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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2014 — 2015

DOI Kapitel:
D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder
DOI Kapitel:
I. Antrittsreden
DOI Artikel:
Aurnhammer, Achim: Achim Aurnhammer: Antrittsrede vom 25. Januar 2014
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55654#0312
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D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder

gungen in der Frühen Neuzeit bis zu den zwischengeschlechtlichen Idealbildern
der Romantik oder den narzisstischen und geschwisterlichen Vollkommenheits-
entwürfen der Moderne. Die übersetzerische, poetologische und produktive Re-
zeption des italienischen Nationaldichters Torquato Tasso im deutschsprachigen
Raum des 16. und 17. Jahrhunderts habe ich in meiner Habilitationsschrift unter-
sucht. Hier ging es darum nachzuzeichnen, wie die elaborierte Hofdichtung der
italienischen Renaissance in den diversen deutschen sozialen Milieus, in Stadtpa-
triziat und in Prinzenerziehung, adaptiert wurde, Tassos Pastoraldichtung „Amin-
ta“ war das maßgebliche Italienisch-Lehrbuch des 17. Jahrhunderts. Wie in der
Tasso-Arbeit habe ich rezeptionsgeschichtliche Studien mehrfach komparatistisch
und intermedial perspektiviert, und mich dabei häufig den Deutsch-Italienischen
Literaturbeziehungen gewidmet: In mehreren Sammelbänden und Ausstellungs-
katalogen, die ich in Kooperation mit dem Goethemuseum Düsseldorf realisieren
konnte, suchte ich die bedeutende Wirkungsgeschichte des italienischen Huma-
nismus in Deutschland zu rekonstruieren: Dazu zählen größere Tagungsbände
zur deutschen Rezeption von Torquato Tasso, Francesco Petrarca und Giovanni
Boccaccio.
Diese Rezeptionsstudien gehören in den Umkreis der Frühneuzeit-For-
schung, die einen Schwerpunkt meiner wissenschaftlichen Beschäftigung bildet.
Hier interessieren mich die unterschiedlichen Autorschaftskonzepte - das heißt,
wie inszenierten sich Autoren, welche Dichter-Genealogien konstruierten sie, um
sich in eine Tradition zu stellen, wie wird ein Dichterkanon etabliert, der inte-
grative und ausschließende Funktion hat? Daneben suche ich editionsphilologi-
sche Lücken zu schließen: Gemeinsam mit Dieter Martin, meinem wichtigsten
Forschungspartner in Freiburg, habe ich die erste deutsche Ariost-Übersetzung
von Diederich von dem Werder in einer kommentierten dreibändigen Ausgabe
veröffentlicht, im letzten Jahr ist unsere zweibändige kommentierte Edition der
„Schimpff- und ernsthafften Clio“ von Ernst Christoph Homburg erschienen. Als
Mitglied des Renaissance-Arbeitskreises der Herzog August Bibliothek Wolfenbüt-
tel konnte ich mehrere Tagungen veranstalten und Sammelbände veröffentlichen
wie den gemeinsam mit dem Berliner Anglisten Manfred Pfister herausgegebenen
Sammelband zu „Heroen und Heroisierungen in der Renaissance“.
Die Klassische Moderne bildet meinen zweiten Forschungsschwerpunkt.
Hier geht es mir vor allem um die interdisziplinäre oder kulturgeschichtliche Kon-
textualisierung der Epoche, die Bezüge zur Historiographie, aber auch zu Kunst
und Musik: Von den historischen Romanen des Ägyptologen Georg Ebers über die
Wiener Moderne bis zum Expressionismus. Seitdem ich von Jochen Schmidt die
Leitung des Freiburger Arthur Schnitzler-Archivs übernommen habe, gilt mein
vorrangiges Interesse diesem Autor der Wiener Moderne: Internationale Kongres-
se über Schnitzlers Verhältnis zum Film (2008) oder zur Musik (2012) erhellen
bislang unterbelichtete Aspekte des Werks. Im letzten Jahr konnte ich selbst zwei

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