III. Veranstaltungen

immer persönlicher, und doch verschwinden die Menschen in diesen Massen
und hinter (zwangsläufig zunehmendem) statistischem Zugriff, so dass man Ge-
sichter kaum noch erkennen wird. Wie also hat man sich den weiteren Weg vor-
zustellen? Auswählen? Das geht nicht mehr. Oder, mit mechanischem Zensus,
absichtsvoll den Zufall einsetzen? Denn der Zufall ist blind und darum gerecht
wie lustitia selbst, und determiniert künftige Forschung darum weniger als jede
vom heutigen Historiker - mit seinen Forschungsinteressen - getroffene Auswahl.
Ich halte viel vom Überlieferungs-Zufall und komme gut mit ihm aus. Aber so
oder so, damals oder heute: es geht um uns - um das Bild, das sich die Nachwelt
von uns machen wird.
Zu den Selbstzeugnissen auch einfacher Menschen etwa W Schulze (Hg.), Ego-Dokumente.
Annäherung an den Menschen in der Geschichte (Berlin 1996); H.-D. Heimann/P Monnet
(Hg.), Kommunikation mit dem Ich. Signaturen der Selbstzeugnisforschung an europäi-
schen Beispielen des 12. bis 16. Jahrhunderts (Bochum 2004). - Beispiele für Zeugenver-
nehmungen und Verhöre: A. Esch, Die Zeugenaussagen im Heiligsprechungsverfahren
für S. Francesca Romana als Quelle zur Sozialgeschichte Roms im frühen Quattrocento,
in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 53 (1973),
S. 93-151; C. Ginzburg, II formaggio e i vermi. II cosmo di un mugnaio del ’500 (Tori-
no 1976); E. LeRoy Ladurie, Montaillou, village occitan de 1294 ä 1324 (Paris 1975).
- Spitäler: etwa G. Piccinni/L. Travaini, II libro del Pellegrino (Siena 1382-1446). Affa-
ri, uomini, monete nell’ospedale di S. Maria della Scala (Napoli 2003). - Pönitentiarie:
K. Salonen/L. Schmugge, A Sip from the Well of Grace“. Medieval Texts from the Apostolic
Penitentiary (Washington D.C. 2009); die deutschen Betreffe wurden im Auftrag des Deut-
schen Historischen Instituts in Rom bearbeitet von L. Schmugge: Repertorium Poeniten-
tiariae Germanicum, bisher 9 Bände 1439-1513 (Tübingen 1996-2014); die Heidelberger
Fälle ebda VII 2354 (Schloß, 1492) u. 1852 (Fasten, 1487), VI 2521 (Student, 1474). Die
folgenden Fälle (zwischen 1439 und 1484); A. Esch, Die Eebenswelt des europäischen Spät-
mittelalters. Kleine Schicksale selbst erzählt in Schreiben an den Papst (München 2014);
ebda die weiterführende Eiteratur, z. B. zur venezianischen Kleiderordnung S. 267 ff, Fuß-
ball S. 86 ff; Bezugnahme auf historische Ereignisse ebda S. 399 ff. - Persönliche Datenho-
rizonte A. Esch, Zeitalter und Menschenalter. Die Perspektiven historischer Periodisierung,
in: Historische Zeitschrift 239 (1984), S. 309-351; Zeitsprung in Sage und Märchen ebda
S. 310 ff, im Typenverzeichnis von A. Aarne/S. Thompson unter Nr. 470. Lebensalter-An-
gaben D. Herlihy/Chr. Klapisch-Zuber, Fes Toscans et leurs familles. Une etude du cata-
sto florentin de 1427 (Paris 1978), chap. XIII. - Asymmetrische Überlieferung: A. Esch,
Überlieferungs-Chance und Überlieferungs-Zufall als methodisches Problem des Histo-
rikers, in: Historische Zeitschrift 240 (1985), S. 529-570; am Beispiel der antiken Papyri
E. G. Turner, Greek Papyri (Oxford 1968), der hochmittelalterlichen Geniza-Briefe S. Go-
itein, A Mediterranean Society. The Jewish Communities of the Arab World as Portrayed in
the Documents of the Cairo Geniza, I (Berkeley 1967). - Arbeitermemoiren: W Fischer, Ar-
beitermemoiren als Quellen für Geschichte und Volkskunde der industriellen Gesellschaft,
in: Ders., Wirtschaft und Gesellschaft im Zeitalter der Industrialisierung (Göttingen 1972),
S. 214-223; A. Esch, Pietismus und Frühindustrialisierung. Die Lebenserinnerungen des

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