B. Die Forschungsvorhaben
der Lokalkulte abzuzielen. Es wurde festgestellt, dass die Redakteure der Texte zu
diesem Zweck punktuell aus Inventaren schöpften, in denen Kultstatuen beschrie-
ben sind, und zwar zur Beschreibung der Pantheons der Oasen Farafra, Nitria und
Siwa. Andere Exemplare solcher Texte sind auch außerhalb von Edfu bekannt.
Im Berichtsjahr hat Holger Kockeimann seine tempelübergreifende Studie
„Apotropäische Elemente der Türdekoration“, an der er im Rahmen der zweiten
Projektphase arbeitet, weiter vorangetrieben. Thematisch unterscheidet sie sich
von der Türinschriften-Untersuchungjan Tattkos (s. unten): In der Studie werden
erstmals systematisch pharaonische wie griechisch-römische Traditionen, Anbrin-
gungsorte und Mittel des Türschutzes analysiert, mit Vergleichen auch zu außer-
ägyptischen Kulturkreisen. Ein Aufsatz zum Thema ist bereits im zweiten Quartal
als Beitrag zu den Akten der Heidelberger Tagung „Der Tempel als ritueller Raum“
erschienen, die Holger Kockeimann zusammen mit Stefan Baumann als Band 17
der „Studien zur spätägyptischen Religion“ herausgegeben hat (s. unten). Im Mai
unternahm Kockeimann eine Dienstreise zur 11. Ägyptologischen Tempeltagung,
die unter dem Oberthema „The Discourse between Tomb and Temple“ in Prag
stattfand. Dort präsentierte er einen Vortrag zum Thema „The Materiality of the
Dead and the Deities. Concepts of the Body according to Temple and Funerary
Traditions“, der in den Proceedings der Konferenz erscheinen wird.
Im Frühjahr und Herbst führte er als Leiter des von der Gerda Henkel Stif-
tung finanzierten Sitemanagement-Projektes „Die zweite Rettung der Tempel von
Philae“ Feldkampagnen in den Philae-Tempeln sowie in den Block-Lagern von
Talaina und Gebel Shisha (südöstlich von Assuan) durch. Ziel war die physische
Sicherung und epigraphische Aufnahme von über 280 beschrifteten Einzelspo-
lien, die während der 1970er Jahre bei der Verlagerung der Kultbauten von Alt-
Philae gefunden worden waren. Die beiden erfolgreich verlaufenen Kampagnen
erschlossen neues und teils ungewöhnliches Tempelinschriften-Material; beson-
ders zu nennen sind die mehr als 100 Blöcke, die vom saitischen Vorgänger des
ptolemäisch-römischen Isis-Tempels stammen und Aufschluss darüber gewähren,
welche religiösen Elemente des heute stehenden Tempels schon im Dekorations-
programm des älteren Heiligtums zu finden sind (diachron „kanonische“ lokale
Bild- und Textmotive). Überdies konnte er unter den Spolien interessantes Ma-
terial für seine laufende Untersuchung zur apotropäischen Türdekoration finden.
Im Anschluss an die Frühjahrskampagne hielt Kockeimann auf Einladung ägypti-
scher Kollegen als Visiting Professor an der Ain Shams University Kairo Vorträge
zur ägyptischen Religion mit einem Schwerpunkt auf den griechisch-römischen
Tempelkulten. Über die Ergebnisse der Feldarbeit in Philae/Assuan berichtete er
am 22. November in einem Vortrag an der Österreichischen Akademie der Wis-
senschaften, Wien (Institut OREA).
Hilfskraft Marcel Kühnemund arbeitete 2017 weiter an der Projekt-Daten-
bank und verlinkte Einträge der Tempeltext-Datenbank mit einer externen Daten-
248
der Lokalkulte abzuzielen. Es wurde festgestellt, dass die Redakteure der Texte zu
diesem Zweck punktuell aus Inventaren schöpften, in denen Kultstatuen beschrie-
ben sind, und zwar zur Beschreibung der Pantheons der Oasen Farafra, Nitria und
Siwa. Andere Exemplare solcher Texte sind auch außerhalb von Edfu bekannt.
Im Berichtsjahr hat Holger Kockeimann seine tempelübergreifende Studie
„Apotropäische Elemente der Türdekoration“, an der er im Rahmen der zweiten
Projektphase arbeitet, weiter vorangetrieben. Thematisch unterscheidet sie sich
von der Türinschriften-Untersuchungjan Tattkos (s. unten): In der Studie werden
erstmals systematisch pharaonische wie griechisch-römische Traditionen, Anbrin-
gungsorte und Mittel des Türschutzes analysiert, mit Vergleichen auch zu außer-
ägyptischen Kulturkreisen. Ein Aufsatz zum Thema ist bereits im zweiten Quartal
als Beitrag zu den Akten der Heidelberger Tagung „Der Tempel als ritueller Raum“
erschienen, die Holger Kockeimann zusammen mit Stefan Baumann als Band 17
der „Studien zur spätägyptischen Religion“ herausgegeben hat (s. unten). Im Mai
unternahm Kockeimann eine Dienstreise zur 11. Ägyptologischen Tempeltagung,
die unter dem Oberthema „The Discourse between Tomb and Temple“ in Prag
stattfand. Dort präsentierte er einen Vortrag zum Thema „The Materiality of the
Dead and the Deities. Concepts of the Body according to Temple and Funerary
Traditions“, der in den Proceedings der Konferenz erscheinen wird.
Im Frühjahr und Herbst führte er als Leiter des von der Gerda Henkel Stif-
tung finanzierten Sitemanagement-Projektes „Die zweite Rettung der Tempel von
Philae“ Feldkampagnen in den Philae-Tempeln sowie in den Block-Lagern von
Talaina und Gebel Shisha (südöstlich von Assuan) durch. Ziel war die physische
Sicherung und epigraphische Aufnahme von über 280 beschrifteten Einzelspo-
lien, die während der 1970er Jahre bei der Verlagerung der Kultbauten von Alt-
Philae gefunden worden waren. Die beiden erfolgreich verlaufenen Kampagnen
erschlossen neues und teils ungewöhnliches Tempelinschriften-Material; beson-
ders zu nennen sind die mehr als 100 Blöcke, die vom saitischen Vorgänger des
ptolemäisch-römischen Isis-Tempels stammen und Aufschluss darüber gewähren,
welche religiösen Elemente des heute stehenden Tempels schon im Dekorations-
programm des älteren Heiligtums zu finden sind (diachron „kanonische“ lokale
Bild- und Textmotive). Überdies konnte er unter den Spolien interessantes Ma-
terial für seine laufende Untersuchung zur apotropäischen Türdekoration finden.
Im Anschluss an die Frühjahrskampagne hielt Kockeimann auf Einladung ägypti-
scher Kollegen als Visiting Professor an der Ain Shams University Kairo Vorträge
zur ägyptischen Religion mit einem Schwerpunkt auf den griechisch-römischen
Tempelkulten. Über die Ergebnisse der Feldarbeit in Philae/Assuan berichtete er
am 22. November in einem Vortrag an der Österreichischen Akademie der Wis-
senschaften, Wien (Institut OREA).
Hilfskraft Marcel Kühnemund arbeitete 2017 weiter an der Projekt-Daten-
bank und verlinkte Einträge der Tempeltext-Datenbank mit einer externen Daten-
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