Antrittsrede von Oliver Deussen
in Computerspielen oder Stadtplanungsanwendungen benötigt, um den notwen-
digen Realismusgrad zu erzeugen - und für Spezialeffekte in Filmen. Aber auch
hier war die Beschäftigung mit dem Thema nicht Strategie, sondern eher Fügung
oder Zufall. So lernte ich während meiner Zeit als Doktorand in Karlsruhe Bernd
Lintermann kennen, er machte als Student seine Diplomarbeit bei mir und kam
mit dem Vorschlag, regelbasierte Architektur im Stil von Le Corbusier zu erzeu-
gen. Schon bald merkte ich, dass man seinen Ansatz wunderbar zur regelbasierten
Herstellung von Pflanzen erweitern konnte. Wir arbeiteten das aus, veröffent-
lichten es und gründeten danach eine Firma. In der weiteren Zeit wurden unsere
Pflanzenmodelle in Hollywood-Filmen wie „Polar Express“, „The Time Machine“
und „Avatar“ verwendet.
Im Jahr 2003 folgte ich, nach drei Jahren als Professor an der TU Dresden,
mit Frau und nunmehr drei Kindern einem Ruf der Universität Konstanz, an
der ich seitdem arbeite. In den letzten Jahren habe ich mich der Informations-
visualisierung zugewandt, einem Teilgebiet der Computergrafik, das sich mit der
Umwandlung von ganz unterschiedlichen Daten wie etwa Tclefonverbindungen,
Verkehrsströmen oder Maschinenparametern in aussagekräftige Darstellungen be-
schäftigt mit dem Zweck, sie dem Auge zuzuführen.
Es ist ein wunderbares, kreatives Arbeitsgebiet, in dem es noch viele fun-
damentale Dinge zu erforschen gibt. Zusammen mit Stuttgart haben wir einen
Transregio SFB zu diesem Thema etabliert und seit drei Jahren bin ich einer der
Sprecher des Exzellenzclusters „Kollektivverhalten“ an der Universität Konstanz,
wo wir mit Informatikmethoden, auch Computergrafik und Virtuellen Realitäten
(VR), das Verhalten von Tier- und auch Menschenschwärmen untersuchen.
VR hilft hier zu quantifizieren, wie Tiere auf visuelle Stimuli reagieren und
wo bei einem kollektiven Phänomen die Handlungsursache liegt. Dies geschieht,
indem man entweder dem ganzen Schwarm künstliche Welten zeigt oder aber ein-
zelnen Tieren Informationen, die die anderen nicht haben. Dabei müssen funda-
mentale Fragen beantwortet werden, wie etwa, was Heuschrecken wirklich von
ihrer Umwelt wahrnehmen oder etwa wie Aufmerksamkeit bei Tieraugen mit
mehreren Fokalpunkten funktioniert.
Unter Varia kann ich noch vermelden, dass ich seit vielen Jahren Hobbypilot
für Ultraleichtflugzeuge bin (der Flugsimulator war so doch der Startpunkt von
etwas Realem geworden). Seit einiger Zeit arbeite ich mit einer Gruppe anderer
Piloten, einem Flugzeugdesigner, einem Flugzeugbauer und einem Prüfspezia-
listen an einem elektrisch betriebenen Motorsegler mit Heckantrieb. Nicht nur
wir halten solche Antriebe für die Zukunft in der allgemeinen Luftfahrt. Unser
e-Birdy Prototyp hat schon gezeigt, dass er mit relativ kleinen Batterien mehrere
Stunden in der Luft bleiben kann.
Lassen Sie mich zum Schluss noch einmal zu der These zurückkommen, dass
erfolgreiche Menschen ihr Zutun überschätzen und den Zufall unterschätzen.
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in Computerspielen oder Stadtplanungsanwendungen benötigt, um den notwen-
digen Realismusgrad zu erzeugen - und für Spezialeffekte in Filmen. Aber auch
hier war die Beschäftigung mit dem Thema nicht Strategie, sondern eher Fügung
oder Zufall. So lernte ich während meiner Zeit als Doktorand in Karlsruhe Bernd
Lintermann kennen, er machte als Student seine Diplomarbeit bei mir und kam
mit dem Vorschlag, regelbasierte Architektur im Stil von Le Corbusier zu erzeu-
gen. Schon bald merkte ich, dass man seinen Ansatz wunderbar zur regelbasierten
Herstellung von Pflanzen erweitern konnte. Wir arbeiteten das aus, veröffent-
lichten es und gründeten danach eine Firma. In der weiteren Zeit wurden unsere
Pflanzenmodelle in Hollywood-Filmen wie „Polar Express“, „The Time Machine“
und „Avatar“ verwendet.
Im Jahr 2003 folgte ich, nach drei Jahren als Professor an der TU Dresden,
mit Frau und nunmehr drei Kindern einem Ruf der Universität Konstanz, an
der ich seitdem arbeite. In den letzten Jahren habe ich mich der Informations-
visualisierung zugewandt, einem Teilgebiet der Computergrafik, das sich mit der
Umwandlung von ganz unterschiedlichen Daten wie etwa Tclefonverbindungen,
Verkehrsströmen oder Maschinenparametern in aussagekräftige Darstellungen be-
schäftigt mit dem Zweck, sie dem Auge zuzuführen.
Es ist ein wunderbares, kreatives Arbeitsgebiet, in dem es noch viele fun-
damentale Dinge zu erforschen gibt. Zusammen mit Stuttgart haben wir einen
Transregio SFB zu diesem Thema etabliert und seit drei Jahren bin ich einer der
Sprecher des Exzellenzclusters „Kollektivverhalten“ an der Universität Konstanz,
wo wir mit Informatikmethoden, auch Computergrafik und Virtuellen Realitäten
(VR), das Verhalten von Tier- und auch Menschenschwärmen untersuchen.
VR hilft hier zu quantifizieren, wie Tiere auf visuelle Stimuli reagieren und
wo bei einem kollektiven Phänomen die Handlungsursache liegt. Dies geschieht,
indem man entweder dem ganzen Schwarm künstliche Welten zeigt oder aber ein-
zelnen Tieren Informationen, die die anderen nicht haben. Dabei müssen funda-
mentale Fragen beantwortet werden, wie etwa, was Heuschrecken wirklich von
ihrer Umwelt wahrnehmen oder etwa wie Aufmerksamkeit bei Tieraugen mit
mehreren Fokalpunkten funktioniert.
Unter Varia kann ich noch vermelden, dass ich seit vielen Jahren Hobbypilot
für Ultraleichtflugzeuge bin (der Flugsimulator war so doch der Startpunkt von
etwas Realem geworden). Seit einiger Zeit arbeite ich mit einer Gruppe anderer
Piloten, einem Flugzeugdesigner, einem Flugzeugbauer und einem Prüfspezia-
listen an einem elektrisch betriebenen Motorsegler mit Heckantrieb. Nicht nur
wir halten solche Antriebe für die Zukunft in der allgemeinen Luftfahrt. Unser
e-Birdy Prototyp hat schon gezeigt, dass er mit relativ kleinen Batterien mehrere
Stunden in der Luft bleiben kann.
Lassen Sie mich zum Schluss noch einmal zu der These zurückkommen, dass
erfolgreiche Menschen ihr Zutun überschätzen und den Zufall unterschätzen.
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