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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2014 — 2015

DOI Kapitel:
D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder
DOI Kapitel:
I. Antrittsreden
DOI Artikel:
Aurnhammer, Achim: Achim Aurnhammer: Antrittsrede vom 25. Januar 2014
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55654#0311
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Antrittsrede von Achim Aurnhammer

reiben. Von Peter Michelsen, einem ausgewiesenen Komparatisten und Kenner
der deutsch-englischen Literaturbeziehungen mit einem sicheren ästhetischen
Urteil, lernte ich genaues Lesen und die dichte philologische Textbeschreibung,
mein Geschichtsstudium und die hochkarätigen Neulatein-Seminare stärkten
mein Interesse an historischer und stilgeschichtlicher Kontextualisierung. Im Jah-
re 1984 wurde ich mit einer Dissertation über das Androgynie-Motiv in der euro-
päischen Literatur promoviert. Als Hochschulassistent habilitierte ich mich 1991
im Fach Neuere deutsche und Vergleichende Literaturgeschichte mit einer Studie
über die Rezeption des italienischen Nationaldichters Torquato Tasso im deut-
schen Barock. Kurz danach bot mir Hans-Jürgen Schings die Vertretung seines
Lehrstuhls an der Freien Universität Berlin an. Die Berliner Vertretungsprofes-
sur im akademischen Jahr 1991/92 habe ich als entscheidende Wende in meinem
akademischen Leben wahrgenommen. Die politische Veränderung im wiederver-
einten Berlin und Deutschland registrierte ich dagegen nur oberflächlich - und
bin seitdem überhaupt skeptisch, was Zeitzeugenschaft betrifft: Ich saß in meinem
verrauchten Kutscherhäuschen in Nikolassee, schrieb meine Barockvorlesung
und richtete meine Habilitationsschrift zum Druck ein. Dazwischen wurde ich zu
mehreren Probevorträgen eingeladen. Noch in Berlin wurde ich als Nachfolger
von Gerhard Kaiser auf den Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturgeschichte
an die Albert-Ludwigs-Universität berufen. Nach Freiburg begleitete mich mei-
ne Frau Katharina, die ich bereits 1983 in der Kurpfalz kennengelernt hatte. Sie
besuchte in ihrem ersten Semester in Heidelberg bei mir eine Einführung in die
Literaturwissenschaft. Danach gab sie das Germanistik-Studium auf - ich weiß
bis heute nicht recht, wie ich das zu bewerten habe - und wechselte zur Rechts-
wissenschaft. Mittlerweile ist sie Zivilrichterin an einem Freiburger Außensenat
des Oberlandesgerichts Karlsruhe. Unsere beiden Kinder Friedrich und Charlotte
beginnen gerade mit ihrem Studium.
Seit 1992 lehre und forsche ich am Deutschen Seminar der Universität Frei-
burg. An Freiburg schätze ich die kurzen Wege und guten interdisziplinären Ar-
beitsbedingungen, die durch kurze Wege zur Tür der Kollegen und gemeinsame
Lehrveranstaltungen wesentlich befördert werden. Neben dem narratologischen
Graduiertenkolleg 1767 „Faktualität und Fiktionalität“ wirke ich mit an dem Son-
derforschungsbereich 948 („Helden - Heroisierungen - Heroismen“), einem Ver-
bundforschungsprojekt der Philosophischen und Philologischen Fakultät.
Meine eigene Forschung ist methodologisch dreifach profiliert durch Re-
zeptionsgeschichte, Komparatistik und Intertextualität, zeitlich liegen meine For-
schungsgebiete vorrangig in der Frühen Neuzeit und in der Klassischen Moderne.
Mein besonderes Interesse gilt seit jeher den Transformationen von Traditionen, ih-
nen sind meine Qualifikationsschriften gewidmet. In meiner Dissertation verfolg-
te ich das Androgynie-Motiv in der europäischen Tradition von seinen mythischen
Vorbildern wie Platons Androgynos und Ovids Hermaphroditos über die Ausprä-

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