Bericht der Sprecher des Akademie-Kollegs
auch und im Besonderen in der Politikberatung — Menschen mit der Fähigkeit,
verschiedene Themen und Politikbereiche verknüpfen zu können.
Florian Stengel sprach in der Sitzung vom 29. Oktober über seine Forschung
zur zellulären Organisation des Proteoms. Durch massenspektrometrischc Metho-
den versuche er, Organisationsprinzipien aufzuklären zwischen den in menschli-
chen Zellen dicht gepackten Proteinen. Seit zehn Jahren widme sich ein eigenes
Forschungsgebiet den sogenannten biomolekularen Kondensaten, die durch spon-
tane Selbstorganisationsprozesse aus Proteinen (und gegebenenfalls mRNA)
entstehen. In der Diskussion zum Vortrag wurden die Prozesse der Kondensat-
bildung näher erörtert. Die Frage nach möglicher klinischer Praxisrelevanz (etwa
für die Identifikation und Prävention von Alzheimer-Plaques) lasse sich bisher
nicht beantworten. Auf weitere Nachfrage stellte der Referent klar, dass er als Aus-
gangsmaterial für seine Forschung menschliche Zellkulturen verwende und sich
mittelfristig auch andere Proben vorstellen könne. Eine weitere Rückfrage betraf
den Freiraum für reine Grundlagenforschung im Wissenschaftsbetrieb, den der
Referent in Deutschland dank der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des
European Research Council als gut ausgeprägt wahrnimmt. Daraus entwickelte
sich eine Diskussion über die Förderstrategien der DFG in Bezug auf disziplinspe-
zifische und interdisziplinäre Forschungsansätze, die verschiedene Kollegiatinnen
und Kollegiaten sehr unterschiedlich wahrnehmen und bewerten.
In der letzten Sitzung am 26. November referierte Thomas Malang zum
Thema „Das Parlament als internationaler Akteur: Zwischen Ohnmacht und
Hoffnung“. Ausgangspunkt seiner Ausführungen war die jüngste, kontrovers
kommentierte Taiwanreise von Nancy Pelosi, der Sprecherin des US-Repräsentan-
tenhauses. Der Referent skizzierte zunächst Globalisierung, Institutionalisierung
des Internationalen und De-Parlamentarisierung als grundlegende Problemstel-
lungen für politisches und zumal parlamentarisches Handeln in der Gegenwart.
Er diagnostizierte ein strukturelles demokratisches Defizit, das sich in vierfacher
Art äußere, nämlich durch einen Mangel an: Informationen über Regierungshan-
deln, Kontrolle der Regierung, Alternativen für Wählerinnen und Wähler und
schließlich Repräsentation. In Reaktion nicht zuletzt hierauf sei ein wachsendes
Maß an Internationalisierung, aber auch Vernetzung von (nationalen) Parlamenten
zu beobachten, die vom Referenten auch empirisch festgemacht wurde. Zugleich
stellte der Referent in seinem Fazit in Abrede, dass sich aus dem zu konstatie-
renden stärkeren Engagement nationaler Parlamente im internationalen Bereich
bereits eine Re-Parlamentarisierung feststellen lasse: Es gäbe zwar einen gestiege-
nen Informationsaustausch, aber kaum Kontrolle der Regierung, zugleich gestie-
gene Partizipationsmöglichkeiten, aber nur eine beschränkte Ausübung derselben.
Repräsentation sei zwar insgesamt gestiegen, die Kommunikation mit den Wäh-
lerinnen und Wählern aber nicht in demselben Maße. Zu den vom Referenten
abschließend gemachten Vorschlägen, um die Rolle von (nationalen) Parlamen-
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auch und im Besonderen in der Politikberatung — Menschen mit der Fähigkeit,
verschiedene Themen und Politikbereiche verknüpfen zu können.
Florian Stengel sprach in der Sitzung vom 29. Oktober über seine Forschung
zur zellulären Organisation des Proteoms. Durch massenspektrometrischc Metho-
den versuche er, Organisationsprinzipien aufzuklären zwischen den in menschli-
chen Zellen dicht gepackten Proteinen. Seit zehn Jahren widme sich ein eigenes
Forschungsgebiet den sogenannten biomolekularen Kondensaten, die durch spon-
tane Selbstorganisationsprozesse aus Proteinen (und gegebenenfalls mRNA)
entstehen. In der Diskussion zum Vortrag wurden die Prozesse der Kondensat-
bildung näher erörtert. Die Frage nach möglicher klinischer Praxisrelevanz (etwa
für die Identifikation und Prävention von Alzheimer-Plaques) lasse sich bisher
nicht beantworten. Auf weitere Nachfrage stellte der Referent klar, dass er als Aus-
gangsmaterial für seine Forschung menschliche Zellkulturen verwende und sich
mittelfristig auch andere Proben vorstellen könne. Eine weitere Rückfrage betraf
den Freiraum für reine Grundlagenforschung im Wissenschaftsbetrieb, den der
Referent in Deutschland dank der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des
European Research Council als gut ausgeprägt wahrnimmt. Daraus entwickelte
sich eine Diskussion über die Förderstrategien der DFG in Bezug auf disziplinspe-
zifische und interdisziplinäre Forschungsansätze, die verschiedene Kollegiatinnen
und Kollegiaten sehr unterschiedlich wahrnehmen und bewerten.
In der letzten Sitzung am 26. November referierte Thomas Malang zum
Thema „Das Parlament als internationaler Akteur: Zwischen Ohnmacht und
Hoffnung“. Ausgangspunkt seiner Ausführungen war die jüngste, kontrovers
kommentierte Taiwanreise von Nancy Pelosi, der Sprecherin des US-Repräsentan-
tenhauses. Der Referent skizzierte zunächst Globalisierung, Institutionalisierung
des Internationalen und De-Parlamentarisierung als grundlegende Problemstel-
lungen für politisches und zumal parlamentarisches Handeln in der Gegenwart.
Er diagnostizierte ein strukturelles demokratisches Defizit, das sich in vierfacher
Art äußere, nämlich durch einen Mangel an: Informationen über Regierungshan-
deln, Kontrolle der Regierung, Alternativen für Wählerinnen und Wähler und
schließlich Repräsentation. In Reaktion nicht zuletzt hierauf sei ein wachsendes
Maß an Internationalisierung, aber auch Vernetzung von (nationalen) Parlamenten
zu beobachten, die vom Referenten auch empirisch festgemacht wurde. Zugleich
stellte der Referent in seinem Fazit in Abrede, dass sich aus dem zu konstatie-
renden stärkeren Engagement nationaler Parlamente im internationalen Bereich
bereits eine Re-Parlamentarisierung feststellen lasse: Es gäbe zwar einen gestiege-
nen Informationsaustausch, aber kaum Kontrolle der Regierung, zugleich gestie-
gene Partizipationsmöglichkeiten, aber nur eine beschränkte Ausübung derselben.
Repräsentation sei zwar insgesamt gestiegen, die Kommunikation mit den Wäh-
lerinnen und Wählern aber nicht in demselben Maße. Zu den vom Referenten
abschließend gemachten Vorschlägen, um die Rolle von (nationalen) Parlamen-
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