Festvortrag von Prof. Dr. Volker Gerhardt
In politischer Sprache sprechen wir mit Jaspers von „Öffentlichkeit“. Dabei
ist es offenkundig, dass der öffentliche Raum nicht nur politische Gehalte umfas-
sen kann. Schließlich kann er gerade auch seine politische Funktion nur erfüllen,
wenn er alles umfasst, was Menschen in eigener Zielsetzung und durch eigene
Leistungen beeinflussen können.
Es ist eine der leichtesten intellektuellen Übungen, zuzugestehen, dass wir
nur das Wenigste von der Welt wissen, zu der wir gehören und in der wir leben, als
gehöre sie uns. Und tatsächlich können wir einen nicht geringen Anteil unseres
Wissens so bewahren und erweitern, dass es, der Möglichkeit nach, allen Menschen
zur Verfügung steht. Dazu brauchen wir Medien, über die Menschen nur unter
Einsatz der von ihnen in Jahrtausenden entwickelten Fertigkeiten und Verfahren
gebieten können.
Also gehört alles dazu, was Menschen durch Sprache, Schrift und zahlreiche
Techniken bewusst sein kann. Sie haben allesamt nur im sozialen Kontext Bedeutung.
Evolutions- und individualgeschichtlich entsteht das Bewusstsein erst im Umgang
des Menschen mit seinesgleichen - und es hat allein in diesem Zusammenhang
seinen Sinn. Karl Jaspers kommt das Verdienst zu, dieser Einsicht ihren philoso-
phischen Rang zu sichern.
10. Verantwortung für die Menschheit. Mein Gedankengang ist hier noch nicht zu
Ende, aber meine Rede muss zu einem Abschluss kommen. Ich hoffe, das gelingt
mit drei lakonischen Hinweisen auf Einsichten, die aus der von Jaspers aufge-
wiesenen Soziomorphie des Bewusstseins folgen. Die Hinweise betreffen: erstens
das interne Verhältnis verschiedener Vermögen im Menschen; zweitens die Koexistenz von
menschlichem Bewusstsein mit dem Bewusstsein anderer Lebewesen ; und drittens die Verant-
wortung des Menschen für die Menschheit und für die sie tragende Natur.
Also 1.: Der Begriff des auf menschliche Verständigung konzentrierten
Bewusstseins ist zwar im strengen Sinn auf die begrifflich gefasste Kommunikation
beschränkt, aber es fundiert alle bewussten Leistungen des Menschen in den Vor-
gängen des Empfindens, Fühlens oder Ahnens und füllt somit das ganze Feld des hu-
manen Welt-Erlebens von der Vergegenwärtigung der leiblichen Beschaffenheit, über
den Impuls zum Spielen und Erproben, bis hin zu den ästhetischen Regungen, der
künstlerischen Produktivität und ihrer Originalität sowie den unverzichtbaren Dispo-
sitionen zum Meinen und Glauben.
2. Das auf Mitteilung ausgerichtete Bewusstsein ist zwar mit Blick auf die
zugrundeliegende Sprache sowie auf die dabei zu Hilfe genommene Begrifflichkeit,
artspezifisch für den Menschen, es ist aber als verbindendes Organ zwischen interner
Steuerung und äußerer Wirkung eines Lebewesens keineswegs nur auf den Menschen
beschränkt! Auch die intelligenten Leistungen vieler Tiere und Pflanzen sind eigen-
tümlich für ihre Spezies und können als zusätzlicher Beleg dafür gelten, dass der
Mensch - zusammen mit allen anderen Lebewesen - als Teil der Natur verstanden
werden muss.
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In politischer Sprache sprechen wir mit Jaspers von „Öffentlichkeit“. Dabei
ist es offenkundig, dass der öffentliche Raum nicht nur politische Gehalte umfas-
sen kann. Schließlich kann er gerade auch seine politische Funktion nur erfüllen,
wenn er alles umfasst, was Menschen in eigener Zielsetzung und durch eigene
Leistungen beeinflussen können.
Es ist eine der leichtesten intellektuellen Übungen, zuzugestehen, dass wir
nur das Wenigste von der Welt wissen, zu der wir gehören und in der wir leben, als
gehöre sie uns. Und tatsächlich können wir einen nicht geringen Anteil unseres
Wissens so bewahren und erweitern, dass es, der Möglichkeit nach, allen Menschen
zur Verfügung steht. Dazu brauchen wir Medien, über die Menschen nur unter
Einsatz der von ihnen in Jahrtausenden entwickelten Fertigkeiten und Verfahren
gebieten können.
Also gehört alles dazu, was Menschen durch Sprache, Schrift und zahlreiche
Techniken bewusst sein kann. Sie haben allesamt nur im sozialen Kontext Bedeutung.
Evolutions- und individualgeschichtlich entsteht das Bewusstsein erst im Umgang
des Menschen mit seinesgleichen - und es hat allein in diesem Zusammenhang
seinen Sinn. Karl Jaspers kommt das Verdienst zu, dieser Einsicht ihren philoso-
phischen Rang zu sichern.
10. Verantwortung für die Menschheit. Mein Gedankengang ist hier noch nicht zu
Ende, aber meine Rede muss zu einem Abschluss kommen. Ich hoffe, das gelingt
mit drei lakonischen Hinweisen auf Einsichten, die aus der von Jaspers aufge-
wiesenen Soziomorphie des Bewusstseins folgen. Die Hinweise betreffen: erstens
das interne Verhältnis verschiedener Vermögen im Menschen; zweitens die Koexistenz von
menschlichem Bewusstsein mit dem Bewusstsein anderer Lebewesen ; und drittens die Verant-
wortung des Menschen für die Menschheit und für die sie tragende Natur.
Also 1.: Der Begriff des auf menschliche Verständigung konzentrierten
Bewusstseins ist zwar im strengen Sinn auf die begrifflich gefasste Kommunikation
beschränkt, aber es fundiert alle bewussten Leistungen des Menschen in den Vor-
gängen des Empfindens, Fühlens oder Ahnens und füllt somit das ganze Feld des hu-
manen Welt-Erlebens von der Vergegenwärtigung der leiblichen Beschaffenheit, über
den Impuls zum Spielen und Erproben, bis hin zu den ästhetischen Regungen, der
künstlerischen Produktivität und ihrer Originalität sowie den unverzichtbaren Dispo-
sitionen zum Meinen und Glauben.
2. Das auf Mitteilung ausgerichtete Bewusstsein ist zwar mit Blick auf die
zugrundeliegende Sprache sowie auf die dabei zu Hilfe genommene Begrifflichkeit,
artspezifisch für den Menschen, es ist aber als verbindendes Organ zwischen interner
Steuerung und äußerer Wirkung eines Lebewesens keineswegs nur auf den Menschen
beschränkt! Auch die intelligenten Leistungen vieler Tiere und Pflanzen sind eigen-
tümlich für ihre Spezies und können als zusätzlicher Beleg dafür gelten, dass der
Mensch - zusammen mit allen anderen Lebewesen - als Teil der Natur verstanden
werden muss.
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