Konferenz „Baltisch-deutsche Kulturbeziehungen
lutherischen Orthodoxie, den Theologen und Dämonologen Hermann Samson
(1579-1643). Übersetzungswissenschaftliche Fragestellungen standen im Mittel-
punkt von Dr. Egle Greveres (Klaipeda, Leipzig) Vortrag zur Bedeutung der li-
tauischen Bibelübersetzung des preußischen Pastors Johann Bretke (1536-1602).
Die durch entfallende Vorträge frei gewordene Zeit konnte, dank der spontanen
Bereitschaft einiger Tagungsteilnehmer, mit einer Podiumsdiskussion zum The-
ma „Baltisch-deutsche Forschungslandschaft - Stand und Perspektiven wissen-
schaftlicher Zusammenarbeit“ genutzt werden. In der Diskussion erörterten Jaan
Undusk (Estland), Peeter Järvelaid (Estland), Axel Walter (Litauen) und, als Mode-
rator, Andris Levans (Lettland) mit bemerkenswerter Offenheit die jeweils vor Ort
herrschenden Probleme hinsichtlich der finanziellen Ausstattung der Institute,
insbesondere mit Blick auf die dauerhafte Gestaltung der Nachwuchsförderung.
In diesem Zusammenhang wurde die Bedeutung von internationalen Koopera-
tionen und EU-Förderprogrammen, wie der Initiative „Horizon 2020“, hervor-
gehoben. Von einem Austausch auf Nachwuchsebene, so die übereinstimmende
Meinung, sei vor allem der nötige Kompetenztransfer zu erhoffen, der allein eine
Forschung auf internationalem Niveau gewährleisten könne.
Um Kompetenztransfer ging es auch in den nachmittäglichen Vorträgen,
die im Zeichen buch- und bibliotheksgeschichtlicher Fragestellungen standen.
Das Wirken des flämischstämmigen Druckers und Verlegers Nikolaus Mollyn
(ca. 1550-1625) als Begründers der ersten lettischen Offizin zeichnete anhand
reichhaltigen Quellenmaterials Dr. Aija Taimina (Riga) nach. Im anschließenden
Vortrag wertete Dr. Martin Klöker (Osnabrück/Tallinn) die vier estnischen Ge-
dichte nebst poetologischen Äußerungen des Revaler Gymnasialprofessors und
Kirchenmannes Reiner Brockmann (1609-1647) aus, um ihn als „Vater der est-
nischen Kunstdichtung“ zu profilieren. Der öffentliche Abendvortrag von Profes-
sor Klaus Garber (Osnabrück) über „Die baltischen Lande als Hort west-östlicher
Geistigkeit“ wurde, wegen krankheitsbedingter Absage des Referenten, von Dr.
Jost Eickmeyer vor einem interessierten Publikum verlesen.
Da der Vortrag von Ainars Kamolins (Riga) ebenfalls kurzfristig ausfiel, er-
öffnete die erste Sektion des Tages - „Privates und Institutionelles“ - Enija Rubi-
na (Riga), die am Beispiel der Chronik des Gotthardt Viecken Subjektivität und
Narrativität der frühneuzeitlichen lettischen Geschichtsschreibung aufzeigte.
Im folgenden Vortrag verband Dr. Maris Saagpakk (Tallinn) postkoloniale Li-
teraturtheorie mit profunder Quellenanalyse, indem sie die Wahrnehmung der
indigenen Esten in Visitationsberichten deutsch-baltischer Pastoren in ihrer Ent-
wicklung während des 17 Jh.s beschrieb. Besonders der Aspekt des Privaten stand
im Mittelpunkt der Untersuchung von Dr. Aigi Heero (Tallinn) über die „Ano-
tationes“ des Revaler Kantors David Gallus (gest. 1659), die in ihrer Öffnung für
persönliches Erleben aus der Menge der frühneuzeitlichen Autobiographien her-
vorsteche.
