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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

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A. Das akademische Jahr 2017
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III. Veranstaltungen
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Mitarbeitervortragsreihe „Wir forschen. Für Sie“
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Drös, Harald: »O Herr behüt vor falscher Lehr.«: Die Reformation im Spiegel südwestdeutscher Inschriften
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Dörner, Gerald: Gottes »Haußhalter« im Daseinskampf: der evangelische Pfarrer des 16. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0141
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Mitarbeitervortragsreihe „Wir forschen. Für Sie'

an die Stelle der Inschrift traten zwei neue lateinische Verse - beredtes Zeugnis der
Gegenreformation. Die Aufforderung an die Brettener lautete nunmehr: Tutior,
o cives, Divaesub virginis alis/Vestra salus, quam si nos NIGRA TERRA tegat („Sicherer,
ihr Bürger, steht euer Heil unter den Fittichen der göttlichen Jungfrau als wenn
uns schwarze Erde deckt“). „Nigra terra“ ist hier natürlich ein Wortspiel, die la-
teinische Form für „Schwarzerd“, den Familiennamen Melanchthons. Auch die-
se katholische Inschrift dürfte noch im Laufe des Dreißigjährigen Krieges wieder
entfernt worden sein und damit das Schicksal geteilt haben, das wohl so manche
andere Inschrift ereilte, welche konfessionelle Polemik zum Inhalt hatte. Dies ist
sicherlich mit ein Grund, warum heute doch relativ wenige entsprechende In-
schriften im deutschen Südwesten zu finden sind.
Dr. Harald Drös studierte Geschichte, Mittellateinische Philologie und Historische Hilfswis-
senschaften an der Universität Heidelberg. Seit 1990 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter, seit
2001 Leiter der Forschungsstelle „Deutsche Inschriften des Mittelalters“ der Heidelberger Aka-
demie der Wissenschaften.
„Gottes »Haußhalter« im Daseinskampf. Der evangelische Pfarrer des
16. Jahrhunderts"
Mitarbeitervortrag von Dr. Gerald Dörner am 12. Juii 2017
Mit der Einführung der Reformation entstand ein neuer Beruf: der des evangeli-
schen Pfarrers. Im Unterschied zu seinem altgläubigen Kollegen war er verheiratet
und hatte eine Familie. Jedes Kirchspiel besaß in der Regel nur einen Pfarrer, der
auch als „Kirchherr“ bezeichnet wird, weil er mit der Kirche und ihrem Vermö-
gen belehnt wurde. Neben den Pfarrern gab es in den evangelischen Kirchen des
16. Jh. noch die Gruppe der Diakone oder Helfer. Sie waren wie die Pfarrer ordi-
nierte Geistliche, standen aber nicht auf einer Ebene mit ihnen. Vielmehr waren
sie von diesen abhängig und mussten die Aufgaben übernehmen, die ihnen die
Pfarrer zuwiesen, wie etwa den ungeliebten kirchlichen Unterricht (die Vermitt-
lung des Katechismus). Auf dem Lande versahen die Diakone den Schulunterricht
an den Kirchspielschulen. Wenn kein Küster vorhanden war, fielen ihnen auch
dessen Aufgaben zu. Die Besoldung der Diakone oder Helfer lag deutlich un-
ter derjenigen des Pfarrers; zum Teil kann man von regelrechten „Hungerstellen“
sprechen.
In der Anfangszeit der Reformation kam es nicht selten zu willkürlichen
Berufungen von Geistlichen: So wurden aus altgläubigen Priestern evangelische
Pfarrer. Sie heirateten ihre Konkubine, die nun die Rolle der Pfarrfrau über-
nahm. Auch eine große Zahl von Mönchen gehörte zu den ersten Pfarrern. Fan-
den sich nach Beginn der Reformation noch zahlreiche Handwerker unter den

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