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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

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C. Die Forschungsvorhaben
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II. Tätigkeitsberichte
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7. The Role of Culture in Early Expansions of Humans (Frankfurt und Tübingen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.67410#0282
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C. Die Forschungsvorhaben

liehe Nutzungsformen durch Menschen bekannt. PD Dr. Angela Bruch konnte
mithilfe der von ihr über Jahre aufgebauten Datenbank PlantBITES zu Pflan-
zenressourcen in frühen menschlichen Umwelten verschiedene Möglichkeiten
der Pflanzennutzung in Aghitu 3 aufzeigen (Abb. 1). Einige der Pflanzen haben
medizinische Eigenschaften, während andere als Nahrungsmittel, Aromastoffe
oder Mückenschutzmittel verwendet werden können. Die Funde von aDNA aus
Pflanzen, die Farbstoffe oder Fasern liefern, lassen vermuten, dass die Menschen
in dieser Region Pflanzen zur Herstellung von Nähgarnen oder Schnüren und
zum Auffädeln von Muschelperlen verwendet haben. Die Erkenntnisse durch
aDNA-Untersuchungen ergänzen hier die Artefaktfunde aus der Höhle. Bei den
Grabungen war zuvor ein Fragment einer sehr frühen Knochennadel mit Öhr so-
wie einer spitzen Knochenahle gefunden worden, beides Werkzeuge für komplexe
Näharbeiten. Durch die Analyse der aDNA und durch den Vergleich mit bereits
identifizierten Pollentypen erhalten wir ein vollständigeres Bild von den Pflanzen,
die den Menschen zur Verfügung standen; durch das Studium überlieferter Nut-
zungsformen in Kombination mit archäologischen Befunden sehen wir die Art
und Weise, wie die Menschen sie genutzt haben könnten.
Arbeiten mit der ROCEEH Out of Africa Database ROAD markierten 2022
einen zweiten wissenschaftlichen Schwerpunkt. Eine Studie zum Aufkommen
von gewohnheitsmäßigem Ockergebrauch und seiner Bedeutung für die Entwick-
lung von Ritualverhalten im afrikanischen Middle Stone Age unter der Leitung
des ROCEEH-Gastes Dr. Rimtautas Dapschauskas stellt eine zeitlich und räum-
lich groß angelegte Fundstellenanalyse in den Mittelpunkt. Mithilfe von ROAD
wurden von den frühen vereinzelten Belegen um 500.000 Jahre vor heute bis zum
Ende des Middle Stone Age um 40.000 Jahre vor heute kontinentweit mehr als
hundert Fundstellen sowie die Menge der Ockerfunde in den jeweiligen Schich-
ten erfasst. Auf der Basis statistischer Methoden des Time averaging und mithilfe
des Time slice tools, einer spezifischen ROAD-Anwendung, wurden Probleme der
Alterseinordnung gelöst hinsichtlich (i) summierter Zeitserien, (ii) der Datierung
stratifizierter Abfolgen und (iii) der Wahrscheinlichkeit, dass ein Inventar zu einer
bestimmten Zeit datiert. Es konnten damit drei Phasen der Ockernutzung iden-
tifiziert werden: eine Anfangsphase zwischen 500.000 und 330.000 Jahren, eine
Herausbildungsphase zwischen 330.000 und 160.000 Jahren und eine Gewohn-
heitsphase zwischen 160.000 und 40.000 Jahren vor heute (Abb. 2). Sowohl die

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