II. Wissenschaftliche Vorträge
ein Paradigma intrinsischer intentionaler Geistigkeit. Indem es das-&-das glaubt,
ist das Subjekt in irgendeinem Sinne geistig auf das „gerichtet“, was es glaubt. Mehr
als das. Im Gegensatz zu andern Dingen, die einen propositionalen Inhalt haben
(Sätze zum Beispiel), wird einer Überzeugung ihr Inhalt nicht von einer externen
Quelle beigelegt. Intrinsische Intentionalität hat sich - neben dem Bewusstsein -
in den letzten 50 Jahren als eine besonders harte Nuss für naturalistische Konzep-
tionen des Geistigen eiwiesen. Fünftens, Glauben ist begrifflich irreduzibel. Was
es ist, lässt sich nicht mit Rückgriff auf grundlegendere Begriffe angeben.
Zwei heute weithin akzeptierte Thesen lassen den Begriff des Glaubens als
problematisch erscheinen - ja, als letztlich unhaltbar. Die erste ist begriffstheore-
tischer Art. Sie besagt, dass Grundbegriffe empirischer Phänomene theoretische
Begriffe sind. Diese lassen sich zwar nicht auf grundlegendere zurückführen, sind
aber „implizit“ definiert: durch ihr Zusammenspiel mit den andern Begriffen der
Theorie. Geht diese jedoch an der Welt vorbei, sind all ihre Grundbegriffe leer: Es
gibt nichts, das unter sie fällt. - Die zweite ist eine ontologische These. Sie besagt,
jede Theorie, die nicht physikalistisch respektabel ist, gehe ipso facto an der Welt
vorbei. Kein empirisches Phänomen sei wirklich, wenn es sich nicht in einer letzt-
lich durch die Physik fundierbaren natuiwissenschaftlichen Theorie beschreiben
und erklären lässt.
Daraus ergibt sich die Frage, welches die Theorie ist, durch die der Grund-
begriff Glauben implizit definiert ist. Der Standardantwort zufolge ist dies unse-
re voiwissenschaftliche „Volkspsychologie“, der viele unserer Begriffe für geistige
Phänomene angehören (Wollen, Entscheiden, Empfinden und andere). Diese
Theorie benutzen wir, um menschliches Verhalten zu prognostizieren und erklä-
ren. Es stellt sich daher die Frage, ob die Volkspsychologie - wenn sie angemessen
rekonstruiert würde - physikalistisch respektabel ist oder gemacht werden könnte.
Dagegen spricht vieles, dem schwer zu widersprechen ist.
Erstaunlich viele zeitgenössische Philosophen sind konsequent genug, daraus
den Schluss zu ziehen, die Volkspsychologie gehe an der Welt vorbei. Ihre Begriffe,
so auch der des Glaubens, seien ebenso leer wie die Begriffe der mittelalterlichen
Alchimie. Folglich sei die Idee vom glaubenden Menschen nichts weiter als ein
verbreiteter Aberglaube, habe nicht mehr Realitätsgehalt als die von undinenbe-
seeltem Wasser.
So führt ein naturalistischer Szientismus in den doxastischen Nihilismus.
Diese Argumentation beruht jedoch auf einer falschen Voraussetzung. In der Tat,
der Begriff des Glaubens ist ein Grundbegriff. Aber kein empirisch-theoretischer.
Er und viele andere psychologische Grundbegriffe sind zwar implizit definiert,
aber nicht durch potentiell falsifizierbare Hypothesen einer empirischen Theorie,
sondern durch eine spezielle Klasse von generellen Aussagen, deren apriorische
Wahrheit durch eine weitreichende Einschränkung garantiert ist. Ein Beispiel:
„Für normale Menschen gilt unter insgesamt normalen Gegebenheiten: Wenn sie etwas auf-
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ein Paradigma intrinsischer intentionaler Geistigkeit. Indem es das-&-das glaubt,
ist das Subjekt in irgendeinem Sinne geistig auf das „gerichtet“, was es glaubt. Mehr
als das. Im Gegensatz zu andern Dingen, die einen propositionalen Inhalt haben
(Sätze zum Beispiel), wird einer Überzeugung ihr Inhalt nicht von einer externen
Quelle beigelegt. Intrinsische Intentionalität hat sich - neben dem Bewusstsein -
in den letzten 50 Jahren als eine besonders harte Nuss für naturalistische Konzep-
tionen des Geistigen eiwiesen. Fünftens, Glauben ist begrifflich irreduzibel. Was
es ist, lässt sich nicht mit Rückgriff auf grundlegendere Begriffe angeben.
Zwei heute weithin akzeptierte Thesen lassen den Begriff des Glaubens als
problematisch erscheinen - ja, als letztlich unhaltbar. Die erste ist begriffstheore-
tischer Art. Sie besagt, dass Grundbegriffe empirischer Phänomene theoretische
Begriffe sind. Diese lassen sich zwar nicht auf grundlegendere zurückführen, sind
aber „implizit“ definiert: durch ihr Zusammenspiel mit den andern Begriffen der
Theorie. Geht diese jedoch an der Welt vorbei, sind all ihre Grundbegriffe leer: Es
gibt nichts, das unter sie fällt. - Die zweite ist eine ontologische These. Sie besagt,
jede Theorie, die nicht physikalistisch respektabel ist, gehe ipso facto an der Welt
vorbei. Kein empirisches Phänomen sei wirklich, wenn es sich nicht in einer letzt-
lich durch die Physik fundierbaren natuiwissenschaftlichen Theorie beschreiben
und erklären lässt.
Daraus ergibt sich die Frage, welches die Theorie ist, durch die der Grund-
begriff Glauben implizit definiert ist. Der Standardantwort zufolge ist dies unse-
re voiwissenschaftliche „Volkspsychologie“, der viele unserer Begriffe für geistige
Phänomene angehören (Wollen, Entscheiden, Empfinden und andere). Diese
Theorie benutzen wir, um menschliches Verhalten zu prognostizieren und erklä-
ren. Es stellt sich daher die Frage, ob die Volkspsychologie - wenn sie angemessen
rekonstruiert würde - physikalistisch respektabel ist oder gemacht werden könnte.
Dagegen spricht vieles, dem schwer zu widersprechen ist.
Erstaunlich viele zeitgenössische Philosophen sind konsequent genug, daraus
den Schluss zu ziehen, die Volkspsychologie gehe an der Welt vorbei. Ihre Begriffe,
so auch der des Glaubens, seien ebenso leer wie die Begriffe der mittelalterlichen
Alchimie. Folglich sei die Idee vom glaubenden Menschen nichts weiter als ein
verbreiteter Aberglaube, habe nicht mehr Realitätsgehalt als die von undinenbe-
seeltem Wasser.
So führt ein naturalistischer Szientismus in den doxastischen Nihilismus.
Diese Argumentation beruht jedoch auf einer falschen Voraussetzung. In der Tat,
der Begriff des Glaubens ist ein Grundbegriff. Aber kein empirisch-theoretischer.
Er und viele andere psychologische Grundbegriffe sind zwar implizit definiert,
aber nicht durch potentiell falsifizierbare Hypothesen einer empirischen Theorie,
sondern durch eine spezielle Klasse von generellen Aussagen, deren apriorische
Wahrheit durch eine weitreichende Einschränkung garantiert ist. Ein Beispiel:
„Für normale Menschen gilt unter insgesamt normalen Gegebenheiten: Wenn sie etwas auf-
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