III. Veranstaltungen
dass diese Veränderung der Frauenrolle nicht einer von vielen Punkten auf der
Agenda der Islamisten war, sondern tatsächlich ihr zentrales Anliegen.
Die Veränderung betraf aber nicht nur das Aussehen der Frau, sondern auch
ihren rechtlichen Status. Khomeinis Kritik am Schah machte sich in den sech-
ziger Jahren auch am neuen Familienrecht fest, das den Frauen mehr rechtliche
Gleichstellung bringen sollte. Doch obschon der Schah durchaus einige Rechte
einführte, die den Status der Frau verbesserten, ihnen auch das Wahlrecht gab,
blieb er auch für sie ein Diktator. Um ihre anti-Schah Haltung nach außen hin
zu zeigen, zogen viele Frauen 1978 ein Kopftuch an, als sie gegen die politische
Unterdrückung demonstrierten. Das Kopftuch war damals das Symbol gegen den
Schah schlechthin.
Insgesamt spielten Frauen somit eine entscheidende Rolle beim Sturz des
Schah-Regimes. Die Frauenrechtlerin Parvaneh Eskandari, die 1998 von Schergen
des islamistischen Regimes ermordet wurde, sagte einmal diese Sätze, die ange-
sichts der rechtlichen Situation von Frauen unter dem jetzigen Regime verwun-
dern mögen: „Die Frauen haben die gleiche Rolle gespielt wie die Männer. Aber
man darf nicht vergessen, dass die Frauen in der Schahzeit größere Einschränkun-
gen hatten. In der Religion sahen sie einen Weg, ihre Einschränkungen zu über-
winden“.
Revolutionsführer Khomeini hatte Freiheit in allen Bereichen versprochen,
doch was folgte, war eine Wiederholung der Geschichte. Unter umgekehrten
Vorzeichen allerdings. Das Kopftuch wurde Pflicht. Drei Herrscher, eine Maxi-
me: Wir schreiben den Frauen vor, wie sie sich kleiden müssen, verwehren ihnen
Selbstbestimmung.
Doch anhand des Kopftuches lässt sich nicht nur iranische Geschichte schrei-
ben. Es ist auch das Symbol schlechthin für dieses System. Es gibt wohl nur drei
ideologische Pfeiler, die Iran zur Islamischen Republik machen. Zwei von ihnen,
die iranische Staatsdoktrin und der Anti-Amerikanismus, wurden seit der zweiten
Hälfte der neunziger Jahre immer stärker hinterfragt. Und dann gibt es da noch
das Kopftuch. Nicht zu Unrecht assoziiert der Westen mit Iran immer zuerst das
Kopftuch.
Aber deshalb werden die Islamisten auch so lange wie irgend möglich an dem
Stückchen Stoff festhalten. Die Frauenrechtlerin Mehrangiz Kar nannte einmal
eine naheliegende Begründung dafür, als sie sagte, dass islamische Herrschaftssys-
teme mit der Unterdrückung der Frau begännen: „Sie wählen damit die schwächs-
ten Opfer um eine Atmosphäre der Furcht zu schaffen. Wenn Angst herrscht, dann
fürchten sich alle und die Herrschenden können ihre Macht stabilisieren. Es ist
doch nicht vorstellbar, dass die Hälfte der Menschen in Angst lebt und zugleich
die Bevölkerung als Ganzes sich selbstbewusst mit den politischen Problemen aus-
einandersetzt.“
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dass diese Veränderung der Frauenrolle nicht einer von vielen Punkten auf der
Agenda der Islamisten war, sondern tatsächlich ihr zentrales Anliegen.
Die Veränderung betraf aber nicht nur das Aussehen der Frau, sondern auch
ihren rechtlichen Status. Khomeinis Kritik am Schah machte sich in den sech-
ziger Jahren auch am neuen Familienrecht fest, das den Frauen mehr rechtliche
Gleichstellung bringen sollte. Doch obschon der Schah durchaus einige Rechte
einführte, die den Status der Frau verbesserten, ihnen auch das Wahlrecht gab,
blieb er auch für sie ein Diktator. Um ihre anti-Schah Haltung nach außen hin
zu zeigen, zogen viele Frauen 1978 ein Kopftuch an, als sie gegen die politische
Unterdrückung demonstrierten. Das Kopftuch war damals das Symbol gegen den
Schah schlechthin.
Insgesamt spielten Frauen somit eine entscheidende Rolle beim Sturz des
Schah-Regimes. Die Frauenrechtlerin Parvaneh Eskandari, die 1998 von Schergen
des islamistischen Regimes ermordet wurde, sagte einmal diese Sätze, die ange-
sichts der rechtlichen Situation von Frauen unter dem jetzigen Regime verwun-
dern mögen: „Die Frauen haben die gleiche Rolle gespielt wie die Männer. Aber
man darf nicht vergessen, dass die Frauen in der Schahzeit größere Einschränkun-
gen hatten. In der Religion sahen sie einen Weg, ihre Einschränkungen zu über-
winden“.
Revolutionsführer Khomeini hatte Freiheit in allen Bereichen versprochen,
doch was folgte, war eine Wiederholung der Geschichte. Unter umgekehrten
Vorzeichen allerdings. Das Kopftuch wurde Pflicht. Drei Herrscher, eine Maxi-
me: Wir schreiben den Frauen vor, wie sie sich kleiden müssen, verwehren ihnen
Selbstbestimmung.
Doch anhand des Kopftuches lässt sich nicht nur iranische Geschichte schrei-
ben. Es ist auch das Symbol schlechthin für dieses System. Es gibt wohl nur drei
ideologische Pfeiler, die Iran zur Islamischen Republik machen. Zwei von ihnen,
die iranische Staatsdoktrin und der Anti-Amerikanismus, wurden seit der zweiten
Hälfte der neunziger Jahre immer stärker hinterfragt. Und dann gibt es da noch
das Kopftuch. Nicht zu Unrecht assoziiert der Westen mit Iran immer zuerst das
Kopftuch.
Aber deshalb werden die Islamisten auch so lange wie irgend möglich an dem
Stückchen Stoff festhalten. Die Frauenrechtlerin Mehrangiz Kar nannte einmal
eine naheliegende Begründung dafür, als sie sagte, dass islamische Herrschaftssys-
teme mit der Unterdrückung der Frau begännen: „Sie wählen damit die schwächs-
ten Opfer um eine Atmosphäre der Furcht zu schaffen. Wenn Angst herrscht, dann
fürchten sich alle und die Herrschenden können ihre Macht stabilisieren. Es ist
doch nicht vorstellbar, dass die Hälfte der Menschen in Angst lebt und zugleich
die Bevölkerung als Ganzes sich selbstbewusst mit den politischen Problemen aus-
einandersetzt.“
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