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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2014 — 2015

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D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder
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II. Nachrufe
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Wolgast, Eike: Dieter Mertens (9.1.1940 – 4.10.2014)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55654#0360
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D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder

auch nicht der Aufgabe, in den unerquicklichen Nachhutgefechten zum Streit die
historisch begründeten Rechtsfeststellungen des Kommissionsgutachtens zu ver-
teidigen.
Dieter Mertens war ein großer Gelehrter, umfassend gebildet, vielseitig inte-
ressiert, neuen Problemen gegenüber aufgeschlossen und mit der Begabung, auch
auf alte Fragestellungen neue und weiterführende Antworten zu geben. Zeichen
wissenschaftlicher Bescheidenheit war es, wenn er nicht mit magistralem Gestus
beanspruchte, Abschließendes und Erschöpfendes zu dem jeweils untersuchten
Gegenstand vorzutragen, sondern auffällig häufig im Titel die sich selbst zurück-
nehmende Formulierung wählte: „Zur ...“. Herr Mertens war stets ganz der Sache
hingegeben, ohne persönliche Eitelkeiten zu pflegen, und teilte hilfsbereit und
uneigennützig aus seinem reichen Wissen mit. Persönlich zurückhaltend, war er
von tiefer humanitas geprägt und gebot über eine entgegenkommende, aber zu-
gleich Distanz wahrende Freundlichkeit und Kollegialität. In der mündlichen und
schriftlichen Kommunikation argumentierte er nüchtern, überlegend und abge-
wogen und war in allem von großer Verlässlichkeit. Das Klappern, das angeblich
zum Handwerk, auch zu dem des Akademikers, gehört, überließ er gern anderen,
wenngleich er sich seines eigenen Wertes durchaus bewusst war. An Ehrungen
hat es ihm nicht gefehlt. In der Kommission für geschichtliche Landeskunde in
Baden-Württemberg, der er seit 1985 angehörte, bekleidete er zehn Jahre lang das
Amt des stellvertretenden Vorsitzenden. 2007 erhielt er für sein Lebenswerk den
hoch angesehenen Schillerpreis der Stadt Marbach. Freunde und Schüler veran-
stalteten zu seinem 70. Geburtstag ein Colloquium, dessen Beiträge kurz vor sei-
nem Tode in einem Sammelband unter dem Titel „Humanisten edieren. Gelehrte
Praxis im Südwesten in Renaissance und Gegenwart“ (Stuttgart 2014) erschienen.
Das dort enthaltene „Schriftenverzeichnis Dieter Mertens“ (S. 245-265) ist die
beeindruckende Dokumentation eines Forscherlebens, von dessen Erträgnissen
Viele noch lange zehren werden.
Eike Wolgast

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