D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder
Grundlagentheorien sind eine Voraussetzung für alle soziologischen Analy-
sen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Fragen, wie man das Handeln der Akteure
erklären kann und wie daraus soziale Ordnungen entstehen. Von besonderem
Interesse ist für mich die Orientierung an und die Weiterentwicklung des von
Max Weber begründeten Paradigmas einer verstehenden Soziologie. Diese Profi-
lierung einer akteurtheoretischen Soziologie betreibe ich in Auseinandersetzung
mit konkurrierenden sozialwissenschaftlichen Grundlagentheorien, der Ratio-
nal-Choice-Theorie, der Systemtheorie und den Praxistheorien. Gerade in der
Konfrontation verschiedener Grundmodelle des Sozialen lassen sich die jeweili-
gen Stärken und Schwächen besonders gut erkennen und für die weitere Theo-
riearbeit nutzen.
Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit lässt sich mit dem Titel „Die Vielfalt
der Moderne“ charakterisieren. Was ist damit gemeint? Historisch hat sich mein
Fach mit der Fragestellung entwickelt, wie die Moderne entstehen konnte und
wodurch die Grundstrukturen dieses evolutionär einmaligen Gesellschaftsstadi-
ums ausgezeichnet sind. Dieses Modell ist an der okzidentalen Entwicklung ab-
gelesen worden und wurde dann als Blaupause für die Entwicklung aller anderen
Kulturkreise unterstellt. In der Entwicklungshilfe etwa ist es praktisch, wenn auch
nicht unbedingt erfolgreich, geworden. Diese Problemlage oder besser: die Prob-
lemsicht verändert sich momentan. Ein breites Spektrum an Ländern entwickelt
sich rasant, aber keines davon wird wohl eine identische Kopie von Europa oder
Amerika werden. Ich sehe daher eine Herausforderung und die Notwendigkeit,
die seit den Klassikern entwickelten Theorien, Konzepte und Modelle zu über-
denken, und für das Verständnis der momentan sich vollziehenden „Entwestli-
chung der Moderne“ weiterzuentwickeln. Modernisierung und Veiwestlichung
sind nicht identisch. Insbesondere geht es mir um die Bedeutung von kulturellen
Erbschaften, die Autonomiespielräume für institutionelle Entwicklungen einräu-
men oder verwehren. Da nicht zu erwarten ist, dass es generell zu weltweiten Ho-
mogenisierungstendenzen von Kulturen, Strukturen und Institutionen kommt,
müssen diese Fragen in einer vergleichenden Perspektive und in Auseinanderset-
zung mit konkurrierenden Theorien, insbesondere den Weltgesellschaftstheorien,
angegangen werden.
Ich hoffe, mit diesen Forschungsinteressen und Erkenntnissen etwas zu den
Diskussionen und Themen in der Akademie beitragen zu können. Ich bedanke
mich für die Aufnahme in die Akademie und freue mich auf eine anregende Zeit
mit Ihnen.
340
Grundlagentheorien sind eine Voraussetzung für alle soziologischen Analy-
sen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Fragen, wie man das Handeln der Akteure
erklären kann und wie daraus soziale Ordnungen entstehen. Von besonderem
Interesse ist für mich die Orientierung an und die Weiterentwicklung des von
Max Weber begründeten Paradigmas einer verstehenden Soziologie. Diese Profi-
lierung einer akteurtheoretischen Soziologie betreibe ich in Auseinandersetzung
mit konkurrierenden sozialwissenschaftlichen Grundlagentheorien, der Ratio-
nal-Choice-Theorie, der Systemtheorie und den Praxistheorien. Gerade in der
Konfrontation verschiedener Grundmodelle des Sozialen lassen sich die jeweili-
gen Stärken und Schwächen besonders gut erkennen und für die weitere Theo-
riearbeit nutzen.
Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit lässt sich mit dem Titel „Die Vielfalt
der Moderne“ charakterisieren. Was ist damit gemeint? Historisch hat sich mein
Fach mit der Fragestellung entwickelt, wie die Moderne entstehen konnte und
wodurch die Grundstrukturen dieses evolutionär einmaligen Gesellschaftsstadi-
ums ausgezeichnet sind. Dieses Modell ist an der okzidentalen Entwicklung ab-
gelesen worden und wurde dann als Blaupause für die Entwicklung aller anderen
Kulturkreise unterstellt. In der Entwicklungshilfe etwa ist es praktisch, wenn auch
nicht unbedingt erfolgreich, geworden. Diese Problemlage oder besser: die Prob-
lemsicht verändert sich momentan. Ein breites Spektrum an Ländern entwickelt
sich rasant, aber keines davon wird wohl eine identische Kopie von Europa oder
Amerika werden. Ich sehe daher eine Herausforderung und die Notwendigkeit,
die seit den Klassikern entwickelten Theorien, Konzepte und Modelle zu über-
denken, und für das Verständnis der momentan sich vollziehenden „Entwestli-
chung der Moderne“ weiterzuentwickeln. Modernisierung und Veiwestlichung
sind nicht identisch. Insbesondere geht es mir um die Bedeutung von kulturellen
Erbschaften, die Autonomiespielräume für institutionelle Entwicklungen einräu-
men oder verwehren. Da nicht zu erwarten ist, dass es generell zu weltweiten Ho-
mogenisierungstendenzen von Kulturen, Strukturen und Institutionen kommt,
müssen diese Fragen in einer vergleichenden Perspektive und in Auseinanderset-
zung mit konkurrierenden Theorien, insbesondere den Weltgesellschaftstheorien,
angegangen werden.
Ich hoffe, mit diesen Forschungsinteressen und Erkenntnissen etwas zu den
Diskussionen und Themen in der Akademie beitragen zu können. Ich bedanke
mich für die Aufnahme in die Akademie und freue mich auf eine anregende Zeit
mit Ihnen.
340