Michele Tertilt
Was aber sind nun die Gründe für den relativ stärkeren Rückgang der Arbeits-
zeit und Erwerbstätigkeit von Frauen? Kommen wir auf die zwei Punkte von oben
zurück. Für Deutschland gab es zum Zeitpunkt der Analyse leider keine offiziellen
Arbeitsmarkt-Daten in EuroStat.3 Unsere Zahlen für Deutschland beruhen da-
her auf den Daten der Mannheimer Corona-Studie, die allerdings eine recht klei-
ne Stichprobe ist und bei den Arbeitsstunden auch Pendelzeiten mit einbezieht.4
Schauen wir uns stattdessen die USA an. Hier basieren unsere Ergebnisse auf den
monatlichen Daten des Current Population Survey (CPS) zwischen Januar 2019
und September 2020 (Alon et al. 2022a). Dort sind im zweiten und dritten Quartal
2020 im Vergleich zum Vorjahr die gearbeiteten Stunden um 36 Prozent eingebro-
chen. Diese Reduzierung war für Frauen besonders stark ausgeprägt; ihre Stun-
denzahl ist um 7,8 Prozentpunkte mehr gefallen als die Arbeitszeit von Männern.
Im Fall der Mütter von Kindern im Schulalter lag die Differenz sogar bei 17,9 Pro-
zentpunkten. Das zeigt, dass die fehlende Kinderbetreuung durch die Schulen ein
wichtiger Grund für die Arbeitszeitreduzierung von Frauen war.
Aber auch die Art der Jobs spielt eine substanzielle Rolle. Wenn man für In-
dustrie- und Jobcharakteristika kontrolliert, dann beträgt der Unterschied zwi-
schen Männern und Frauen nur noch 5,2 Prozentpunkte. Schaut man sich wieder
speziell Eltern von Schulkindern an, dann ergibt sich ein Unterschied von 9 Pro-
zentpunkten, was natürlich immer noch sehr groß ist, aber deutlich weniger als
die 17,9 Prozentpunkte, die man findet, wenn man nicht für Jobcharakteristika
kontrolliert.
Besonders stark von der Pandemie betroffen waren alleinerziehende Müt-
ter. Alleinerziehende Mütter von Schulkindern reduzierten ihre Arbeitszeit um
13 Prozentpunkte mehr als verpartnerte Mütter, bei Müttern von Kleinkindern
betrug der Unterschied sogar 25 Prozentpunkte. Interessanterweise verschwinden
diese Unterschiede fast gänzlich, wenn man für Job- und Industriecharakteristi-
ka kontrolliert. Mit anderen Worten: Alleinerziehende Mütter waren wesentlich
stärker betroffen als verheiratete Mütter - aber nicht nur deshalb, weil für sie das
Betreuungsproblem besonders schwierig ist, sondern vor allem auch deshalb, weil
sie häufiger in besonders betroffenen Sektoren wie der Gastronomie oder dem
Einzelhandel arbeiten.
Schauen wir uns noch mal Deutschland an. Basierend auf den Daten der
Mannheimer Corona-Studie finden wir einen besonders hohen Rückgang der Er-
werbstätigkeit bei Frauen mit Migrationshintergrund. Ähnliches findet sich aber
3 Eurostat benutzt den European Labor Force Survey, der in Deutschland eine Unter-Stichpro-
be vom Mikrozensus ist. Durch die Neukonzeption des Mikrozensus im Jahr 2020 ergaben
sich Probleme in der Datenerhebung. Selbst im Januar 2022 ist der Mikrozensus von 2020
noch nicht verfügbar.
4 Die Mannheimer Corona-Studie ist ein Projekt des German Internet Panels, siehe Blom et al.
2020.
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Was aber sind nun die Gründe für den relativ stärkeren Rückgang der Arbeits-
zeit und Erwerbstätigkeit von Frauen? Kommen wir auf die zwei Punkte von oben
zurück. Für Deutschland gab es zum Zeitpunkt der Analyse leider keine offiziellen
Arbeitsmarkt-Daten in EuroStat.3 Unsere Zahlen für Deutschland beruhen da-
her auf den Daten der Mannheimer Corona-Studie, die allerdings eine recht klei-
ne Stichprobe ist und bei den Arbeitsstunden auch Pendelzeiten mit einbezieht.4
Schauen wir uns stattdessen die USA an. Hier basieren unsere Ergebnisse auf den
monatlichen Daten des Current Population Survey (CPS) zwischen Januar 2019
und September 2020 (Alon et al. 2022a). Dort sind im zweiten und dritten Quartal
2020 im Vergleich zum Vorjahr die gearbeiteten Stunden um 36 Prozent eingebro-
chen. Diese Reduzierung war für Frauen besonders stark ausgeprägt; ihre Stun-
denzahl ist um 7,8 Prozentpunkte mehr gefallen als die Arbeitszeit von Männern.
Im Fall der Mütter von Kindern im Schulalter lag die Differenz sogar bei 17,9 Pro-
zentpunkten. Das zeigt, dass die fehlende Kinderbetreuung durch die Schulen ein
wichtiger Grund für die Arbeitszeitreduzierung von Frauen war.
Aber auch die Art der Jobs spielt eine substanzielle Rolle. Wenn man für In-
dustrie- und Jobcharakteristika kontrolliert, dann beträgt der Unterschied zwi-
schen Männern und Frauen nur noch 5,2 Prozentpunkte. Schaut man sich wieder
speziell Eltern von Schulkindern an, dann ergibt sich ein Unterschied von 9 Pro-
zentpunkten, was natürlich immer noch sehr groß ist, aber deutlich weniger als
die 17,9 Prozentpunkte, die man findet, wenn man nicht für Jobcharakteristika
kontrolliert.
Besonders stark von der Pandemie betroffen waren alleinerziehende Müt-
ter. Alleinerziehende Mütter von Schulkindern reduzierten ihre Arbeitszeit um
13 Prozentpunkte mehr als verpartnerte Mütter, bei Müttern von Kleinkindern
betrug der Unterschied sogar 25 Prozentpunkte. Interessanterweise verschwinden
diese Unterschiede fast gänzlich, wenn man für Job- und Industriecharakteristi-
ka kontrolliert. Mit anderen Worten: Alleinerziehende Mütter waren wesentlich
stärker betroffen als verheiratete Mütter - aber nicht nur deshalb, weil für sie das
Betreuungsproblem besonders schwierig ist, sondern vor allem auch deshalb, weil
sie häufiger in besonders betroffenen Sektoren wie der Gastronomie oder dem
Einzelhandel arbeiten.
Schauen wir uns noch mal Deutschland an. Basierend auf den Daten der
Mannheimer Corona-Studie finden wir einen besonders hohen Rückgang der Er-
werbstätigkeit bei Frauen mit Migrationshintergrund. Ähnliches findet sich aber
3 Eurostat benutzt den European Labor Force Survey, der in Deutschland eine Unter-Stichpro-
be vom Mikrozensus ist. Durch die Neukonzeption des Mikrozensus im Jahr 2020 ergaben
sich Probleme in der Datenerhebung. Selbst im Januar 2022 ist der Mikrozensus von 2020
noch nicht verfügbar.
4 Die Mannheimer Corona-Studie ist ein Projekt des German Internet Panels, siehe Blom et al.
2020.
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