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lutherischen Orthodoxie, den Theologen und Dämonologen Hermann Samson
(1579-1643). Übersetzungswissenschaftliche Fragestellungen standen im Mittel-
punkt von Dr. Egle Greveres (Klaipeda, Leipzig) Vortrag zur Bedeutung der li-
tauischen Bibelübersetzung des preußischen Pastors Johann Bretke (1536-1602).
Die durch entfallende Vorträge frei gewordene Zeit konnte, dank der spontanen
Bereitschaft einiger Tagungsteilnehmer, mit einer Podiumsdiskussion zum The-
ma „Baltisch-deutsche Forschungslandschaft - Stand und Perspektiven wissen-
schaftlicher Zusammenarbeit“ genutzt werden. In der Diskussion erörterten Jaan
Undusk (Estland), Peeter Järvelaid (Estland), Axel Walter (Litauen) und, als Mode-
rator, Andris Levans (Lettland) mit bemerkenswerter Offenheit die jeweils vor Ort
herrschenden Probleme hinsichtlich der finanziellen Ausstattung der Institute,
insbesondere mit Blick auf die dauerhafte Gestaltung der Nachwuchsförderung.
In diesem Zusammenhang wurde die Bedeutung von internationalen Koopera-
tionen und EU-Förderprogrammen, wie der Initiative „Horizon 2020“, hervor-
gehoben. Von einem Austausch auf Nachwuchsebene, so die übereinstimmende
Meinung, sei vor allem der nötige Kompetenztransfer zu erhoffen, der allein eine
Forschung auf internationalem Niveau gewährleisten könne.
Um Kompetenztransfer ging es auch in den nachmittäglichen Vorträgen,
die im Zeichen buch- und bibliotheksgeschichtlicher Fragestellungen standen.
Das Wirken des flämischstämmigen Druckers und Verlegers Nikolaus Mollyn
(ca. 1550-1625) als Begründers der ersten lettischen Offizin zeichnete anhand
reichhaltigen Quellenmaterials Dr. Aija Taimina (Riga) nach. Im anschließenden
Vortrag wertete Dr. Martin Klöker (Osnabrück/Tallinn) die vier estnischen Ge-
dichte nebst poetologischen Äußerungen des Revaler Gymnasialprofessors und
Kirchenmannes Reiner Brockmann (1609-1647) aus, um ihn als „Vater der est-
nischen Kunstdichtung“ zu profilieren. Der öffentliche Abendvortrag von Profes-
sor Klaus Garber (Osnabrück) über „Die baltischen Lande als Hort west-östlicher
Geistigkeit“ wurde, wegen krankheitsbedingter Absage des Referenten, von Dr.
Jost Eickmeyer vor einem interessierten Publikum verlesen.
Da der Vortrag von Ainars Kamolins (Riga) ebenfalls kurzfristig ausfiel, er-
öffnete die erste Sektion des Tages - „Privates und Institutionelles“ - Enija Rubi-
na (Riga), die am Beispiel der Chronik des Gotthardt Viecken Subjektivität und
Narrativität der frühneuzeitlichen lettischen Geschichtsschreibung aufzeigte.
Im folgenden Vortrag verband Dr. Maris Saagpakk (Tallinn) postkoloniale Li-
teraturtheorie mit profunder Quellenanalyse, indem sie die Wahrnehmung der
indigenen Esten in Visitationsberichten deutsch-baltischer Pastoren in ihrer Ent-
wicklung während des 17 Jh.s beschrieb. Besonders der Aspekt des Privaten stand
im Mittelpunkt der Untersuchung von Dr. Aigi Heero (Tallinn) über die „Ano-
tationes“ des Revaler Kantors David Gallus (gest. 1659), die in ihrer Öffnung für
persönliches Erleben aus der Menge der frühneuzeitlichen Autobiographien her-
vorsteche.
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