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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

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D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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https://doi.org/10.11588/diglit.67410#0430
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D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

lieh wird, gab es für eine Reise häufig mehrere Beweggründe. Meist lassen sich
z. B. neben einem Hauptmotiv zusätzliche Gründe erkennen, die Kosten und Ri-
siken der Reise kompensieren sollten. Die Hindernisse für Mobilität und die dar-
aus resultierenden Reiseverzögerungen spielen in der Forschung bisher kaum eine
Rolle, wie CHRISTOPH MAUNTEL (Tübingen) feststellte. An den Beispielen
des Pilgerberichts der Egeria, der Vita Willibalds und dem Itinerarium des Bernard
lasse sich nachvollziehen, dass individuelle Reiseerfahrungen seit dem achten Jahr-
hundert wieder als erwähnenswert erachtet wurden und Verzögerungen z. B. als
Belehrung für zukünftige Reisende in die Texte einflossen.
Die zweite Sektion befasste sich mit den Themen Reiselandschaft und Klima.
MICHAEL KAHLE (Freiburg) zeigte auf, wie mithilfe von Künstlicher Intelli-
genz und „Machine Learning“ der Zusammenhang zwischen Mobilität und Klima
analysiert werden könne. Hierzu würden Informationen zu Zeit und Ort sowie
zu Umwelt, Klima und Gesellschaft aus den schriftlichen Quellen in ein hier-
zu erstelltes Programm eingearbeitet und klassifiziert. So könnten zum Beispiel
Wettermuster und Zeitreihen erkannt, aber auch der Zusammenhang zwischen
Mobilitätsfaktoren wie Transportmittel und Wetterbedingungen untersucht wer-
den. PIERRE FÜTTERER (Magdeburg) erklärte am Beispiel der ostthüringisch-
sächsischen Königslandschaf, wie Geographische Informationssysteme (GIS) in
Kombination mit einer Datenbank genutzt werden könnten, um die Raumstruk-
turen der Ottonenzeit zu analysieren. Erkennbare Muster in der Verteilung der
Pfalzen und Herrschaftsmittelpunkte würden unter Umständen außerdem Hin-
weise auf ein geplantes Handeln bieten. WOUTER VERSCHOOF-VAN DER
VAART (Leiden) stellte mit CarcassonNet eine neue, nach dem bekannten Brett-
spiel benannte Methode der Archäologie vor, die eine kostengünstige systemati-
sche Kartierung von Hohlwegen ermöglicht. Auf der Basis von „Light Detection
and Ranging“ (LiDAR)-Daten könnten Hohlwege und alte Karrenwege mithil-
fe von „Deep Learning“ und Bildverarbeitungsalgorithmen erkannt und verfolgt
werden. Hierzu würden jeweils einzelne Abschnitte untersucht, die dann in ein
Gesamtbild zusammengesetzt würden.
Weitere archäologische Herangehensweisen und die mit ihnen verbundenen
Herausforderungen wurden in der Sektion zur Infrastruktur und digitalen Rekon-
struktion beleuchtet. IRMELA HERZOG (Bonn) sprach über die Methode des
„least-cost path“ (LCP) und weshalb in früheren Replikationen von Handelsrou-
ten durch LCP-Berechnungen die optimalen Kostenparameter sowie die erziel-
ten Replikationsleistungen variierten. ANNA SWIEDER (Halle) stellte mit ihrem
Vortrag zum Potenzial von LiDAR-Daten weitere Aspekte dieser Methode für die
Erfassung mittelalterlicher Straßen und Wege vor. Für das verwendete Beispiel des
Harzes ließen sich verschiedene Gruppen von Hohlwegen z. B. anhand ihrer spin-
nennetz- oder fächerartigen Formen ausmachen. Allerdings würde die vorgestellte
Methode es kaum zulassen, Wasserkanäle zu identifizieren, die in den LiDAR-

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