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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

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D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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Bericht der Sprecher des Akademie-Kollegs

Bericht der Sprecher des Akademie-Kollegs
Für das Jahr 2022 wurde vom Akademie-Kolleg im Vorfeld „Zeit“ als Rahmenthe-
ma festgelegt. Es fanden vier reguläre Sitzungen und eine Klausurtagung statt.
Den Auftakt des Kollegjahres bildete am 22. Januar der Online-Vortrag von
Anna Novokliatko zum Thema „Die Metapher als wichtiger Mechanismus der
abstrakten Bcgriffsbildung und des Denkens: Antike Metapherntheorien und ko-
gnitive Studien“. Die Referentin besprach exemplarisch antike (griechische und
römische) Ansätze zu Metapherntheorien von den Anfängen bis zum Ende des
ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Sie versuchte zu zeigen, dass bei an-
tiken Autoren sowohl sprachliche Manifestationen konzeptueller Metaphern als
auch kognitive und semiotische Konzepte prominent und wichtig waren. Seit der
Antike haben Autoren hinsichtlich Metaphern auf die Verbindung des kognitiven
Akts und der Vorstellungskraft hingewiesen. Die dargestellte Metapherntypologie
sei nicht nur in der besprochenen Periode, sondern als Teil der umfassenderen
linguistischen und philosophischen Debatten der hellenistischen und römischen
Kaiserzeit und anschließend der Spätantike, des Mittelalters und der frühen Neu-
zeit zu betrachten. Metaphern geben nämlich im breiteren Sinne Einsicht in die
menschliche Kognition und Kommunikation. Im Anschluss an die Präsentation
folgte eine angeregte Diskussion über unter anderem die Bedeutung und Nut-
zung von Metaphern in verschiedenen Fachdisziplinen, den Zeitrahmen von Me-
taphern und die Auswirkung der Entwicklung des Wortschatzes einer Sprache und
auch der Disziplinen auf die Verwendung von Metaphern.
Im Frühjahr ging das Akademie-Kolleg auf die Suche nach der verlorenen
Zeit. Nach zwei Jahren des rein digitalen Austauschs trafen sich vom 29. April bis
zum 1. Mai 2022 elf Mitglieder des Akademie-Kollegs in einem Gasthof in Abstatt:
Enno Giese, Mark Grundeken, Hanjo Hamann, Joachim Haß, Diederik Kruijs-
sen, Matthias Künzel, Daniela Mier, Anna Novokhatko, Markus Prutsch, Karo-
line Reinhardt und Philipp Stockhammer. Die Klausurtagung stand unter dem
Oberthema „Zeit“, weil viele der Teilnehmenden ganz unterschiedliche Bezüge zu
diesem Thema haben, nicht nur wissenschaftlich, sondern auch persönlich. Zum
Auftakt des Treffens gaben alle Teilnehmenden kurze Eingangsstatements zu ihrem
persönlichen und zu ihrem wissenschaftlichen Bezug zu „Zeit“ ab. In dieser ersten
Runde wurden Gemeinsamkeiten, aber auch bedeutende Unterschiede sichtbar.
Bei den persönlichen Ansichten fiel zum Beispiel auf, dass sie sich in zwei Grup-
pen einteilen ließen: Das Verstreichen der Zeit wurde einerseits als stressauslösend,
andererseits aber als wertvoll erfahren. Bei den wissenschaftlichen Statements of-
fenbarten sich die unterschiedlichen Arten, wie in den vertretenen Wissenschaften
mit der Erfassung der Zeit umgegangen wird - von der extrem genauen Zeitmes-
sung durch Atomuhren bis zur subjektiven Zeitwahrnehmung des Menschen. Um
dieser Vielfalt gerecht zu werden, entschieden sich die Teilnehmenden, auf zwei

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