D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
lektive?“, profitiere aber auch immer vom Austausch mit anderen Projekten im
siebten Teilprogramm, die sich ebenfalls mit Entscheidungsprozessen in Kollek-
tiven befassen, und zugleich stand und stehe ich im Austausch mit dem sechsten
und achten Teilprogramm.
Oft stelle ich mir die Frage, ob die Herausforderung interdisziplinärer Arbeit
fordert und fördert oder einfach nur überfordert: Salopp gefragt: Kommt dabei
etwas rum? Kommt es bei diesem Forschungsauftrag, den wir uns natürlich selbst
stellen, weil wir bei der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Projektanträge
einreichen und hoffen, dass sie positiv begutachtet und dann gefördert werden,
also: Kommt es bei diesem Forschungsauftrag zu substantiellen Forschungsergeb-
nissen? Wie sollen Early Career Researcher dieser Aufgabe gerecht werden, derweil
sie parallel meistens andere Projekte vorantreiben wollen und müssen, beispiels-
weise eine Juniorprofessur mit vielen Verpflichtungen haben, eine Nachwuchs-
gruppe leiten und/oder sich habilitieren, im Lehrbetrieb aktiv sind, publizieren
und Tagungen ausrichten? Ich könnte noch mehr Punkte aufzählen. Die meisten
von uns werden in dieser Phase auch Eltern und wollen sich parallel national und
international aufstellen und Netzwerke bilden. Wie kommt man hierbei noch zum
ruhigen Lesen, zum interdisziplinären Austausch, der viel Zeit benötigt, zum Ein-
tauchen in komplett andere Fach- und Sprachkulturen?
Wissenschafts- bzw. hochschulpolitisch könnte sogar die kritische Frage ge-
stellt werden, ob Early Career Researcher hier einem Trend nachkommen müssen,
um dem immensen Wettbewerb standzuhalten. Mein Mentor berichtete mir, dass
er während seiner Promotionsphase nicht publizieren durfte, sondern das Privileg
hatte, sich ausschließlich auf sein erstes Buch zu konzentrieren. Ich selbst, eine
Generation später, wurde dazu motiviert, meine Qualifikationsschrift am Studien-
abschluss, die sogenannte Zulassungsarbeit im Staatsexamen, zu publizieren, d. h.
meine Doktorarbeit war nicht mein erstes, sondern mein zweites Buch und wäh-
rend der Promotionsphase habe ich fleißig weiter publiziert. Die Doktorandinnen
und Doktoranden in meinem Umfeld sind mittlerweile schon so weit, dass sie
ihre erste Publikation während ihres Studiums veröffentlichen, wenn sie sich als
Hilfskraft in die inhaltliche Arbeit eines Projekts einbringen. Der Leistungs- und
Zeitdruck wird immer größer und die Frage ist, ob darunter nicht die Forschung,
auch die interdisziplinäre im WIN-Kolleg, leidet?
Mein Eindruck ist, dass die Herausforderung mit einem gewissen Fingerspit-
zengefühl und wachsender Erfahrung zu schaffen ist. Wichtig ist, dass wir bedacht
mit der wertvollen Zeit umgehen und mutig Prioritäten setzen - wir sollten stets
auf der Hut bleiben, uns in dieser Sache gegenseitig evaluieren und im ehrlichen
Austausch stehen!
Neben der Herausforderung ist der interdisziplinäre Dialog im WIN-Kolleg
aber auch ein großer Gewinn. Meiner Erfahrung nach sollten wir am Projektbe-
ginn große Visionen haben, mutig sein, kreativ Ziele setzen, an denen wir uns
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lektive?“, profitiere aber auch immer vom Austausch mit anderen Projekten im
siebten Teilprogramm, die sich ebenfalls mit Entscheidungsprozessen in Kollek-
tiven befassen, und zugleich stand und stehe ich im Austausch mit dem sechsten
und achten Teilprogramm.
Oft stelle ich mir die Frage, ob die Herausforderung interdisziplinärer Arbeit
fordert und fördert oder einfach nur überfordert: Salopp gefragt: Kommt dabei
etwas rum? Kommt es bei diesem Forschungsauftrag, den wir uns natürlich selbst
stellen, weil wir bei der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Projektanträge
einreichen und hoffen, dass sie positiv begutachtet und dann gefördert werden,
also: Kommt es bei diesem Forschungsauftrag zu substantiellen Forschungsergeb-
nissen? Wie sollen Early Career Researcher dieser Aufgabe gerecht werden, derweil
sie parallel meistens andere Projekte vorantreiben wollen und müssen, beispiels-
weise eine Juniorprofessur mit vielen Verpflichtungen haben, eine Nachwuchs-
gruppe leiten und/oder sich habilitieren, im Lehrbetrieb aktiv sind, publizieren
und Tagungen ausrichten? Ich könnte noch mehr Punkte aufzählen. Die meisten
von uns werden in dieser Phase auch Eltern und wollen sich parallel national und
international aufstellen und Netzwerke bilden. Wie kommt man hierbei noch zum
ruhigen Lesen, zum interdisziplinären Austausch, der viel Zeit benötigt, zum Ein-
tauchen in komplett andere Fach- und Sprachkulturen?
Wissenschafts- bzw. hochschulpolitisch könnte sogar die kritische Frage ge-
stellt werden, ob Early Career Researcher hier einem Trend nachkommen müssen,
um dem immensen Wettbewerb standzuhalten. Mein Mentor berichtete mir, dass
er während seiner Promotionsphase nicht publizieren durfte, sondern das Privileg
hatte, sich ausschließlich auf sein erstes Buch zu konzentrieren. Ich selbst, eine
Generation später, wurde dazu motiviert, meine Qualifikationsschrift am Studien-
abschluss, die sogenannte Zulassungsarbeit im Staatsexamen, zu publizieren, d. h.
meine Doktorarbeit war nicht mein erstes, sondern mein zweites Buch und wäh-
rend der Promotionsphase habe ich fleißig weiter publiziert. Die Doktorandinnen
und Doktoranden in meinem Umfeld sind mittlerweile schon so weit, dass sie
ihre erste Publikation während ihres Studiums veröffentlichen, wenn sie sich als
Hilfskraft in die inhaltliche Arbeit eines Projekts einbringen. Der Leistungs- und
Zeitdruck wird immer größer und die Frage ist, ob darunter nicht die Forschung,
auch die interdisziplinäre im WIN-Kolleg, leidet?
Mein Eindruck ist, dass die Herausforderung mit einem gewissen Fingerspit-
zengefühl und wachsender Erfahrung zu schaffen ist. Wichtig ist, dass wir bedacht
mit der wertvollen Zeit umgehen und mutig Prioritäten setzen - wir sollten stets
auf der Hut bleiben, uns in dieser Sache gegenseitig evaluieren und im ehrlichen
Austausch stehen!
Neben der Herausforderung ist der interdisziplinäre Dialog im WIN-Kolleg
aber auch ein großer Gewinn. Meiner Erfahrung nach sollten wir am Projektbe-
ginn große Visionen haben, mutig sein, kreativ Ziele setzen, an denen wir uns
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