Nachruf auf Berthold Stech
Die Arbeiten Stechs und Jensens fanden nicht die volle Anerkennung, die
sie verdient hätten, obwohl Pauli, „das Gewissen der Physik“, immer wieder auf
ihre Bedeutung hinwies. Ein Grund dafür mag gewesen sein, dass die beiden nach
einer physikalischen Begründung für die Invarianz suchten, während heute die
Symmetrie als eine grundlegende Eigenschaft des Aufbaus der Materie betrachtet
wird.
Für Berthold Stech hat diese frühe Arbeit dazu geführt, dass er sich weiterhin
intensiv mit der schwachen Wechselwirkung beschäftigte und dazu entscheidende
Beiträge lieferte; auf diese will ich mich im Folgenden konzentrieren.
Seit den 1970er Jahren wurden an Beschleunigern ganz neue Arten von Teil-
chen entdeckt, die in unserer Welt allenfalls ganz kurz nach dem Urknall in nen-
nenswerter Menge vorkamen. Diese neuen Teilchen ließen auf die Existenz von
solchen subnuklearen Teilchen (Quarks) schließen, die wesentlich schwerer sind
als diejenigen, aus welchen die uns vertraute Materie besteht. Sie können nicht
durch starke Wechselwirkung zerfallen und sind daher ideal, um die schwache
Wechselwirkung näher zu untersuchen. Berthold Stech entwickelte zusammen
mit jüngeren Mitarbeitern ein Modell für die neuen Teilchen, mithilfe dessen die
Zerfälle mit nur sehr wenigen Eingangsparametern berechnet werden können. Er
konnte daher auch viele typische Eigenschaften vorhersagen, die für die geplanten
Experimente entscheidend waren.
Auch hier sind die Einzelheiten in einem kurzen Nachruf unmöglich zu
vermitteln, aber die folgende Geschichte wirft ein bezeichnendes Licht auf sein
Ansehen und auf seine Arbeitsweise: Das Stech’sche Model war so übersichtlich
und enthielt so wenige Parameter, dass er seine Ergebnisse mit Hilfe eines kleinen
Taschenrechners erhalten konnte. Viele im Institut erinnern sich noch daran, wie
er in seinem Zimmer am Schreibtisch mit hochgeschobener Brille die Zahlen auf
den Minirechner eintippte.
Ausgehend von den Grundgleichungen der Quantenfeldtheorie ist es mög-
lich, solche Werte für die schwachen Zerfälle der neuen Teilchen auf Supercom-
putern mit vielen Stunden Rechenzeit zu erhalten. Als eine Kollegin aus Berkeley
über ihre Rechnungen an dem damals größten Computer berichtete, verglich sie
ihre Ergebnisse natürlich mit den experimentellen Daten. Dort aber, wo noch kei-
ne Daten vorlagen und wo sie Vorhersagen machen konnte, verglich sie die Ergeb-
nisse aus dem Supercomputer mit den Rechnungen von Berthold Stech.
Der größte deutsche Teilchenbeschleuniger, das Deutsche Elektronen-Syn-
chrotron DESY in Hamburg, hat bei der Planung und Auswertung von entschei-
denden Experimenten aus den Stech’schen Arbeiten großen Nutzen gezogen. Bei
der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Berthold Stech durch die Universität
Hamburg wurde seine führende Rolle „als anregender und begleitender Theoreti-
ker“ besonders gewürdigt.
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Die Arbeiten Stechs und Jensens fanden nicht die volle Anerkennung, die
sie verdient hätten, obwohl Pauli, „das Gewissen der Physik“, immer wieder auf
ihre Bedeutung hinwies. Ein Grund dafür mag gewesen sein, dass die beiden nach
einer physikalischen Begründung für die Invarianz suchten, während heute die
Symmetrie als eine grundlegende Eigenschaft des Aufbaus der Materie betrachtet
wird.
Für Berthold Stech hat diese frühe Arbeit dazu geführt, dass er sich weiterhin
intensiv mit der schwachen Wechselwirkung beschäftigte und dazu entscheidende
Beiträge lieferte; auf diese will ich mich im Folgenden konzentrieren.
Seit den 1970er Jahren wurden an Beschleunigern ganz neue Arten von Teil-
chen entdeckt, die in unserer Welt allenfalls ganz kurz nach dem Urknall in nen-
nenswerter Menge vorkamen. Diese neuen Teilchen ließen auf die Existenz von
solchen subnuklearen Teilchen (Quarks) schließen, die wesentlich schwerer sind
als diejenigen, aus welchen die uns vertraute Materie besteht. Sie können nicht
durch starke Wechselwirkung zerfallen und sind daher ideal, um die schwache
Wechselwirkung näher zu untersuchen. Berthold Stech entwickelte zusammen
mit jüngeren Mitarbeitern ein Modell für die neuen Teilchen, mithilfe dessen die
Zerfälle mit nur sehr wenigen Eingangsparametern berechnet werden können. Er
konnte daher auch viele typische Eigenschaften vorhersagen, die für die geplanten
Experimente entscheidend waren.
Auch hier sind die Einzelheiten in einem kurzen Nachruf unmöglich zu
vermitteln, aber die folgende Geschichte wirft ein bezeichnendes Licht auf sein
Ansehen und auf seine Arbeitsweise: Das Stech’sche Model war so übersichtlich
und enthielt so wenige Parameter, dass er seine Ergebnisse mit Hilfe eines kleinen
Taschenrechners erhalten konnte. Viele im Institut erinnern sich noch daran, wie
er in seinem Zimmer am Schreibtisch mit hochgeschobener Brille die Zahlen auf
den Minirechner eintippte.
Ausgehend von den Grundgleichungen der Quantenfeldtheorie ist es mög-
lich, solche Werte für die schwachen Zerfälle der neuen Teilchen auf Supercom-
putern mit vielen Stunden Rechenzeit zu erhalten. Als eine Kollegin aus Berkeley
über ihre Rechnungen an dem damals größten Computer berichtete, verglich sie
ihre Ergebnisse natürlich mit den experimentellen Daten. Dort aber, wo noch kei-
ne Daten vorlagen und wo sie Vorhersagen machen konnte, verglich sie die Ergeb-
nisse aus dem Supercomputer mit den Rechnungen von Berthold Stech.
Der größte deutsche Teilchenbeschleuniger, das Deutsche Elektronen-Syn-
chrotron DESY in Hamburg, hat bei der Planung und Auswertung von entschei-
denden Experimenten aus den Stech’schen Arbeiten großen Nutzen gezogen. Bei
der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Berthold Stech durch die Universität
Hamburg wurde seine führende Rolle „als anregender und begleitender Theoreti-
ker“ besonders gewürdigt.
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