des Obersten mit französischer Gouvernante und franzö-
sisch sprechender Mutter. Fast unnötig zu sagen, dass es dann auch dieser „Bauer“
war, der das in der ganzen Region beste Zentralabitur seinesJahrgangs machte1.
Mit einer ausgesprochenen Neigung für die Schöne Literatur, die Schönen
Künste und die Slawistik begann Coseriu 1939 unter prekären materiellen Bedin-
gungen ein Studium an der Universität lasi. Ein Stipendium führte ihn 1940 von dort
an die Universität Rom. Die Laurea von 1944 war eine Auseinandersetzung mit der
These eines seiner Lehrer, nach der die südslawische orale Epik von der altfranzösi-

1 1994 und 1995 hat Coseriu zwei Schülern in langen Gesprächen über sein Leben und Werk Aus-
kunft gegeben. Zwanzig Jahre nach jener Antrittsrede sind sie erschienen als: Kabatek, Johannes
& Murguia, Adolfo. 1997. „Die Sachen sagen, wie sie sind... Eugenio Coseriu im Gespräch. Tübin-
gen: Narr.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften