6. Neogeographie einer Digitalen Erde (WIN-Programm)
Die etablierte Naturgefahrenanalyse und Prävention beruht vorwiegend auf
Erdbeobachtungsdaten technischer Sensoren und Geoinformation von Experten.
In der Naturgefahrenanalyse ist die Informationsfusion von technischen Sensor-
daten (z. B. aus Fernerkundung) und Daten der Neogeographie (z. B. aus sozialen
Medien im Web) in naturwissenschaftlichen Modellen bis dato kaum erforscht.
Außerdem fehlt eine kritische Betrachtung einer möglichen Zusammenführung,
insbesondere für die partizipative Risikoanalyse, die die wahrgenommene und
nicht-wahrgenommene Umwelt vereint. In diesem Forschungsprojekt wird zum
ersten Mal eine gemeinsame Betrachtung der Rolle der Neogeographie in der
Naturgefahrenanalyse aus Sicht der Geographie (Konzepte), Informatik (Metho-
den) und Soziologie (Werte und Wahrnehmungen) stattfinden, bei der ebenso
neue disziplinäre Forschungsfragen und Erkenntnisse im Projektverlauf erwartet
werden.
Die zentrale Projektphase veiwendet und adaptiert Methoden des Wissen-
schaftlichen Rechnens, geographischer Informationssysteme und der empirischen
Sozialforschung. Damit sollen die Potenziale und Grenzen eines integrativen Kon-
zepts in der Naturgefahrenanalyse ermittelt werden, wie etwa für die Erstellung
von digitalen Karten und Visualisierungen von Naturgefahren und lokaler Risiko-
wahrnehmung. Dabei werden insbesondere die Datenqualität der menschlichen
Beobachtungen und die Zusammenführung der verschiedenen Geoinformations-
ebenen betrachtet. Ferner soll die Wahrnehmung und Bewertung von Naturge-
fahren in der partizipativen Neogeographie untersucht werden. Kann durch die
Neogeographie lokales Wissen um Naturgefahren aktiviert werden, um somit lo-
kal angepasste Vorsorgemaßnahmen unter der Berücksichtigung kultureller Werte
und Wahrnehmungen entwerfen zu können? In Bezug auf die Risikowahrneh-
mung werden aktuell unterschiedliche Ansätze angewandt. Während Risiko die
Eintrittswahrscheinlichkeit sowie die möglichen Konsequenzen bzw. den Schwe-
regrad eines Naturereignisses beschreibt (Bubeck et al. 2012, Wachinger & Renn
2010), bezieht sich Risikowahrnehmung auf verschiedene Aspekte, wie das Risiko
einer bestimmten Naturgefahr von den Menschen eingeschätzt wird (Ricci et al.
2013). Zu diesen Aspekten zählen unter anderem die Einstellung gegenüber in-
stitutionellen Aktivitäten sowie die Sensitivität gegenüber und die Reaktion auf
Naturgefahren (Sjöberg 2011). Daher kann Risikowahrnehmung nicht als etwas
Objektives bezeichnet werden, sondern vielmehr als Konzept, das genutzt werden
kann, um Naturgefahren und ihre potenziellen Auswirkungen besser zu verstehen
(Zwick 2006).
Neogeographische Methoden zeigen ein großes Potenzial, die menschliche
Wahrnehmung von Naturgefahren zu analysieren. Jedoch ist zu beachten, dass die
steigende Ausbreitung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien
(z. B. Smartphones) nicht alle Menschen gleichermaßen einschließt (Haklay 2013).
Die Nutzung dieser Technologien schafft für bestimmte Bevölkerungsgruppen
261
Die etablierte Naturgefahrenanalyse und Prävention beruht vorwiegend auf
Erdbeobachtungsdaten technischer Sensoren und Geoinformation von Experten.
In der Naturgefahrenanalyse ist die Informationsfusion von technischen Sensor-
daten (z. B. aus Fernerkundung) und Daten der Neogeographie (z. B. aus sozialen
Medien im Web) in naturwissenschaftlichen Modellen bis dato kaum erforscht.
Außerdem fehlt eine kritische Betrachtung einer möglichen Zusammenführung,
insbesondere für die partizipative Risikoanalyse, die die wahrgenommene und
nicht-wahrgenommene Umwelt vereint. In diesem Forschungsprojekt wird zum
ersten Mal eine gemeinsame Betrachtung der Rolle der Neogeographie in der
Naturgefahrenanalyse aus Sicht der Geographie (Konzepte), Informatik (Metho-
den) und Soziologie (Werte und Wahrnehmungen) stattfinden, bei der ebenso
neue disziplinäre Forschungsfragen und Erkenntnisse im Projektverlauf erwartet
werden.
Die zentrale Projektphase veiwendet und adaptiert Methoden des Wissen-
schaftlichen Rechnens, geographischer Informationssysteme und der empirischen
Sozialforschung. Damit sollen die Potenziale und Grenzen eines integrativen Kon-
zepts in der Naturgefahrenanalyse ermittelt werden, wie etwa für die Erstellung
von digitalen Karten und Visualisierungen von Naturgefahren und lokaler Risiko-
wahrnehmung. Dabei werden insbesondere die Datenqualität der menschlichen
Beobachtungen und die Zusammenführung der verschiedenen Geoinformations-
ebenen betrachtet. Ferner soll die Wahrnehmung und Bewertung von Naturge-
fahren in der partizipativen Neogeographie untersucht werden. Kann durch die
Neogeographie lokales Wissen um Naturgefahren aktiviert werden, um somit lo-
kal angepasste Vorsorgemaßnahmen unter der Berücksichtigung kultureller Werte
und Wahrnehmungen entwerfen zu können? In Bezug auf die Risikowahrneh-
mung werden aktuell unterschiedliche Ansätze angewandt. Während Risiko die
Eintrittswahrscheinlichkeit sowie die möglichen Konsequenzen bzw. den Schwe-
regrad eines Naturereignisses beschreibt (Bubeck et al. 2012, Wachinger & Renn
2010), bezieht sich Risikowahrnehmung auf verschiedene Aspekte, wie das Risiko
einer bestimmten Naturgefahr von den Menschen eingeschätzt wird (Ricci et al.
2013). Zu diesen Aspekten zählen unter anderem die Einstellung gegenüber in-
stitutionellen Aktivitäten sowie die Sensitivität gegenüber und die Reaktion auf
Naturgefahren (Sjöberg 2011). Daher kann Risikowahrnehmung nicht als etwas
Objektives bezeichnet werden, sondern vielmehr als Konzept, das genutzt werden
kann, um Naturgefahren und ihre potenziellen Auswirkungen besser zu verstehen
(Zwick 2006).
Neogeographische Methoden zeigen ein großes Potenzial, die menschliche
Wahrnehmung von Naturgefahren zu analysieren. Jedoch ist zu beachten, dass die
steigende Ausbreitung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien
(z. B. Smartphones) nicht alle Menschen gleichermaßen einschließt (Haklay 2013).
Die Nutzung dieser Technologien schafft für bestimmte Bevölkerungsgruppen
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