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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

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B. Die Mitglieder
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I. Antrittsreden
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Nestler, Britta: Antrittsrede vom 16. Juli 2022
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https://doi.org/10.11588/diglit.67410#0189
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Antrittsrede von Britta Nestler

abhängige Vorgänge, sodass ich mich in der Diplomarbeit in Mathematik bei Prof.
Dr. Freistühler mit der numerischen Lösung von Schock- und Verdünnungswel-
len beschäftigte.
Bereits ein Jahr nach der Promotion erhielt ich mit 29 Jahren zum Winter-
semester 2001 einen Ruf auf eine Professur an der damaligen Fachhochschule
Karlsruhe in der Fakultät für Informatik. Diesen Ruf nahm ich an und startete
mit zwei DFG Projekten, um meine Forschung neben einem Lehrdeputat von 18
Semesterwochenstunden, das häufig auch 20 oder mehr Semesterwochenstunden
umfasste, weiterzuverfolgen. Der Ausbau der Forschung schritt rasant voran und
war schließlich so stark angewachsen, dass es schon im Jahr 2006 erforderlich war,
ein eigenes Institut mit dem Namen Institute of Computational Engineering zu grün-
den. Diese Maßnahme trug zur Forschungsprofilbildung und zur Bewältigung der
Verwaltungsaufgaben bei.
Der Schritt in die Informatik war zunächst großes Neuland. Es stellte sich
jedoch schnell heraus, dass das Einbeziehen informatischer Konzepte in die For-
schungsarbeit eine hervorragende Ergänzung zu der schon sehr interdisziplinä-
ren Ausrichtung darstellte. Konzepte und Methoden der Informatik ließen sich in
geradezu idealer Weise in die Materialmodellierung und Simulation einbringen.
So wurde schon 2001 der Grundstein für die Entwicklung eines modernen Si-
mulationsframeworks zur Materialsimulation auf Hochleistungsrechnern gelegt.
Mit dem Bestreben, größere Ausschnitte der Mikrostruktur schneller rechnen zu
können, lag und liegt die Lösung im High Performance Computing und so begann
das Team schon 2001 mit der Entwicklung des Softwarepakets unter der Vision
des Parallelen Rechnens. Das Projekt bekam den Namen Pace3D - Parallel algo-
rithmsfor crystal evolution in 3D und wird seither als in-house Expertensoftwaresys-
tem weiterentwickelt. Aufgrund des raschen Wachstums der Forschergruppe und
des Drittmittelvolumens kam es im Zuge von Strukturmaßnahmen zu weiteren
Institutsgründungen an der Hochschule Karlsruhe, im Jahr 2008 zur Gründung
des Instituts für Materialien und Prozesse und im Jahr 2017 zur Gründung des
heutigen Instituts für Digitale Materialforschung. Inhaltlich entwickelten sich die
Forschungsthemen in multiple Richtungen: Neben der Simulation metallischer
Legierungen wurden andere Materialien wie Polymere, Geomaterialien, Kerami-
sche Werkstoffe, Faserverbundwerkstoffe und andere Komposite betrachtet. Au-
ßerdem erweiterte sich das Spektrum der Berücksichtigung physikalischer Effekte
von thermisch und diffusiv getriebenen Phasenumwandlungen, über die Behand-
lung strömungs- und kontinuumsmechanischer Prozesse bis hin zu Magnetis-
mus und Elektrochemie. Gleichermaßen wurden die mathematischen Modelle
umfangreicher und ebenso wurde das Softwarepaket stetig ausgebaut. Uber das
im Jahr 2008 gegründete Steinbeis-Transferzentrum Werkstoffsimulation und Prozess-
optimierung wurde ein Transfer der Methoden von der Wissenschaft in die Wirt-
schaft und in die technische Anwendung erreicht. Das Unternehmen ermöglicht

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