C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
Konzepte zu entwickeln. Im Gegensatz dazu ist die Neogeographie ein offenes
Konzept, in dem die Erfassung, die Kommunikation und Verwendung von Geoin-
formation nicht der Wissenschaft vorbehalten ist (Goodchild 2009).
Die rasante technologische Entwicklung von neuen Medien (z. B. das Web)
und Sensorik (z. B. Smartphones mit GPS) hat zu dieser Öffnung beigetragen,
die eine Vermischung von Produzent und Konsument der digitalen Geoinforma-
tion zur Folge hat. Als Beispiel ist die OpenStreetMap (OSM) zu nennen. OSM
ist eine freie und gemeinsam entwickelte Weltkarte im Web, ein Wikipedia von
Geoinformation in Kartenform. Menschen, von Laien bis Experten, tragen freiwil-
lig Geoinformation zusammen und teilen diese im Web 2.0. Die OpenStreetMap
wurde 2004 gestartet und beinhaltet aktuell mehr als 2 Milliarden geographische
Koordinaten und 100 Millionen Gebäude, die insgesamt von mehr als 1,4 Millio-
nen Nutzer weltweit aufgenommen und geteilt wurden.
Dadurch wird die Digitale Erde um eine neue Ebene von Geoinformation
ergänzt, die von menschlichen Beobachter erfasst wird. Diese Neogeographie ist
jedoch kaum analytisch, generalisiert nicht und schafft per se keine neuen wis-
senschaftlichen Erkenntnisse oder gar Theorien. Jedoch beinhaltet die erfasste
Geoinformation wertvolles lokales Wissen und qualitative Beobachtungen der
Menschen in ihren Aktivitätsräumen, die durch technische Messverfahren nicht
aufgenommen werden können. So kann die Nutzung eines Gebäudes in OSM,
wie zum Beispiel als Rathaus, sehr einfach im Web von einer Person eingegeben
(„getagged“) werden. Dagegen ist das vollautomatische Erkennen und Ableiten ei-
ner Gebäudenutzung aus technischen Sensordaten, wie Satellitenbildern, nur sehr
schwer bis gar nicht möglich. Die Neogeographie stellt eine neue (partizipative)
Beobachtungsebene der Digitalen Erde dar mit größtenteils unerforschtem Poten-
zial und Limitierungen für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn.
Das WIN-Projekt NEOHAZ wird die Rolle der Neogeographie im inter-
disziplinären Kontext der Mensch-Umwelt-Forschung im Detail beleuchten und
kritisch hinterfragen. Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse können durch die
zusätzliche Einbeziehung der von Menschen digitalisierten Geoinformation ge-
wonnen werden?
Als konkreter Forschungsrahmen wird in diesem Projekt die Risikoanalyse
für Naturgefahren (Bohle & Glade 2008) stellvertretend für eine Mensch-Um-
welt-Interaktion herangezogen. Der Fokus liegt auf der evident wichtigen Phase
vor Eintritt eines Ereignisses („Preparedness“). Als Studiengebiet wurde Chile ge-
wählt, da es von verschiedensten Naturgefahren (z. B. Tsunamis, Erdbeben, Wald-
brände, Vulkane) und durch El Nino (ENSO) Effekte wesentlich beeinflusst wird
(Cecioni & Pineda 2009). Zudem ist Chile im Bereich der Neogeographie kaum
erforscht, besitzt jedoch ein großes Potenzial. Chile zeichnet sich durch ein ra-
santes Wirtschaftswachstum und eine steigende Internetnutzung von derzeit über
65 % der 17 Millionen Einwohner aus (84 % in Deutschland) (Factfish 2014).
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Konzepte zu entwickeln. Im Gegensatz dazu ist die Neogeographie ein offenes
Konzept, in dem die Erfassung, die Kommunikation und Verwendung von Geoin-
formation nicht der Wissenschaft vorbehalten ist (Goodchild 2009).
Die rasante technologische Entwicklung von neuen Medien (z. B. das Web)
und Sensorik (z. B. Smartphones mit GPS) hat zu dieser Öffnung beigetragen,
die eine Vermischung von Produzent und Konsument der digitalen Geoinforma-
tion zur Folge hat. Als Beispiel ist die OpenStreetMap (OSM) zu nennen. OSM
ist eine freie und gemeinsam entwickelte Weltkarte im Web, ein Wikipedia von
Geoinformation in Kartenform. Menschen, von Laien bis Experten, tragen freiwil-
lig Geoinformation zusammen und teilen diese im Web 2.0. Die OpenStreetMap
wurde 2004 gestartet und beinhaltet aktuell mehr als 2 Milliarden geographische
Koordinaten und 100 Millionen Gebäude, die insgesamt von mehr als 1,4 Millio-
nen Nutzer weltweit aufgenommen und geteilt wurden.
Dadurch wird die Digitale Erde um eine neue Ebene von Geoinformation
ergänzt, die von menschlichen Beobachter erfasst wird. Diese Neogeographie ist
jedoch kaum analytisch, generalisiert nicht und schafft per se keine neuen wis-
senschaftlichen Erkenntnisse oder gar Theorien. Jedoch beinhaltet die erfasste
Geoinformation wertvolles lokales Wissen und qualitative Beobachtungen der
Menschen in ihren Aktivitätsräumen, die durch technische Messverfahren nicht
aufgenommen werden können. So kann die Nutzung eines Gebäudes in OSM,
wie zum Beispiel als Rathaus, sehr einfach im Web von einer Person eingegeben
(„getagged“) werden. Dagegen ist das vollautomatische Erkennen und Ableiten ei-
ner Gebäudenutzung aus technischen Sensordaten, wie Satellitenbildern, nur sehr
schwer bis gar nicht möglich. Die Neogeographie stellt eine neue (partizipative)
Beobachtungsebene der Digitalen Erde dar mit größtenteils unerforschtem Poten-
zial und Limitierungen für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn.
Das WIN-Projekt NEOHAZ wird die Rolle der Neogeographie im inter-
disziplinären Kontext der Mensch-Umwelt-Forschung im Detail beleuchten und
kritisch hinterfragen. Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse können durch die
zusätzliche Einbeziehung der von Menschen digitalisierten Geoinformation ge-
wonnen werden?
Als konkreter Forschungsrahmen wird in diesem Projekt die Risikoanalyse
für Naturgefahren (Bohle & Glade 2008) stellvertretend für eine Mensch-Um-
welt-Interaktion herangezogen. Der Fokus liegt auf der evident wichtigen Phase
vor Eintritt eines Ereignisses („Preparedness“). Als Studiengebiet wurde Chile ge-
wählt, da es von verschiedensten Naturgefahren (z. B. Tsunamis, Erdbeben, Wald-
brände, Vulkane) und durch El Nino (ENSO) Effekte wesentlich beeinflusst wird
(Cecioni & Pineda 2009). Zudem ist Chile im Bereich der Neogeographie kaum
erforscht, besitzt jedoch ein großes Potenzial. Chile zeichnet sich durch ein ra-
santes Wirtschaftswachstum und eine steigende Internetnutzung von derzeit über
65 % der 17 Millionen Einwohner aus (84 % in Deutschland) (Factfish 2014).
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