Academy for Future - Klimakrise: Warum müssen wir jetzt handeln?
spielen auch massive klimatische Veränderungen eine Rolle, insbesondere ausblei-
bende Nilüberschwemmung. Teilweise ist in der modernen Forschung versucht
worden, diese Schilderungen in direkte historische Korrelation mit Krisen des
ägyptischen Staates zu bringen. Dies ging fallweise Hand in Hand mit einer Deu-
tung dieser Krisen als Folgen naturwissenschaftlich bestimmter Klimaereignisse.
Dabei sind allerdings erhebliche Unsicherheiten in der Datierung zu beachten,
sowohl hinsichtlich der genauen historischen Chronologie der Krisenzeiten als
auch der Ansetzung der literarischen Werke, die lediglich in Jahrhunderte späteren
Abschriften erhalten sind. Deshalb wurde von Joachim Quack hier ein breiterer
Ansatz versucht, inwieweit solche Texte jenseits einer platt-naiven historischen
Auswertung als Zeugnisse einer Auseinandersetzung von Menschen mit Krisen
instruktiv sein können. Der Referent zog die Schlüsse - auch für die Gegenwart
-, dass die Erfahrung unsicherer Wasserversorgung in Ägypten real war und da-
mit Klimakrisen auch zur Legitimierung politischer Entscheidungen und Norm-
setzungen dienten. Gelang einer Herrscherperson die Behebung einer Krise, so
wurde das Verdienst propagiert. Es bestand jedoch kein Interesse, die Hintergrün-
de der entsprechenden Situation zu analysieren und nach Lösungen zu suchen.
Vielmehr gab es, wie der Referent es beschrieb „grobschlächtige Konstrukte von
anonymen Feindgruppen“.
Am 28. Juli sprach die Historikerin und Sinologin Sabine Dabringhaus
über „China in der Klimakrise“ und erklärte die dortige autoritäre Umwelt-
politik sowie den Aufbau einer „ökologischen Zivilisation“. China ist heute für
ein Drittel der weltweiten Gesamtemissionen von CO9 verantwortlich. Gleich-
zeitig ist es auch Marktführer in Technologien zur sauberen Kohleverbrennung
und weltweit der größte Investor in erneuerbare Energien. Mit ihrer autoritären
Umweltpolitik (authoritarian environmentalism) will die chinesische Regierung
die Folgen ihrer Umwelt- und Klimazerstörung bekämpfen. Hinter den Erfolgen
beim Umweltschutz steht ihre Strategie des Aufbaus einer „Ökologischen Zivili-
sation“ (ecological civilization) in China. Anhand von Fallbeispielen wurden diese
unterschiedlichen Strategien von Sabine Dabringhaus kritisch hinterfragt. Resü-
mierend schloss die Referentin, dass Chinas Staatsführung mit der „Ökologischen
Zivilisation“ das Bild, dass alles unter Kontrolle ist, vermitteln möchte - ganz im
Gegensatz zur europäischen Angst vor den Folgen des Klimawandels, wie z. B. der
Aufruf von Greta Thunberg: „Ich möchte, dass ihr in Panik geratet“. Allerdings,
so die Referentin, reichen technologische Innovation und der Rückgriff auf Chi-
nas traditionellen Ressourcenreichtum nicht aus, um der globalen Klimakrise zu
begegnen. Die Umweltpolitik Chinas würde immer noch geschwächt durch das
Fehlen von zivilgesellschaftlicher Partizipation, Rechtstaatlichkeit und Informati-
onstransparenz.
Den letzten Vortrag der Reihe hielt Paul Kirchhof am 22. November über
den „Schutz des Weltklimas durch nationales, europäisches und internati-
105
spielen auch massive klimatische Veränderungen eine Rolle, insbesondere ausblei-
bende Nilüberschwemmung. Teilweise ist in der modernen Forschung versucht
worden, diese Schilderungen in direkte historische Korrelation mit Krisen des
ägyptischen Staates zu bringen. Dies ging fallweise Hand in Hand mit einer Deu-
tung dieser Krisen als Folgen naturwissenschaftlich bestimmter Klimaereignisse.
Dabei sind allerdings erhebliche Unsicherheiten in der Datierung zu beachten,
sowohl hinsichtlich der genauen historischen Chronologie der Krisenzeiten als
auch der Ansetzung der literarischen Werke, die lediglich in Jahrhunderte späteren
Abschriften erhalten sind. Deshalb wurde von Joachim Quack hier ein breiterer
Ansatz versucht, inwieweit solche Texte jenseits einer platt-naiven historischen
Auswertung als Zeugnisse einer Auseinandersetzung von Menschen mit Krisen
instruktiv sein können. Der Referent zog die Schlüsse - auch für die Gegenwart
-, dass die Erfahrung unsicherer Wasserversorgung in Ägypten real war und da-
mit Klimakrisen auch zur Legitimierung politischer Entscheidungen und Norm-
setzungen dienten. Gelang einer Herrscherperson die Behebung einer Krise, so
wurde das Verdienst propagiert. Es bestand jedoch kein Interesse, die Hintergrün-
de der entsprechenden Situation zu analysieren und nach Lösungen zu suchen.
Vielmehr gab es, wie der Referent es beschrieb „grobschlächtige Konstrukte von
anonymen Feindgruppen“.
Am 28. Juli sprach die Historikerin und Sinologin Sabine Dabringhaus
über „China in der Klimakrise“ und erklärte die dortige autoritäre Umwelt-
politik sowie den Aufbau einer „ökologischen Zivilisation“. China ist heute für
ein Drittel der weltweiten Gesamtemissionen von CO9 verantwortlich. Gleich-
zeitig ist es auch Marktführer in Technologien zur sauberen Kohleverbrennung
und weltweit der größte Investor in erneuerbare Energien. Mit ihrer autoritären
Umweltpolitik (authoritarian environmentalism) will die chinesische Regierung
die Folgen ihrer Umwelt- und Klimazerstörung bekämpfen. Hinter den Erfolgen
beim Umweltschutz steht ihre Strategie des Aufbaus einer „Ökologischen Zivili-
sation“ (ecological civilization) in China. Anhand von Fallbeispielen wurden diese
unterschiedlichen Strategien von Sabine Dabringhaus kritisch hinterfragt. Resü-
mierend schloss die Referentin, dass Chinas Staatsführung mit der „Ökologischen
Zivilisation“ das Bild, dass alles unter Kontrolle ist, vermitteln möchte - ganz im
Gegensatz zur europäischen Angst vor den Folgen des Klimawandels, wie z. B. der
Aufruf von Greta Thunberg: „Ich möchte, dass ihr in Panik geratet“. Allerdings,
so die Referentin, reichen technologische Innovation und der Rückgriff auf Chi-
nas traditionellen Ressourcenreichtum nicht aus, um der globalen Klimakrise zu
begegnen. Die Umweltpolitik Chinas würde immer noch geschwächt durch das
Fehlen von zivilgesellschaftlicher Partizipation, Rechtstaatlichkeit und Informati-
onstransparenz.
Den letzten Vortrag der Reihe hielt Paul Kirchhof am 22. November über
den „Schutz des Weltklimas durch nationales, europäisches und internati-
105