C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
Die Nachmittagssektion des dritten Konferenztages war ganz der musi-
kalischen Praxis im Baltikum des 17. Jahrhunderts gewidmet. Ausgehend von
Musikhandschriften aus der Düben-Sammlung (Uppsala) konnte Anna-Juliane
Peetz-Ullman (Greifswald) musikalisch untermalte Einblicke in das Wirken pro-
fessioneller Musiker (bes. Caspar Springer u. Valentin Meder) geben und deren
Bedeutung für den Beginn einer deutschsprachigen Liedkultur in Riga heraus-
arbeiten. Den Bereich der geistlichen Musik betrat der Vortrag von Dr. Ieva
Paulovica (Riga), in dem auf der Basis von Kirchenbüchern soziale und kulturelle
Rahmenbedingungen für geistliche Musik in kleinen Kirchen Livlands ausgelotet
wurden. Wie in einer mittelgroßen Stadt wie Narva Gelegenheitsmusik zu Privat-
anlässen einerseits von den Auftraggebern eingesetzt, andererseits obrigkeitlich
reguliert wurde, stellte Aleksandra Dolgopolova (Narva) im letzten Vortrag des
Tages dar.
Den Abschluss der musikgeschichtlichen Sektion bildeten am vierten Konfe-
renztag die Darlegungen von Prof. Mara Grudule (Riga) über das frühe lettische
geistliche Lied im Spannungsfeld von profaner und sakraler Volkskultur. Hinge-
gen galt in der letzten Sektion des Kongresses das Augenmerk wieder der gelehr-
ten Kultur, einerseits späthumanistischer, andererseits jesuitischer. Während Axel
Walter (Klaipeda/Vilnius) der akademisch-poetischen Netzwerkbildung zwischen
Ostpreußen - insbesondere Königsberg - und Litauen nachspürte, entfaltete Zivile
Nedzinskaite (Vilnius) eine Fülle von Archivmaterial, um den Jesuitenpoetiker
Sarbievius (1595-1640) und den Jesuitendichter Jakob Bidermann (1578-1639)
in Beziehung zu setzen und ihre simultane Rezeption in der Unterrichtspraxis
aufzuweisen.
Das wissenschaftliche Programm der Tagung wurde ergänzt durch ein auf den
Tagungsort bezogenes Beiprogramm. Am Dienstagnachmittag wurden Veranstal-
ter und Referenten von der stellvertretenden Leiterin der Handschriftenabteilung,
Dr. Karin Zimmermann, mit ausgewählten Schätzen der Heidelberger Universi-
tätsbibliothek - unter anderem der livländischen Reimchronik, der Schedel’schen
Weltchronik und Notenhandschriften des Klosters Salem - bekannt gemacht. We-
gen Entfallens des ersten Vortrags bot sich zu Beginn des dritten Konferenztags die
Gelegenheit, Dr. Andreas Deutsch vom „Deutschen Rechtswörterbuch“ um eine
Führung durch Bibliothek und Forschungsstelle in den Räumen der Akademie
zu bitten. Der Tag endete mit einer neunzigminütigen historischen Stadtführung
durch Heidelberg, an die sich direkt ein geselliges Abendessen im ,Goldenen Fal-
ken4 anschloss.
Ein Gesamtergebnis der Tagung, das in der Schlussdiskussion erörtert wurde,
war, dass die übergreifende und vergleichende Perspektive auf die Geschichte aller
drei baltischen Staaten in jedem Fall sinnvoll und weiterführend ist. Gerade der
methodische Akzent auf den Fallstudien ergab eine Vielzahl von analogen kul-
turellen Mustern, die - allen Gegensätzen der politischen Geschichte zum Trotz
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Die Nachmittagssektion des dritten Konferenztages war ganz der musi-
kalischen Praxis im Baltikum des 17. Jahrhunderts gewidmet. Ausgehend von
Musikhandschriften aus der Düben-Sammlung (Uppsala) konnte Anna-Juliane
Peetz-Ullman (Greifswald) musikalisch untermalte Einblicke in das Wirken pro-
fessioneller Musiker (bes. Caspar Springer u. Valentin Meder) geben und deren
Bedeutung für den Beginn einer deutschsprachigen Liedkultur in Riga heraus-
arbeiten. Den Bereich der geistlichen Musik betrat der Vortrag von Dr. Ieva
Paulovica (Riga), in dem auf der Basis von Kirchenbüchern soziale und kulturelle
Rahmenbedingungen für geistliche Musik in kleinen Kirchen Livlands ausgelotet
wurden. Wie in einer mittelgroßen Stadt wie Narva Gelegenheitsmusik zu Privat-
anlässen einerseits von den Auftraggebern eingesetzt, andererseits obrigkeitlich
reguliert wurde, stellte Aleksandra Dolgopolova (Narva) im letzten Vortrag des
Tages dar.
Den Abschluss der musikgeschichtlichen Sektion bildeten am vierten Konfe-
renztag die Darlegungen von Prof. Mara Grudule (Riga) über das frühe lettische
geistliche Lied im Spannungsfeld von profaner und sakraler Volkskultur. Hinge-
gen galt in der letzten Sektion des Kongresses das Augenmerk wieder der gelehr-
ten Kultur, einerseits späthumanistischer, andererseits jesuitischer. Während Axel
Walter (Klaipeda/Vilnius) der akademisch-poetischen Netzwerkbildung zwischen
Ostpreußen - insbesondere Königsberg - und Litauen nachspürte, entfaltete Zivile
Nedzinskaite (Vilnius) eine Fülle von Archivmaterial, um den Jesuitenpoetiker
Sarbievius (1595-1640) und den Jesuitendichter Jakob Bidermann (1578-1639)
in Beziehung zu setzen und ihre simultane Rezeption in der Unterrichtspraxis
aufzuweisen.
Das wissenschaftliche Programm der Tagung wurde ergänzt durch ein auf den
Tagungsort bezogenes Beiprogramm. Am Dienstagnachmittag wurden Veranstal-
ter und Referenten von der stellvertretenden Leiterin der Handschriftenabteilung,
Dr. Karin Zimmermann, mit ausgewählten Schätzen der Heidelberger Universi-
tätsbibliothek - unter anderem der livländischen Reimchronik, der Schedel’schen
Weltchronik und Notenhandschriften des Klosters Salem - bekannt gemacht. We-
gen Entfallens des ersten Vortrags bot sich zu Beginn des dritten Konferenztags die
Gelegenheit, Dr. Andreas Deutsch vom „Deutschen Rechtswörterbuch“ um eine
Führung durch Bibliothek und Forschungsstelle in den Räumen der Akademie
zu bitten. Der Tag endete mit einer neunzigminütigen historischen Stadtführung
durch Heidelberg, an die sich direkt ein geselliges Abendessen im ,Goldenen Fal-
ken4 anschloss.
Ein Gesamtergebnis der Tagung, das in der Schlussdiskussion erörtert wurde,
war, dass die übergreifende und vergleichende Perspektive auf die Geschichte aller
drei baltischen Staaten in jedem Fall sinnvoll und weiterführend ist. Gerade der
methodische Akzent auf den Fallstudien ergab eine Vielzahl von analogen kul-
turellen Mustern, die - allen Gegensätzen der politischen Geschichte zum Trotz
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