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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

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B. Die Mitglieder
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I. Antrittsreden
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Steger, Florian: Antrittsrede vom 22. Januar 2022
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https://doi.org/10.11588/diglit.67410#0174
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B. Die Mitglieder

Studienstiftung des deutschen Volkes, ohne das ich meinen vielfältigen Interessen
nicht hätte nachkommen können; heute bin ich Vertraucnsdozent der Stiftung.
In München brachte mir Hellmut Flashar nicht nur die antike Tragödie und
Aristoteles näher, sondern unterstützte mich auch bei meinen ersten Schritten in
die antike Medizin. Für unsere Griechenlandexkursion bereitete ich ein Referat
zu Asklepios vor, ein Thema, das mich seitdem wissenschaftlich nicht mehr los-
gelassen hat.
Besonders wichtig war aber die Althistorikerin Linda-Marie Günther, die
meine Doktormutter wurde und die mit großem Verständnis für meine starke In-
anspruchgenommenheit durch das Studium der Humanmedizin geduldig sowie
stets konstruktiv-kritisch unterstützend meine Dissertation zur Asklepiosmedi-
zin in der römischen Kaiserzeit begleitete; die Arbeit verteidigte ich dann - Frau
Günther folgend - in Bochum. So fanden Religion, Medizin und Antike, Pole,
die mich bis zum heutigen Tag in meiner wissenschaftlichen Arbeit prägen, ihren
Niederschlag.
In der Folge sammelte ich dann in der Medizin Erfahrungen in der Neona-
tologie und der Psychotherapie. Und doch faszinierte mich das Wechselspiel von
Geistes- und Sozialwissenschaften auf der einen und der Humanmedizin auf der
anderen Seite so sehr, dass ich bald nach Erlangen ging, um dort im Rahmen des
von Hartmut Kugler geleiteten Graduiertenkollegs „Kulturtransfer im europäi-
schen Mittelalter“ als Postdoc Fragen des Humanistentreites über die Arabisierung
und Entarabisierung mittelalterlicher Medizin nachzugehen. Renate Wittern-Ster-
zel nahm mich hierfür am Erlanger Institut für Geschichte und Ethik der Medizin
auf.
Ausgezeichnet mit dem Bayerischen Habilitationsförderpreis bekam ich
sodann große Freiheiten und konnte mich ganz meiner Habilitation zu zeithis-
torischen und ethischen Fragen der Psychiatrie und Psychotherapie widmen. For-
schungsaufenthalte in London, Tel Aviv und Jerusalem sowie Budapest wurden
möglich. Als Gastwissenschaftler lernte ich das Münchner Max-Planck-Institut
für Psychiatrie kennen und - für mich am wichtigsten - meinen heutigen Partner,
der sich später im schönen Schwabing Münchens als Psychiater und Psychothera-
peut niederließ.
Als junger Privatdozent durfte ich sogleich ein Semester am Alfried Krupp
Wissenschaftskolleg in Greifswald verbringen und wurde in die Junge Akademie
an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie der Leo-
poldina aufgenommen. Hier machte ich intensive Erfahrungen.
2011 folgte ich dem Ruf nach Halle-Wittenberg und wurde Direktor des dor-
tigen Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin. Die fünf Jahre, welche ich
hier verbringen durfte, waren für mich sehr prägend. Zum einen konnte ich die
Ethik in die Klinik, direkt in die Patientenversorgung, bringen und dort eine Kli-
nische Ethikstruktur aufbauen, zum anderen wurde ich rasch mit der dringenden

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