Antrittsrede von Ralf von den Hoff
forschen und lehren im Blick auf die große Sammlung von Gipsabgüssen antiker
Skulpturen, auf einen Sprung zu den glänzenden Museen am Königsplatz und im
Umfeld inspirierender Kolleginnen und Kollegen im Institut.
Die Münchner Jahre waren wunderbar und umtriebig. Welche Folgen spä-
ter die Entscheidung haben würde, die bildlichen Darstellungen des Theseus,
des athenischen Polisheros, zum Thema meiner Habilitationsschrift zu machen,
konnte ich noch nicht wissen. Aber damit hatte ich mich für einen weiteren For-
schungsschwerpunkt entschieden: das Visuelle als das historisch sich wandelnde,
kulturelle imaginaire und Zeugnis von Geschichte. Dass sich damals, seit 1995, eine
ganze Gruppe von Habilitierenden in der Klassischen Archäologie zusammen-
fand, die gemeinsam in diese Richtung arbeiteten, dass daraus gemeinsame Ta-
gungen hervorgingen und viel wissenschaftliche Interaktion, hat mich geprägt. Ein
Jahr als Feodor-Lynen-Stipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung bei Alan
Shapiro in Baltimore 1999/2000 schuf beste Bedingungen für den Abschluss der
Habilitation. Es war zugleich eine prägende Erfahrung für die Produktivität, die
Interdisziplinarität über das eigene Fach hinaus eröffnet; und es schuf ein Netz-
werk mit US-amerikanischen Kolleginnen und Kollegen, aus dem Kooperationen
hervorgingen, die deutsche und amerikanische Forschungszugriffe in den Dialog
brachten.
Meine Theseus-Studie habe ich nicht als Monographie publiziert. Aufsätze
in deutscher und englischer Sprache machen manches zugänglich, aber die Lekti-
on, zur Qualifikation für eine Professur besser von Anfang an eine lesbare zweite
Monographie anzustreben, als eine Qualifikationsschrift, deren Gewicht sich in
Kilogramm und nicht in Gramm bemisst, gebe ich zwar heute penetrant weiter,
habe sie selbst aber zu spät realisiert.
Die Dynamik neuer Forschungsideen beflügelt in der PostDoc- und Habili-
tationsphase, wenn man denn eine Stelle hat, wie es mir vergönnt war. Beflügelnd
war bei mir das Interesse, das Visuelle auch auf seine Orte und den gebauten Raum
zu beziehen, wie es Archäologinnen und Archäologen in der Feldforschung errei-
chen können. Das Gymnasion von Pergamon und seine skulpturale Ausstattung
wurde mein erstes DFG-Forschungsprojckt an einem Ort, an dem ich schon als
Student das Ausgraben gelernt hatte.
Mit 40 Jahren kam ich 2004 auf meine erste unbefristete Stelle - eine große
Erleichterung auch für die gewachsene Familie. Als Redaktor der Publikationsrei-
he antiker Keramik, des Corpus Väsorum Antiquorum, an der Bayerischen Akademie
der Wissenschaften arbeitete ich allerdings nur kurz im Büro in der Münchner
Residenz. Der Ruf auf die Professur in Freiburg folgte bereits ein Jahr später, 2005.
Er brachte den nächsten Schub wissenschaftlicher Produktivität. Der Umzug der
Archäologischen Sammlung der Freiburger Universität und die Neukonzeption
der Sammlung standen sogleich an. Das schuf neue Möglichkeiten in Lehre und
Forschung. Eine erste Ausstellung mit Studierenden zum Gymnasion von Perga-
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forschen und lehren im Blick auf die große Sammlung von Gipsabgüssen antiker
Skulpturen, auf einen Sprung zu den glänzenden Museen am Königsplatz und im
Umfeld inspirierender Kolleginnen und Kollegen im Institut.
Die Münchner Jahre waren wunderbar und umtriebig. Welche Folgen spä-
ter die Entscheidung haben würde, die bildlichen Darstellungen des Theseus,
des athenischen Polisheros, zum Thema meiner Habilitationsschrift zu machen,
konnte ich noch nicht wissen. Aber damit hatte ich mich für einen weiteren For-
schungsschwerpunkt entschieden: das Visuelle als das historisch sich wandelnde,
kulturelle imaginaire und Zeugnis von Geschichte. Dass sich damals, seit 1995, eine
ganze Gruppe von Habilitierenden in der Klassischen Archäologie zusammen-
fand, die gemeinsam in diese Richtung arbeiteten, dass daraus gemeinsame Ta-
gungen hervorgingen und viel wissenschaftliche Interaktion, hat mich geprägt. Ein
Jahr als Feodor-Lynen-Stipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung bei Alan
Shapiro in Baltimore 1999/2000 schuf beste Bedingungen für den Abschluss der
Habilitation. Es war zugleich eine prägende Erfahrung für die Produktivität, die
Interdisziplinarität über das eigene Fach hinaus eröffnet; und es schuf ein Netz-
werk mit US-amerikanischen Kolleginnen und Kollegen, aus dem Kooperationen
hervorgingen, die deutsche und amerikanische Forschungszugriffe in den Dialog
brachten.
Meine Theseus-Studie habe ich nicht als Monographie publiziert. Aufsätze
in deutscher und englischer Sprache machen manches zugänglich, aber die Lekti-
on, zur Qualifikation für eine Professur besser von Anfang an eine lesbare zweite
Monographie anzustreben, als eine Qualifikationsschrift, deren Gewicht sich in
Kilogramm und nicht in Gramm bemisst, gebe ich zwar heute penetrant weiter,
habe sie selbst aber zu spät realisiert.
Die Dynamik neuer Forschungsideen beflügelt in der PostDoc- und Habili-
tationsphase, wenn man denn eine Stelle hat, wie es mir vergönnt war. Beflügelnd
war bei mir das Interesse, das Visuelle auch auf seine Orte und den gebauten Raum
zu beziehen, wie es Archäologinnen und Archäologen in der Feldforschung errei-
chen können. Das Gymnasion von Pergamon und seine skulpturale Ausstattung
wurde mein erstes DFG-Forschungsprojckt an einem Ort, an dem ich schon als
Student das Ausgraben gelernt hatte.
Mit 40 Jahren kam ich 2004 auf meine erste unbefristete Stelle - eine große
Erleichterung auch für die gewachsene Familie. Als Redaktor der Publikationsrei-
he antiker Keramik, des Corpus Väsorum Antiquorum, an der Bayerischen Akademie
der Wissenschaften arbeitete ich allerdings nur kurz im Büro in der Münchner
Residenz. Der Ruf auf die Professur in Freiburg folgte bereits ein Jahr später, 2005.
Er brachte den nächsten Schub wissenschaftlicher Produktivität. Der Umzug der
Archäologischen Sammlung der Freiburger Universität und die Neukonzeption
der Sammlung standen sogleich an. Das schuf neue Möglichkeiten in Lehre und
Forschung. Eine erste Ausstellung mit Studierenden zum Gymnasion von Perga-
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