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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2014 — 2015

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A. Das akademische Jahr 2014
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II. Wissenschaftliche Vorträge
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Meier, Mischa: Die Weltchronik des Johannes Malalas. Autor – Werk – Überlieferung: Tagung der Forschungsstelle „Historisch-philologischer Kommentar zur Chronik des Johannes Malalas“ vom 27. Februar bis 1. März 2014 in Tübingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.55654#0081
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Tagung „Die Weltchronik des Johannes Malalas'

Text erörterte: Durch die Untersuchung von Malalas’ Arbeitsprozess gelang es
Anne-Marie Bernardi und Emmanuele Caire (Aix-en-Provence) nachzuzeichnen,
wie der Autor narrative Passagen in einen mehr oder weniger festen chronologi-
schen Rahmen fügt. Sein Werk erscheint demnach eher als Zwitter.
Die dritte Sektion hatte die Überlieferung der Malalas-C/zrom7? zum Thema.
Elizabeth Jeffreys (Oxford) verdeutlichte eingangs die Komplexität der Entste-
hungs- und Überlieferungsgeschichte: Parallelquellen deuteten auf Kürzungen
in der Haupthandschrift hin und gingen auf verschiedene Editionen der Chronik
zurück. Jeffreys schlug vor, diesen Befund nicht nur als editorische Herausforde-
rung aufzufassen, sondern als Zeugnis für die Offenheit mittelalterlicher Konzepte
von Autorenschaft. Anschließend stellte der Projektmitarbeiter Fabian Schulz auf
Grundlage der Tuskulanischen Fragmente, die den ungekürzten Malalas-Text spie-
geln, eine neue Interpretation der berühmten Zankapfelgeschichte in Buch 14 zur
Diskussion: Ursprünglich habe die Geschichte keinen chalkedonischen, sondern
einen miaphysitischen Tenor besessen.
Den zweiten Teil der dritten Sektion, der die literarischen Beziehungen
zwischen Malalas und anderen Autoren thematisierte, leitete Geoffrey Greatrex
(Ottawa) mit einem Vortrag zu Prokop und Malalas ein. Er betonte entgegen der
gängigen Meinung die Parallelen zwischen den Werken der beiden Autoren und
ihre Hinwendung zu ähnlichen Zielgruppen. Beide hätten zudem auf ähnliches
Material zugreifen können und offenbar auch Kenntnis vom Werk des jeweils an-
deren gehabt, was zu Auslassungen in beiden Texten geführt habe. Greatrex führte
hier die bereits genannte Hypothese eines „living texts“ (Jeffreys) fort, die davon
ausgeht, dass Texte nach ihrer Veröffentlichung zirkulierten und sich verändern
konnten. Im Anschluss daran präsentierte Christian Gastgeber (Wien) einen (so-
zio-)linguistischen Vergleich des Chronicon Paschale mit mehreren Passagen der
Chronik und hob dabei besonders die Bedeutung der Osterchronik für die Rekonst-
ruktion verlorener bzw. gekürzter Malalas-Teile hervor. Nachfolgend sprach Erika
Juhäsz (Budapest) über die Indiktionsangaben bei Malalas und in der Osterchronik
und gelangte dabei zu dem Schluss, dass durch Missverständnisse der Malalas-
Chronik der Verfasser der Osterchronik ein anderes Zeitrechnungsverfahren benutzt
habe. Mit einem Vortrag zu „John Malalas in the Excerpta Constantiniana de Insidiis:
a. philological and literary perspective“ veiwies Pia Carolla (Rom) schließlich auf
die Notwendigkeit neuer, kritischer Editionen, um den Bezug zwischen den Ex-
cerpta und dem Werk des Malalas exakter analysieren zu können.
Der dritte Tagungstag begann mit einem Vortrag Umberto Robertos (Rom)
zu Malalas, Johannes Antiochenus und den Excerpta Constantiniana, der die Bedeu-
tung der beiden Werke füreinander und besonders die Funktion der Weltchronik
als Quelle für Johannes Antiochenus herausstrich. Passend dazu hielt dann Sergei
Mariev (München) einen Vortrag mit dem Titel „John of Antioch and John Ma-
lalas“, der sich ebenfalls mit der Beziehung zwischen den beiden Texten befasste.

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