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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2022
DOI Kapitel:
I. Jahresfeier am 21. Mai 2022
DOI Kapitel:
Kurzbericht des Sprechers des WIN-Kollegs Martin Fungisai Gerchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.67410#0023
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Kurzbericht des Sprechers des WIN-Kollegs

Kurzbericht des Sprechers des WIN-Kollegs Martin Fungisai Gerchen
Nachdem wir gestern das 20-jährige Bestehen des WIN-Kollegs der Jungen Aka-
demie gefeiert haben, ist es mir eine große Freude, nun hier auf der Jahresfeier das
WIN-Kolleg vertreten zu dürfen.
Die Nachwuchsförderung ist eines der erklärten Ziele der Akademie und ge-
rade die Kombination von Projektmitteln, deren Einwerbung für die Fachkarrieren
von uns Early Career Researcher von zentraler Bedeutung ist, und der Beteiligung
am Akademie leben stellt eine Besonderheit des WIN-Programms dar.
Ich möchte Ihnen eine detaillierte Auflistung der in den letzten 20 Jahren zur
Verfügung gestellten Drittmittel für heute, auch aus Zeitgründen, ersparen, und
nur den zweiten Punkt inhaltlich aufgreifen.
Ein zentraler Aspekt des Akademielebens, und ich hoffe da stimmen Sie
mir alle zu, ist die persönliche wissenschaftliche Diskussion. Gerade an diesem
Frühsommertag und zu einem festlichen Anlass wie heute, an dem wir, trotz der
riesigen Herausforderungen auf der Welt, zumindest in Bezug auf die Corona-
Pandemie vorsichtig optimistisch sein können, möchte ich noch einmal zurück-
blicken auf die letzten zwei Jahre. Diese Zeit war geprägt durch einen Verlust des
direkten persönlichen Austausches in einem geradezu historischen Ausmaß.
Dies hat nicht nur die Kommunikation im WIN-Kolleg und zwischen den
Kollegiatinnen und Kollegiaten sowie mit den Akademiemitgliedern beeinträch-
tigt, sondern war für die Gesellschaft im Ganzen eine schwierige Zeit. In den letz-
ten zwei Jahren haben wir eindeutig gesehen, dass es Menschen nicht guttut, wenn
sie, mit eingeschränkten persönlichen Kontakten, hauptsächlich digitalen Inhalten
und Kommunikationskanälen ausgesetzt sind.
In einer Situation der allgemeinen Verunsicherung haben wir eine deutliche
Zunahme von Verschwörungstheorien und unwissenschaftlichen Überzeugungen
beobachten müssen. Dies dabei geradezu prototypisch verbunden mit dem Vor-
wurf gegen die Wissenschaft, entweder geheime Ziele zu verfolgen oder vollkom-
men inkompetent zu sein - oft sogar beides gleichzeitig. In einer solchen Situation
stellt sich die Frage, was die Wissenschaft solchen Entwicklungen entgegensetzen
kann. Neben spezifischem Fachwissen, wo die Öffentlichkeit jedoch oft eindeu-
tige Aussagen erwartet, ist dies gerade eine offene und wertschätzende Diskussi-
onskultur.
Wo hingegen geschrien und beschimpft wird, wo gedroht wird, wo eine of-
fene Diskussion unterdrückt wird, da wird der Weg bereitet für Ideologie, Lügen
und Fake News statt für Wissen.
Wir sollten uns dabei aber nichts vormachen. Auch in der Wissenschaft muss
die Diskussionskultur und der Umgang miteinander hart erarbeitet werden. Es
gibt dabei zahlreiche Beispiele, wie mit heterodoxen, von der etablierten Lehrmei-

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