D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
5. Ein transdisziplinäres Modell zum kollektiven Entscheiden:
Meinungsbildung aus linguistischer und physikalischer
Perspektive
Kollegiatin und Kollegiat: Dr. Katharina Jacob,1 Dr. Carsten Litte k2
Mitarbeiter: Jöran Landschoff
1 Germanistisches Seminar, Universität Heidelberg
2 Institut für Theoretische Physik, Universität Heidelberg
In den ersten drei geförderten Jahren des Projekts „Ein transdisziplinäres Modell
zur Struktur- und Musterbildung kollektiven Entscheidens: Synergieeffekte zwi-
schen linguistischen, biologischen und physikalischen Ansätzen“ (2019 - 2021)
haben wir Ansätze aus der Linguistik, Biologie und Physik zusammengeführt,
um kollektives Entscheiden transdisziplinär zu modellieren. In der gemeinsamen
Monographie Collective Decision Making. A transdisciplinary Exchange between Lin-
guistics, Biology and Physics präsentieren wir in zwei Buchabschnitten die Ergeb-
nisse unserer Arbeit, die in einer Darstellung des transdisziplinären Modells auf
abstrakt-konzeptioneller Ebene münden. Die Arbeit am ersten Buchabschnitt ist
abgeschlossen, der zweite Buchabschnitt wird in den nächsten Monaten finalisiert
und begutachtet. In der bewilligten Projektverlängerung von zwei Jahren (2022 -
2023) soll nun davon ausgehend das transdisziplinäre Modell durch einen konkre-
ten Fokus angewendet, differenziert und modifiziert werden. Um dies gewährleis-
ten zu können, reduziert sich das Projekt auf die Zusammenarbeit von Linguistik
und Physik, wobei die biologischen Konzepte aus den ersten drei Projektjahren
nachhaltig genutzt werden. Wir untersuchen Meinungsbildung als zentrale Form
kollektiven Entscheidens aus diskurs-/soziolinguistischer und (sozio-)physikali-
scher Perspektive. Als konkrete Methode verwenden wir einen netzwerkanalyti-
schen Ansatz, um am Beispiel von Twitterkommunikation und dem Diskurs um
die Corona-Pandemie einen stetigen methodischen Wechsel zwischen agenten-
basierten Simulationen in der Physik und empirischen Analysen von Entschei-
dungskommunikationsverläufen in der Linguistik durchzuführen. Dieser Fokus
auf einer linguistisch-physikalisch motivierten Analyse von Meinungsbildung ist
ein zentrales Desiderat.
Aus linguistischer Sicht Meinungsbildungsdynamiken als kollektives Ent-
scheiden zu untersuchen, stellt den Analytiker vor einige Herausforderungen.
Es müssen gleich mehrere Heuristiken herangezogen werden, die zunächst da-
nach fragen, welche Meinungen überhaupt betrachtet werden sollen, wie sie zu
benennen und auszumachen sind und was eigentlich mit einer „Dynamik“ der
Meinungen gemeint ist. Zur Beantwortung dieser Fragen wurden im Promoti-
onsprojekt von Jöran Landschoff, das im WIN-Projekt thematisch verortet und
398
5. Ein transdisziplinäres Modell zum kollektiven Entscheiden:
Meinungsbildung aus linguistischer und physikalischer
Perspektive
Kollegiatin und Kollegiat: Dr. Katharina Jacob,1 Dr. Carsten Litte k2
Mitarbeiter: Jöran Landschoff
1 Germanistisches Seminar, Universität Heidelberg
2 Institut für Theoretische Physik, Universität Heidelberg
In den ersten drei geförderten Jahren des Projekts „Ein transdisziplinäres Modell
zur Struktur- und Musterbildung kollektiven Entscheidens: Synergieeffekte zwi-
schen linguistischen, biologischen und physikalischen Ansätzen“ (2019 - 2021)
haben wir Ansätze aus der Linguistik, Biologie und Physik zusammengeführt,
um kollektives Entscheiden transdisziplinär zu modellieren. In der gemeinsamen
Monographie Collective Decision Making. A transdisciplinary Exchange between Lin-
guistics, Biology and Physics präsentieren wir in zwei Buchabschnitten die Ergeb-
nisse unserer Arbeit, die in einer Darstellung des transdisziplinären Modells auf
abstrakt-konzeptioneller Ebene münden. Die Arbeit am ersten Buchabschnitt ist
abgeschlossen, der zweite Buchabschnitt wird in den nächsten Monaten finalisiert
und begutachtet. In der bewilligten Projektverlängerung von zwei Jahren (2022 -
2023) soll nun davon ausgehend das transdisziplinäre Modell durch einen konkre-
ten Fokus angewendet, differenziert und modifiziert werden. Um dies gewährleis-
ten zu können, reduziert sich das Projekt auf die Zusammenarbeit von Linguistik
und Physik, wobei die biologischen Konzepte aus den ersten drei Projektjahren
nachhaltig genutzt werden. Wir untersuchen Meinungsbildung als zentrale Form
kollektiven Entscheidens aus diskurs-/soziolinguistischer und (sozio-)physikali-
scher Perspektive. Als konkrete Methode verwenden wir einen netzwerkanalyti-
schen Ansatz, um am Beispiel von Twitterkommunikation und dem Diskurs um
die Corona-Pandemie einen stetigen methodischen Wechsel zwischen agenten-
basierten Simulationen in der Physik und empirischen Analysen von Entschei-
dungskommunikationsverläufen in der Linguistik durchzuführen. Dieser Fokus
auf einer linguistisch-physikalisch motivierten Analyse von Meinungsbildung ist
ein zentrales Desiderat.
Aus linguistischer Sicht Meinungsbildungsdynamiken als kollektives Ent-
scheiden zu untersuchen, stellt den Analytiker vor einige Herausforderungen.
Es müssen gleich mehrere Heuristiken herangezogen werden, die zunächst da-
nach fragen, welche Meinungen überhaupt betrachtet werden sollen, wie sie zu
benennen und auszumachen sind und was eigentlich mit einer „Dynamik“ der
Meinungen gemeint ist. Zur Beantwortung dieser Fragen wurden im Promoti-
onsprojekt von Jöran Landschoff, das im WIN-Projekt thematisch verortet und
398